Haimhausen · Jung, sportlich, sozial

Der FSJler Felix Schiedel, umrahmt vom SV Haimhausen durch Sabine Hirner, die Vereinssekretärin, und Theo Thönnissen. Foto: sh

Haimhausen · »Freiwilliges Soziales Jahr« (FSJ) oder »Zivildienst«– in den meisten Ohren klingt das nach Kinder- oder Altersheim, vielleicht noch nach Behindertenarbeit. Doch der SV Haimhausen geht jetzt als erster Sportverein aus einem Landkreis im Norden Münchens neue Wege in der Jugendarbeit – und hat einen FSJ-Absolventen engagiert, um die Kinder und Jugendlichen des Ortes sportlich zu betreuen.

Seit 2002 bietet der Bayerische Landessportverband (BLSV) diesen einjährigen Ersatz zum Zivildienst an. Nach einer vierwöchigen Ausbildung mit Abschlussprüfung zum Übungsleiter werden die jungen Männer zur Unterstützung in Sportvereinen eingesetzt. »Bayernweit bietet der BLSV 250 Ausbildungsstellen an – und es werden jährlich mehr Bewerber«, erzählt die Betreuerin der FSJler, Natalie Bosch vom BLSV. Der SV Haimhausen hat dieses Jahr erstmals eine solche Stelle geschaffen und übernimmt damit die regionale Vorreiterrolle.

Unter drei Bewerbern erhielt der 17-jährige Felix Schiedel aus Haimhausen den begehrten Platz. Für ein ganzes Jahr steht er nach seiner Grundausbildung zum Trainer im Dienst des SV Haimhausen. Seine Grundausbildung umfasst neben verschiedenen traditionellen Sportarten auch Trendsportarten. Erziehungskunde, medizinische Grundkenntnisse und erste Hilfe bei Sportverletzungen sind genauso ein Ausbildungsschwerpunkt wie auch Ernährung und Psychologie. Gemeinschaftsaktivitäten zu organisieren, steht auch auf dem Lehrplan. Singen, zum Beispiel. »Anfangs kommt man sich schon ein bisschen blöd vor, wenn man da plötzlich singen soll«, meint Felix, »aber in unserer Gruppe kennen wir uns inzwischen alle gut genug.«

400 Seiten Theorie werden neben praktischem Wissen Anfang Oktober bei der Abschlussprüfung abgefragt. Dann werden die FSJler an die Sportvereine »weitergegeben.« Da Felix erst kommendes Jahr volljährig ist, kann er bis dahin nur in Begleitung eines erwachsenen Trainers arbeiten.

Theo Thönnissen, erster Vorsitzender des SV Haimhausen, freut sich über die Verstärkung seines Teams und hat schon große Pläne mit Felix. Gleich im Oktober bekommt er seine »Feuertaufe« als Begleiter zur Kinderolympiade nach Dachau. Außerdem »verleiht« ihn der SV auch an die Gemeinde Haimhausen. Bei der neu eingerichteten Nachmittagsbetreuung wird er dort Hausaufgaben überwachen und für den sportlichen Freizeitteil mitverantwortlich sein. Den Umgang mit Hauptschülern, die teilweise nur zwei bis drei Jahre jünger sind als er selbst, sieht Felix gelassen. »Ich werde von Beginn an vermitteln, dass man nur helfen kann, wenn die Hilfe auch angenommen wird. Ich freue mich auch schon auf die Aufgaben, die auf mich zukommen. Die Ausbildung beim BLSV wurde jeden Tag spannender, als ich begriff, wie umfassend das geforderte Wissen ist. Ich fühle mich privilegiert, dass ich diesen Einsatz machen darf.«

Auch für sich selbst sieht er in diesem Jahr die große Chance einer beruflichen Orientierung. Eine Berufsausbildung im sportlichen Bereich würde ihn interessieren, eventuell sogar nach der FOS ein Sportstudium. In unmittelbarer Nachbarschaft zu seiner Ausbildungsstätte beim BLSV arbeitet jedoch auch eine kleine Klavierbaufirma, wo er gerne mal reinschaut und sich auch eine Ausbildung nach dem FSJ gut vorstellen könnte. sh

Artikel vom 23.09.2008
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