Denkvermögen fördernde Woche am Heinrich-Heine-Gymnasium

Neuperlach · Was haben Kunst und Mathe gemeinsam

Die Fachbetreuerin für Mathematik, Marion Sukowski, erläutert die Ausstellungstafeln. Foto: red

Die Fachbetreuerin für Mathematik, Marion Sukowski, erläutert die Ausstellungstafeln. Foto: red

Neuperlach · Was haben Kunst und Naturwissenschaften gemeinsam? Sehr viel mehr, als so mancher glauben mag. Davon zumindest ist die Betreuerin des Faches Mathematik am Heinrich-Heine-Gymnasium, Marion Sukowski, überzeugt: »Mathematische Erkenntnisse lassen sich hervorragend plastisch und bildnerisch darstellen – auch wenn das auf den ersten Blick nicht so aussieht«, meint die Lehrerin augen-zwinkernd.

Mehrere Tage lang hatten die Schüler die Möglichkeit, sich davon zu überzeugen: Bis zum vergangenen Wochenende war im Foyer der Schule die Ausstellung »Alles ist Zahl« zu sehen. Außerdem führte der Münchner Kabarettist und Mathematiker »Piano Paul« sein Stück »Pisa Bach Pythagoras« auf, daneben brachten die Neuntklässler den »Pythagoras« des Festspielhaus-Schauspielers Michael Dietrich auf die Bühne.

Eingebettet waren diese Veranstaltungen in das »Jahr der Mathematik«, das 2008 bundesweit begangen wird. Dass das Heinrich-Heine-Gymnasium in den Genuss der Wanderausstellung kam, war ein Glücksfall – in keiner anderen Münchner Schule wird sie zu sehen sein, da die Nachfrage aus dem gesamten Bundesgebiet enorm ist. Inzwischen sind die Alukisten schon wieder verpackt und auf dem Weg nach Westdeutschland. »Wir haben ganz schnell reagiert, als die Anfrage kam, ich schätze, deswegen haben wir den Zuschlag bekommen«, freut sich Sukowski. Wie ist es nun mit der Gemeinsamkeit zwischen Kunst und Mathematik bestellt? Auf 14 Schautafeln führt der Schweizer Lehrer, Grafiker und Künstler Eugen Jost mit der Kraft des Bildes in die Geheimnisse von Prim- und rationalen Zahlen ein, klärt spielerisch und farbenfroh über die Faszination des pythagoräischen Dreiecks auf und betritt mit dem »unendlichen Quadrat« sogar kosmisches Terrain. Aber auch ganz alltägliche Dinge lassen sich grafisch und mathematisch darstellen. Da ist zum Beispiel der »Quick Response«, ein spezieller Code, den in Japan über 50 Millionen Menschen zum Telefonieren nutzen.

Auf einer von Josts Roll-Ups werden die ellenlangen Datensequenzen zu geometrischen Gebilden vereinfacht, wie durch ein Labyrinth aus Rechtecken und Quadraten führt uns der Künstler. Allen Darstellungen ist gemeinsam, dass sie ein Rätsel enthalten, das dem Betrachter nicht wenig Gehirnschmalz abverlangt. Die Fachbetreuerin schätzt vor allem den pädagogischen Wert dieser Darstellungen: Hätten noch vor zehn Jahren die Lehrbücher mathematische Inhalte trocken vermittelt und den Zugang zu dem ohnehin als schwierig geltenden Fach erschwert, so werde Mathematik jetzt lebensnaher gestaltet. Eben das sei die Leistung der Kunst: »Manchmal sind mir die Lehrbücher aber jetzt ein wenig gar zu bunt«, sagt Sukowski und lacht. Auch das Kabarett von »Piano Paul« fand regen Anklang: Zahlreiche Schüler verfolgten das amüsante, aber inhaltlich anspruchsvolle Spektakel um die Seelenverwandtschaft von Bach und Pythagoras und damit der Musik und der Mathematik. Der Kabarettist mit der sonoren Bass-Stimme tritt in seinem Programm den unwiderruflichen Beweis an, dass Zahlen und Gefühle tatsächlich »auf einen Nenner« gebracht werden können. Und zwar, indem er unterschiedliche Rhythmen innerhalb eines Stücks – etwa einem Präludium von Bach – schlicht zu »teilerfremden Phänomenen« erklärt. Damit ist der Mann in der Lage, mit der linken Hand einen Vierviertel- und mit der rechten einen Dreiviertel-Takt zu spielen. Dass der große »Knall« genau nach zwölf Sechzehnteln kommt und sich hier für einen – allerdings äußerst flüchtigen – Augenblick die perfekte Harmonie einstellt, hat mit dem gemeinsamen Vielfachen zu tun, weiß der Gelehrte mit einem verschmitzten Lächeln.

Das »begehbare Koordinatensystem«, das in der Woche hätte vorgestellt werden sollen, ist noch nicht ganz fertig. Noch immer basteln die Schüler eifrig daran. Die Mathe-Fachbetreuerin versichert jedoch, dass es bald so weit sein wird. Einen konkreten Aufführungstermin hingegen gibt es für das Stück »Pythagoras – ein Geheimtreffen mit Zählsteinen und dem berühmten Dreieck«: Termin ist Dienstag, 21. Oktober, im Heinrich-Heine-Gymnasium. Karten können beim FestSpielHaus unter Tel. 67 20 20 gebucht werden.

Redaktion

Artikel vom 15.10.2008
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