Revierleitung besteht auf Anlage von Rückegassen

Perlach/Harlaching · Umgestaltung des Forstes umstritten

Eine »optimistische« und kämpferische Revierleiterin Renate Kreuzer und eine höchst skeptische Ingrid Hügenell. Foto: Redaktion

Eine »optimistische« und kämpferische Revierleiterin Renate Kreuzer und eine höchst skeptische Ingrid Hügenell. Foto: Redaktion

Perlach/Harlaching · Für die einen ist sie ein empfindlicher Eingriff in das Ökosystem des Perlacher Forstes, die anderen sehen darin eine notwendige Waldsanierungsmaßnahme: Mit »größter Sorge« betrachtet der »Verein zur Erhaltung und Pflege des Perlacher Forstes« die von den Bayerischen Staatsforsten angekündigte Bestands-Erschließung von Abschnitten des Waldes.

Es geht um eine Fläche von rund 200 Hektar, die das Areal zwischen dem Giesinger Waldhaus und den Waldrändern an der Autobahn A 995 und der Grünwalder Straße nahe der dynamisch-psychiatrischen Klinik und dem Harlachinger Krankenhaus umfasst. Dort will der den Bayerischen Staatsforsten unterliegende Münchner Forstbetrieb so genannte »Rückegassen« ins Unterholz schlagen lassen. Auf den etwa drei Meter breiten Schneisen, die tief ins Dickicht an den Wegrändern reichen, soll der Abtransport von Windwurfholz und Bäumen erfolgen, die Opfer von Stürmen geworden sind und jetzt kreuz und quer im Wald liegen.

Bislang mussten die Stämme händisch abtransportiert werden, was nach Darstellung von Revierleiterin Renate Kreuzer mit einem enormen Kostenaufwand, viel Personal und einer unzulänglichen Effizienz verbunden gewesen sei. Mit dem professionellen Einsatz von technischem Hilfsgerät, der seit der Forstreform von 2005 sukzessive in die Wege geleitet wird, soll sich das jetzt ändern: »Dürre Bäume oder auch immer wieder vorkommende Windwürfe können über das Rückegassensystem schnell und problemlos angesteuert und entfernt werden.« Auch die gekiesten Fußwege könnten bei vorhandener Erschließung »weitgehend unbeeinträchtigt« bleiben. Die beiden vergangenen Winter hätten gezeigt, dass die am Boden liegenden Stämme gerade »mangels systematischer Rückegassen« an die Forststraße gebracht werden müssten, informiert Kreuzer weiter: »Das hat oft zu Störungen des Besucherverkehrs geführt.«

Auf einer Länge von 400 Metern zwischen der Grünwalder Straße und dem Osten des Perlacher Forstes sollen jetzt etwa alle 30 Meter solche Gassen angelegt werden. Dass das Ökosystem durch diese Maßnahme Schaden nehmen könnte, schließt die Revierleiterin aus. Es sei vielmehr möglich, Sanierungen gezielt und punktuell vorzunehmen, was sich positiv auf den Bestand auswirken werde: »Markante Altkiefern werden von bedrängenden Lichtbaumarten freigestellt und die Sträucher, die entlang der Wiese wachsen, von den sie überwuchernden Bäumen befreit.« Erschlossen werden die Waldabschnitte über Holzernte- und Rückemaschinen, die Maßnahme soll Kreuzer zufolge zügig vorgenommen werden, »damit die Beeinträchtigung des Erholungsverkehrs auf ein Minimum beschränkt bleibt«. Eben das bezweifelt Ingrid Hügenell, Vorsitzende des Vereins zur Erhaltung und Pflege des Perlacher Forstes. Sie lehnt das Vorhaben ab, da es die Lebensgemeinschaften heimischer Tiere extrem beeinträchtigen werde. Zudem spricht sie von Beschwerden, die den Verein »am laufenden Band« erreichten: Spaziergänger und Mountainbiker sorgten sich um den Zustand der Forststraßen, die jetzt von schwerem Gerät befahren werden. Auch Lärmbelästigungen seien zu erwarten.

»Wir begrüßen das Vorhaben überhaupt nicht. Es soll nicht mit Harvestern, sondern wie bislang weiter händisch gearbeitet werden«, wünscht sich die Vereinsvorsitzende. Kreuzer indes weist darauf hin, dass während der Erschließung Baumfällungen vorgenommen werden und deswegen Sperrungen eingerichtet werden. »Erholungssuchende, die diese Sperrungen missachten, begeben sich in akute Lebensgefahr.«

Red.

Artikel vom 15.10.2008
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