Ursula Huttner ist der Weihnachtsengel 2008 der Münchener Nord-Rundschau

Feldmoching · Ein »ganz normaler« Engel

Drei Engel für die Nord-Rundschau: Weihnachtsengel Ursula Huttner mit Ilja Eberle (zwei Jahre), der seine von »Uschi« gestaltete Weihnachtskerze mitgebracht hat, und mit der Auszeichnung der Nord-Rundschau.Foto: em

Drei Engel für die Nord-Rundschau: Weihnachtsengel Ursula Huttner mit Ilja Eberle (zwei Jahre), der seine von »Uschi« gestaltete Weihnachtskerze mitgebracht hat, und mit der Auszeichnung der Nord-Rundschau.Foto: em

Feldmoching · »Genau so stelle ich mir einen Engel vor: Jemand, der Menschen begleitet, still und manchmal auch heimlich«, erzählt Markus Eberle, Pfarrer an der Bethanienkirche. Und meint damit Ursula Huttner, die ihm in seiner Gemeinde immer wieder auffällt, weil sie stets genau da auftaucht, wo es anzupacken gilt.

Sei es im wörtlichen Sinne, um Biergartengarnituren zu transportieren oder Kulissen für ein Krippenspiel zu schreinern, oder – meistens – im übertragenen Sinne. Deshalb hat er sie der Münchener Nord-Rundschau als »Weihnachtsengel« vorgeschlagen.

Ihre Reaktion: »Wieso ich? Es gibt doch noch viel mehr Menschen, die was tun – auch in unseren katholischen Partnergemeinden und bei den Menschen, die den Asylsuchenden der Gemeinschaftsunterkunft an der Waldmeisterstraße helfen.«

Und während sie so erzählt, wo sie überall auf Menschen trifft, die sich auch engagieren, findet sie selbst es immer noch ganz selbstverständlich, dass sie jede Woche mindestens zehn Stunden im Einsatz ist für andere – ob sie Lesezeichen herstellt, um sie für die Renovierung des Turms der Kapernaumkirche zu verkaufen, Taufkerzen gestaltet, Kinder betreut oder, auch das gab es schon, als gelernte Ergotherapeutin einen Menschen am Ende seines Lebens nicht nur mit Körperarbeit begleitet, soweit dies noch möglich ist, sondern auch mit Gesprächen und Besorgungen.

Eine Erfahrung, die sie nicht als Belastung in Erinnerung hat: »Das war schön! Die Gespräche mit dieser Frau waren sehr gut.« Aber jetzt, wo ihr Mann in Rente ist, wäre es doch vielleicht auch ganz schön, über die eigene Zeit freier verfügen zu können? »Nein!« Die Antwort kommt schnell und bestimmt. »Ganz ohne Arbeit, das wäre kein schönes Leben.« Vieles von dem, was sie als Ergotherapeutin gelernt hat, kann sie jetzt einsetzen – ihre handwerklichen Fähigkeiten, ihre Sensibilität für andere Menschen, besonders für Kinder. So hat sie im Asylbewerberlager an der Waldmeisterstraße eine Vorschulgruppe gegründet, damit die dort untergebrachten Kinder eine Chance haben, an der deutschen Schule zu bestehen. Inzwischen können die Kinder der Waldmeisterstraße in einen privaten Kindergarten gehen.

Ursula Huttner ist aber immer noch aktiv in der Unterkunft, bietet jetzt jede Woche Hausaufgabenbetreuung an. Und freut sich über Erlebnisse wie während der Fußball-Europameisterschaft, als bei einem Sieg der deutschen Mannschaft in allen Zimmern der »Deutschland«-Jubel losbrach.

Die aktuelle Diskussion um die Schließung der Asylbewerberunterkunft verfolgt sie intensiv: »Natürlich sind wir froh, dass endlich die Öffentlichkeit Druck erzeugt hat. Die Zustände dort mit Ratten, undichten Toiletten und Temperaturen von 40 Grad im Sommer waren ja schon seit Jahren untragbar – nur wurde das (von der Regierung von Oberbayern, d. Red.) immer wieder geleugnet.« Doch einen Umzug für alle Bewohner in eine weit entfernte Unterkunft, wie es zunächst zum Jahreswechsel geplant war, hielte sie auch für »schlimm«. Zum Beispiel würden dadurch die Kinder aus ihren Schulklassen gerissen. Jetzt wird die bestehende Unterkunft einen Monat länger an der Waldmeisterstraße bleiben. Etwas mehr Zeit, um nach geeignetem Wohnraum zu suchen. Doch keine Verschnaufpause für Engel – und solche, die es werden wollen. Eva Mäkler

Artikel vom 22.12.2008
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