Kinder können immer schlechter schwimmen

Landkreis · Wasserwacht zieht Bilanz

Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, proben die Ortsgruppen der Wasserwacht München immer wieder – wie hier im Freibad Unterhaching – Rettungsszenarien.  Foto: mst

Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, proben die Ortsgruppen der Wasserwacht München immer wieder – wie hier im Freibad Unterhaching – Rettungsszenarien. Foto: mst

Landkreis · Nicht nur die Wirtschaftskrise beutelte das Jahr 2008, auch die Kreiswasserwacht München hatte in den vergangenen zwölf Monaten wieder große Herausforderungen zu stemmen.

Brennpunkte waren auch diesmal wieder die beliebten Badestellen am Flaucher und an der Marienklause, wo jugendlicher Leichtsinn den Rettungskräften immer wieder in der Badesaison zusetzt. Eine Lebens- und zwei Wasserrettungen, 53 Erste-Hilfe-Maßnahmen, 29 Streifengänge, zwölf Hilfeleistungen an Kanuten sowie sechs First-Responder-Einsätze lautet dort die Bilanz für das abgelaufene Jahr.

Zwei jungen Männern wäre ihr Alkoholgenuss fast zum Verhängnis geworden, wie Heinz Effenberger von der Kreiswasserwacht schildert. Sie waren am 6. August mit einem Schlauchboot auf der Hochwasser führenden Isar unterwegs. »An der Marienklause übersahen sie den Wasserfall und gerieten in die dahinter befindliche Wasserwalze. Ein Mann stürzte dabei aus dem Boot«. Die Wachmannschaft habe sofort die »Wasserwacht Flaucher« und die Wasserrettung der Berufsfeuerwehr gerufen, denen es auch gelang, den in der Isar treibenden Mann mit einem Seil an Land zu ziehen. Seinen Kameraden konnten die Männer durch einen angeleinten Retter aus dem Sog befreien. »Das Schlauchboot konnten wir wegen Gefahr für die Einsatzkräfte erst fünf Tage später bergen. Es war völlig zerstört.«

Ein Drama spielte sich auch beim »Münchner Kanuslalom« ab, der am 4. und 5. Oktober auf der Isar stattfand. Eine siebenköpfige Schweizer Gruppe war auf dem umgebauten Flößerkanal in »Seenot« geraten. »Bei den ersten drei Hindernissen kenterten alle drei Boote und trieben mit-samt Besatzung und Aus- rüstungsgegenständen ins Wasser«, schildert Effenberger. Nur dem sofortigen Eingreifen von neun Rettungsschwimmern war es zu verdanken gewesen, dass Schlimmeres verhindert wurde. »Alle Kanuten mitsamt Ausrüstung und zwei Booten konnten heil ans Ufer gebracht werden.« Das dritte Gefährt hingegen hatte sich unter Wasser an einem Hindernis verkeilt und war abgeknickt. Mit vereinten Kräften konnten wir es mit Totalschaden aus der starken Strömung befreien«, führt der Wasserwacht-Sprecher weiter aus.

Große Sorge bereitet der Kreiswasserwacht München, die 2008 ihr 125-jähriges Bestehen feierte, indes die bei vielen Kindern und Jugendlichen fehlende Schwimmfähigkeit. Vielen Heranwachsenden in Deutschland kostete dieses Manko bereits das Leben: »In der Altersklasse der Kinder unter 15 Jahren ist das Ertrinken die zweithäufigste Todesursache nach den Verkehrsunfällen«, weiß Effenberger. Während vielerorts Bade- und Wellnesstempel aus dem Boden schießen und für Spaß und Abwechslung sorgen, bleibe das Elementare, die Schwimmfähigkeit, oft auf der Strecke.

Eine Gefahr, auf die auch der Leiter der Ortsgruppe Riem der Münchner Wasserwacht, Georg Haßlbeck, hinweist: »Es wächst eine Generation von Nicht-Schwimmern heran«, lautet seine Diagnose. Im Zeitalter der Megabäder mit Whirlpools, Spaß- und Planschbecken und exotischen Dampfbädern stehen die Zeichen auf Vergnügungen. Heute knabbern die Kleinen lieber Pommes am Beckenrand, als das Brustschwimmen oder Kraulen zu erlernen – mit bedenklichen Folgen: »Immer mehr normale Schwimmbäder würden damit unattraktiv«, konstatiert Haßlbeck. »Der beste Schutz vor dem Ertrinken ist nun mal, Schwimmen zu lernen.« Er appelliert an die Eltern, ihren Kindern das Schwimmen möglichst früh beizubringen oder sie in entsprechende Kurse zu schicken. Spätestens im Alter von zehn Jahren sollten sie diese Fertigkeit beherrschen.

mst

Artikel vom 07.01.2009
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