Der Verein »Alle Acht« Wird fünfzig und feiert das fast vergessene Kulturgut

Haidhausen · Viel Schafkopf-Nostalgie

Andreas Aumer beim Schafkopfen. Am liebsten wären ihm alle vier Ober und Unter dann hätte er eine »Sie« gelegt. Mehr geht im Spiel nicht.   Foto: ks

Andreas Aumer beim Schafkopfen. Am liebsten wären ihm alle vier Ober und Unter dann hätte er eine »Sie« gelegt. Mehr geht im Spiel nicht. Foto: ks

Haidhausen · »De Kuglbauer Théres ist de reinste Geldsau« – was sich wie eine echte bayerische Beleidigung höchsten Grades anhört ist in Wahrheit charmantester Schafkopf-Jargon. Die »Schellen- Sau« bringt eben viel Geld ein. Das urige Kartenspiel droht in Vergessenheit zu geraten. Gut, dass es den Schafkopf-Verein »Alle Acht« gibt – und das jetzt schon seit 50 Jahren.

1958 von zwölf Männern gegründet hat sich der Club bis heute erhalten. Seitdem wird ordentlich auf den Tisch gehauen und so mancher »Preiß« ist von der deftigen Sprache oftmals überrascht.

Am Sonntag, 12. Oktober, findet zu Ehren des Vereins und zur Erhaltung der Schafkopf-Kultur, ein großes Jubiläumsfest mit Schmankerln, Musik und viel Schafkopf-Nostalgie statt.

»Bei uns stehen vor allem der Spaß und die Freude im Vordergrund. Auf Vereinsmeierei können wir verzichten«, erklärt Vereins-Vorstand Andreas Aumer. Seit 2002 ist er Mitglied und vor zwei Jahren wurde er zum Vorsitzenden gewählt. Seither versucht er »den Haufen zusammenzuhalten.« In den Anfangsjahren des Vereins hieß es noch: »Frauen müssen draußen bleiben«. Erst 1980 stießen auch weibliche Mitspieler dazu. Jedes Jahr wird ein Schafkopfmeister ermittelt. Im Jahr 2000 war es dann endlich eine Meisterin und Luise Stahl ist noch heute stolz darauf. »Wir warten nämlich seitdem auf eine neue Meisterin«, sagt Aumer. Jeden zweiten Freitag im Monat treffen sich die 31 Mitglieder in der Sportgaststätte Ostkurve, Sieboldstraße 4, um die Schafkopf-Kultur aufrecht zu erhalten. »Es werden immer weniger, auch wenn wir dieses Jahr zehn neue Mitglieder bekommen haben«, erklärt Aumer.

Vielfach liege es auch an den steigenden Getränkepreisen und die wenigsten Wirtshäuser würden Schafkopf-Vereinen Einlass gewähren. Wer die 50 Euro Jahresbeitrag bezahlt, kann dann an den zahlreichen Aktivitäten abseits des Wirtshaustisches teilnehmen. Neben Biergartenbesuchen gibt es einmal im Jahr einen Ausflug. Zweimal jährlich initiiert Aumer ein Schafkopfrennen, aber bisher sind die Mitglieder dabei unter sich geblieben. Denn der Verein ist eine Rarität. »Es gibt nur einen Club in München, der älter ist als wir. Aber es besteht leider kein Kontakt«, erklärt Aumer. Dreimal kann man unverbindlich vorbeischauen und mitspielen, dann muss man die Mitgliedschaft unterschreiben.

Wer sich informieren möchte, kann Aumer telefonisch unter der Nummer 4 48 67 18 erreichen. Die Vorrausetzungen sind denkbar einfach: »Man muss Schafkopfen können und es ist nicht verkehrt die bayerische Sprache zu beherrschen«, lacht Aumer. ks

Artikel vom 30.09.2008
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