Louis Constantin erklärt seine Kunst

Neuperlach · Die Spirale ist keine Spirale

Louis Constantin und seine Gattin Bina neben dem Bild »Ablauf von Flächen um Mittelachse« (renov. 2008). Foto: aha

Louis Constantin und seine Gattin Bina neben dem Bild »Ablauf von Flächen um Mittelachse« (renov. 2008). Foto: aha

Neuperlach · Tausende Autos fahren jeden Tag an ihr vorbei und sehen ihr – ehemals – leuchtendes Blau: »Die Blaue Spirale« von Louis Constantin an der Ecke Albert-Schweizer-/Heinrich-Wieland-/Corinthstraße. Im Juli 2009 soll die Farbe wieder zum Leuchten gebracht und das Kunstwerk gleich mit einer Informationstafel versehen werden.

Derzeit können Kunstinteressierte im Kulturhaus am Hanns-Seidel-Platz eine Ausstellung zum Entstehen der Plastik sehen, die am vergangenen Mittwoch eröffnet wurde. »Es ist mein egoistisches Interesse, den Perlacher Bürgern zu zeigen, wie dieses große Kunstwerk entstanden ist«, gibt Louis Constantin fröhlich lachend zu. Das Interesse kommt von Herzen. Denn seit 1975 in lebt Constantin in München, wo er von 1969-1971 bei Prof. Robert Jakobsen Meisterschüler und anschließend Lehrer an der Akademie der Bildenden Künste in München war. Und am Neuperlacher Heinrich-Heine-Gymnasium lehrte er von 1983 bis 1992 Kunst. »Es war wirklich ein Glücksfall, als ich 2001 vom Kulturreferat hörte, der BA 16 sucht Kunst für Neuperlach«, sagt der Künstler.

In der Ausstellung hängen zwei Vorarbeiten aus Holz an der Decke. »So kann man vielleicht sehen, dass die Spirale keine Spirale ist, sondern mehr eine Schraubenfläche«, erklärt er. Die dritte und vierte Variation sind über das Skizzenhafte nicht hinausgekommen, zeigen aber, wie sich die Objektidee weiter entwickelte bis zur heutigen Form der »Blauen Spirale«, deren eigentlicher Titel »7. Variation über den Ablauf von Schraubenflächen« ist. Zum Namen »Spirale« kam es in der Entstehungszeit 1970/72. »Du und deine Spirale«, witzelten Freunde und Meisterschüler über seine Idee, ein Riesenobjekt von dreieinhalb Meter Höhe und neun Meter Länge zu schaffen und es dank einer Erbschaft in die Tat umzusetzen. Fotos von der Arbeit im Atelier geben Einblick in seinen Bau. »Ich muss zugeben, dass die Spirale nachhaltiger wirkte, als die Grundidee der Schraubenfläche«, sagt Constantin.

Nachhaltigen Eindruck machen auch die weiteren ausgestellten Werke. Da gibt es Variationen mit sieben präparierten Fliegen, die auf Gardinenstoff, auf Kacheln oder auf einer Schraubenfläche aus Kunststoff aufgebracht sind. Andere zieren Tuschzeichnungen von Skeletten. Auch Constantins jüngste Werkidee ist ausgestellt: Seit dem Jahr 2000 sammelte und trocknete er etwa 250 Lammschädel. Aus ihnen baute er – bislang als Gipsmodell – eine Pyramide, die von der »Apotheose des Krieges« des russischen Künstlers Wasili Wereschtschagin (1842-1904) angeregt wurde. Vier Original-Lammschädel am Garderobenständer untermauern den Eindruck, dass Vergänglichkeit, Tod und Wiederauferstehung ein prägendes Thema bei dem sympathischen Künstler sind und die Spirale ihn nicht los lässt: »Von der ‹blauen Spirale› zu den Spiralen des Todes« (1. Modell) 2008. Informationen unter www.louis-constantin.de. Die Ausstellung ist noch bis 31. Oktober während der öffentlichen Veranstaltungen zu sehen.

Angela Boschert

Artikel vom 15.10.2008
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