Thomsen theatralisch – Tomsche sprachlos

Milbertshofen · Diskussion mit dickem Ende

Milbertshofen · Vor zwei Monaten noch hatte die CSU-Fraktion im Bezirksausschuss 11 (Milbertshofen/ Am Hart) ihre soziale Ader entdeckt. »Die rote Laterne in der Armutstatistik muss weg!«, lautete die Forderung. »Mehr Förderung für Milbertshofens Schüler!«, lautete der erste Maßnahmenvorschlag.

»Wir werden den Abenteuerurlaub der Jugendlichen nicht mit Steuergeldern unterstützen!«, lautete das »letzte Wort« von Fraktionssprecher Erich Tomsche in der Diskussion um einen BA-Zuschuss für eine Erlebnispädagogische Freizeitmaßnahme vom Spiel- und Begegnungszentrum Am Hart. Eigentlich war’s das vorletzte Wort. Denn als BA-Vorsitzende Antonie Thomsen (SPD) nach einigem Hin- und Her auf der jüngsten BA-Sitzung der Diskussion ein Ende bereiten wollte, holte sie gleich zu einem derartigen Rundumschlag aus, dass es jedem im Kulturhaus die Sprache verschlug.

Damit hatte auch Tomsche nicht gerechnet. »Da fällt mir nichts mehr ein«, räumte ausgerechnet der Mann kleinlaut ein, der vor Thomsens Vortrag noch mit provokanten Parolen die geplante Rafting-Tour im Bayerischen Wald, bei der Sozialpädagogen auf schwer erziehbare Jugendliche gezielt einwirken, zum harmlosen Ferienspaß herunterspielte: »Was kommt als nächstes? Ein Ausflug nach Südtirol?«

Thomsen kam gerade von einer Versammlung beim TSV, ziemlich gestresst, wollte nach eigenen Angaben »heute Abend noch zurück zur Versammlung«. Sie ergriff das Wort, griff Thomsches Ferienvergleich auf und griff tief in die Theatralik-Kiste. Sehr tief: »Mein Vater hatte auch Erlebnisurlaube auf Staatskosten bezahlt bekommen, 1945 in Russland.« Fassungslosigkeit im Kulturhaus. »Und jetzt geht das Bezahlen in Afghanistan weiter.«

Da endlich war die Diskussion zu Ende. Schließlich war jedem klar: Noch weiter weg vom Thema geht’s nicht mehr. Einzig Stadrätin Jutta Koller (Die Grünen) versuchte immer wieder mit Argumenten die Diskussion auf dem Boden zu halten (»Die präventive Wirkung erlebnispädagogischer Freizeiten ist zwar nicht wissenschaftlich bewiesen, wenn dadurch jedoch auch nur ein Jugendlicher besser sozialisiert wird, hat sich diese Investition gelohnt.«).

Letztlich entschieden die Fraktionsmehrheiten: 16:10 Stimmen für den 600-Euro-Zuschuss.

Artikel vom 30.05.2007
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