Keferloher Montag war trotz Absage der Kanzlerin gut besucht

Keferloh · Strohhut für den fleißigen Roland Koch

Etwas zu klein scheint er zu sein, der Keferloher Strohhut, den Anton Reichlmair (li.) dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch aufsetzte.  Foto: ram

Etwas zu klein scheint er zu sein, der Keferloher Strohhut, den Anton Reichlmair (li.) dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch aufsetzte. Foto: ram

Keferloh · Die Wolken hingen dick und drohend schwarz über dem Gut Keferloh, die prominente Festrednerin Angela Merkel hatte kurzfristig abgesagt und selbst Zuchtbulle Fernpass, dessen Gewicht mit Profiblick geschätzt werden sollte, wirkte anfangs etwas nervös. Doch von all dem ließen sich die Besucher des »Keferloher Montag« keinesfalls abschrecken.

Am 1. Montag nach Aegidius wurden traditionell am Bauernmarkt die »Buschn« auf die Hüte gesteckt, man traf sich zwischen Pferden, Traktoren und natürlich einer Maß Bier.

Für einen sollte es ein ganz besonderer Montag werden: Der Chef der »Keferloher Freunde«, Anton Reichlmair, gab offiziell die Organisation an seinen Nachfolger Klaus Rieger ab.

Dass es letztendlich nicht geklappt hat, sich zum Abschluss seiner engagierten Tätigkeit die Bundeskanzlerin als Festrednerin nach Keferloh zu holen, das schien für niemanden mehr wichtig zu sein. Man klopfte ihm auf die Schulter, beglückwünschte ihn zur gelungenen Organisation.

Und sogar der bayerische Finanzminister Erwin Huber fand große Lobesworte auf den Veranstalter: Nicht nur um seine Gemeinde, sondern um ganz Bayern hätte sich Reichlmair mit seinem Einsatz verdient gemacht, sagte er.

Zuvor hatte der Kirchheimer Bürgermeister Heinz Hilger seinem Mitbürger Reichlmair unter anhaltendem Applaus im Bierzelt die Kirchheimer Ehrennadel in Bronze überreicht. Und auch auf die Veranstaltung selbst konnte der Geehrte stolz blicken: Zwar waren deutlich weniger Zuhörer erschienen, als man sich bei dem Besuch einer Bundeskanzlerin erwartet hatte, doch die »bayerische Politikerdichte« war dafür enorm.

Während Huber auf der Bühne im Zeichen der Landtagswahl über Pendlerpauschale, Arbeitslosigkeit und die Bedrohung durch »unverbesserliche Kommunisten« sprach, lauschten ihm Christa Stewens, Siegfried Schneider, Eberhard Sinner, und auch Monika Hohlmeier. Etwas Unruhe machte sich im Zelt breit, als plötzlich die Fahnenträger der Vereine ihre Standarten neben der Bühne wegholten und die Pressefotografen ihnen schnellen Fußes folgten: Der Hauptredner war eben angekommen. Mit einer festlichen Kutsche wurde Roland Koch vom Parkplatz zum Zelt gebracht, eskortiert von den Grasbrunner Vereinen und der Haarer Blasmusik. Um 15.00 Uhr durchschritt der Hesse unter den Klängen des Bayerischen Defiliermarsches das gut gefüllte Bierzelt. Zunächst übermittelte er die Grüße der Kanzlerin, die »heute lieber im Festzelt, als unter den Regierungschefs in Brüssel« gesessen wäre.

Koch ließ es in seiner anschließenden, gut einstündigen Rede nicht aus, immer wieder auf die Gefahren einer geringen Wahlbeteiligung hinzuweisen. Sie sei die größte Bedrohung für eine stabile Mehrheitsregierung. Gerade als Hesse könne er davon ein Lied singen: Wären bei seiner Landtagswahl 15.000 Menschen mehr zur Wahlurne gegangen, so hätten die Linken die Fünf-Prozent-Hürde nicht geschafft, sagt er. Gerade die bayerische CSU solle sich nicht von den schlechten Umfrageergebnissen beunruhigen lassen, sondern sich wieder auf die eigenen Kräfte besinnen. Schließlich hätte sich das Bundesland aus eigener Stärke an die Spitze im deutschlandweiten Vergleich gebracht – besser gesagt, vor allem durch den Mut und das Charisma eines Politikers: Franz Josef Strauß sei maßgeblich verantwortlich für den Erfolg – und nun müsse man sich eben sehr anstrengen, um den Wohlstand zu verteidigen.

Unter dem Applaus des Publikums handelte Koch in seiner Rede vom Schulsystem bis zur Videoüberwachung alle aktuellen Themen ab – und bekam schließlich am Ende als Dank für sein spontanes Einspringen als Festredner einen original Keferloher Hut von Anton Reichlmair überreicht. »Der bayerische Strohhut ist nur für Leute bestimmt, die fleißig sind«, sagte der Keferloher Freunde-Chef schmunzelnd. Und das war dann auch seine letzte Amtshandlung als Vorsitzender. Nächstes Jahr wird Nachfolger Klaus Rieger dem politischen Redner den Hut auf den Kopf setzen.

Claudia Erl

Artikel vom 03.09.2008
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