Evangelische Lätare-Gemeinde verliert weitere halbe Stelle

Neuperlach · Pfarrer Kühnen geht

Pfarrer Sebastian Kühnen verlässt nach knapp zehn Jahren die Lätare-Gemeinde	und wechselt zum Büro des 2. Ökumenischen Kirchentages.  Foto: Karl Hirt

Pfarrer Sebastian Kühnen verlässt nach knapp zehn Jahren die Lätare-Gemeinde und wechselt zum Büro des 2. Ökumenischen Kirchentages. Foto: Karl Hirt

Neuperlach · Nach über neuneinhalb Jahren verlässt Pfarrer Sebastian Kühnen die Lätare-Gemeinde und wechselt in das Büro des 2. Ökumenischen Kirchentages, der 2010 in München stattfinden wird.

Die Lätare-Gemeinde verliert beim Wechsel eine weitere halbe Pfarrstelle. Die zweite Pfarrstelle wird nur noch zur Hälfte wiederbesetzt. Die Stellenausschreibung läuft bereits.

Grund für die Streichung ist die rapide sinkende Zahl der Gemeindemitglieder. Waren es 1991 noch 8500 Mitglieder, so sank die Zahl in den vergangenen Jahren auf 5415 Mitglieder (Stand: 2006). Pfarrer Kühnen führt dies auf die veränderte Bevölkerungsstruktur zurück. »Neuperlach wurde in den 70er Jahren bezogen, viele ehemalige Bewohner sind inzwischen verstorben oder weggezogen. Und es ziehen keine Christen mehr nach, sondern überwiegend Muslime«, so seine Beobachtung. Kühnen hatte am 1. März 1999 seinen Dienst in der Evang.-Luth. Lätare-Gemeinde – damals auf der 3. Pfarrstelle – angetreten, gerade rechtzeitig, um als Pfarrer der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Neuperlach Süd eingeführt zu werden und die Einweihung der damals nagelneuen Kirche vorzubereiten. »Damals herrschte noch Aufbaueuphorie, doch schon bald zeigte sich, dass sich der Trend umkehren würde«, so Kühnen.

In den ersten beiden Jahren war Kühnen als Sprengelpfarrer der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche tätig, damit verknüpft war die Arbeit mit Kindern und Familien sowie die Bildungs- und Kulturarbeit der Gemeinde. Im Zuge des Gemeindeaufbaus baute er auch das »Tagescafé in der Einen Welt« auf, das über etliche Jahre in der Kirche erfolgreich lief. Gemeinsam mit dem Kirchenbauförderverein war es dem Geistlichen vergönnt, die Gemeinde beim Guss und der Weihe der gestifteten Glocken zu begleiten.

Nach dem Weggang von Pfarrer Hans Georg Strauch und der Streichung der vierten halben Pfarrstelle der Lätare-Gemeinde begann ein Umstrukturierungsprozess der Gemeinde. Pfarrer Kühnen wechselte mit Pfarrerin Christiane Sinning die Stelle und übernahm fortan das Stephanszentrum. Die Bildungs- und Kulturarbeit der Gemeinde führte er weiter, von Pfarrer Strauch übernahm er die geistliche Begleitung der Jugendarbeit und die Öffentlichkeitsarbeit. Das Stephanszentrum wurde in ein Jugend-, Kultur- und Bildungshaus umgewandelt. Maßgeblich war Pfarrer Kühnen an der Entwicklung und Durchführung der LebensZeichen-Gottesdienstreihe beteiligt, für die er zuletzt alleine verantwortlich war.

Bedingt durch den Weggang von Jugendreferentin Moni-ka Ferstl und Pfarrerin Christiane Sinning sowie die Streichung ihrer Stellen war Küh- nen schließlich alleine für die Konfirmanden- und Jugendarbeit zuständig. »Ich bin stolz, dass es uns trotz des Schrumpfungsprozesses gelungen ist, ein aktives Gemeindeleben aufrecht zu halten«, betont Kühnen. Im gottesdienstlichen Bereich gab er Impulse, indem er unter anderem Gottesdienste mit Tanz, Salbung oder lyrischen Texten einführte.

In der letzten Phase seines Wirkens mussten Lösungen gesucht werden, um angesichts stark sinkender Gemeindemitgliederzahlen und finanzieller Mittel das Stephanszentrum nicht gänzlich zu verlieren. Kühnen half mit, das drohende Unheil abzuwenden, indem er die Untervermietung des Erdgeschosses im evangelischen Gebäudeteil an das Alten- und Service-Zentrum Perlach in Trägerschaft der Caritas unterschriftsreif machte. »Ich bin sehr dankbar, dass es uns gelungen ist, das ASZ ins Stephanszentrum zu holen. So können wir den sozial- diakonischen und christlichen Geist des Stephans-zentrums und damit dieses einmalige ökumenische Gemeindezentrum erhalten«, sagt Kühnen. Mit Ablauf seiner Dienstzeit tritt der Geistliche am 1. Oktober eine Projektstelle als Referent im Büro des 2. Ökumenischen Kirchentages an, der im Mai 2010 in München stattfinden wird. Kühnen wird in den nächsten zwei Jahren bei der Umsetzung und Verwirklichung vieler Veranstaltungen des Kirchentages mithelfen. »Es ist üblich, dass ein Pfarrer nach zehn Jahren wechselt«, erklärt Kühnen. Die Arbeit im Büro des Kirchentages sei eine Herausforderung für ihn, da die Projektstelle nur auf zwei Jahre begrenzt ist. Was er danach machen wird, weiß er noch nicht. »Aber es ist ein guter Zeitpunkt, noch einmal etwas zu wagen«, sagt der 44-Jährige lächelnd.

Abschiedsgottesdienst

In der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche am Dietzfelbingerplatz wird Pfarrer Kühnen noch einmal am Sonntag, 28. September, um 11.00 Uhr einen Abendmahlsgottesdienst unter dem Titel »Die Erneuerung des Bundes« halten. Seinen wirklich letzten Gottesdienst mit anschließender offizieller Verabschiedung gestaltet Pfarrer Kühnen am Erntedank-Sonntag, 5. Oktober, um 10.00 Uhr in der Lätarekirche, Quiddestraße 15. Kirchenmusikalisch wirken an diesem Gottesdienst die Kantorei unter der Leitung von Erika Brüsch, der Posaunenchor unter der Leitung von Sabine Roß sowie der von Kühnen mitbegründete Gospelchor der Lätare-Gemeinde »Gospels & more« unter der Leitung von Michael Flannagan mit. Im Anschluss an den Festgottesdienst unter Mitwirkung des Kindergartens der Lätare-Gemeinde wird der Geistliche bei einem Stehempfang offiziell aus der Gemeinde verabschiedet. Parallel zum Gottesdienst bietet der Kindergarten eine Kinderbetreuung an.

Schon vor Beginn der Vakanzzeit hat Pfarrer Friedhelm Krocker die Vertretung insbesondere in der Konfirmanden- und Jugendarbeit übernommen. Im Januar, so hofft Kühnen, wird ein neuer Pfarrer im Amt sein.

S.Föll

Artikel vom 24.09.2008
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