Frauenstadtteilzentrum gefährdet: Budget soll um 42 Prozent gekürzt werden

Stimmung: »Kämpferisch«

Das Frauenstadtteilzentrum in der Sedanstraße leistet seit 10 Jahren

Das Frauenstadtteilzentrum in der Sedanstraße leistet seit 10 Jahren

Haidhausen · Fröhliches Kinderlachen schallt einem entgegen, Frauen sitzen in gemütlicher Runde bei Kaffee und Kuchen, Blumen stehen auf dem Tisch, Kerzen brennen, eine positive Atmosphäre herrscht im Café Glanz des Frauenstadtteilzentrums (FSZ) in der Sedanstraße 37.

Doch es handelt sich nicht einfach um einen harmlosen Ratschnachmittag. Anlass für das Treffen ist eine ernste Angelegenheit: Das FSZ, seit zehn Jahren ein tragender Pfeiler der sozialen Infrastruktur in Haidhausen, sieht sich in seiner Existenz bedroht. Denn laut Vorschlägen aus dem Sozialreferat für das Budget 2004, sollen der Anlaufstelle für Frauen und Müttern mit Kindern rund 42 Prozent des Gesamtetats gestrichen werden.

Demnächst gibt es Vorgespräche, im März nächsten Jahres die Entscheidung. Bis dahin wollen die Frauen kämpfen: für die Mehrheit im Stadtrat, denn »auf die Politiker kommt es jetzt an«, so Leiterin Rosemarie Weizer. Was die Sparvorschläge, laut Weizer rund 50.000 Euro, angeht, findet sie: »Da bleibt wenig übrig«. Durch den bei dieser Summe, notwendigen Personalabbau könne der Betrieb nicht mehr aufrechterhalten werden.

Wichtige Projekte des Zentrums könnten wegfallen oder auf ein Minimum heruntergefahren werden: so z.B. das Projekt Hilfe für Arbeit, diverse Angebote für Mütter mit kleinen Kindern, die Frauen-Rechtsberatung und das Café Glanz als Kern der Einrichtung. »Das qualitativ hochwertige Angebot an Betreuung, Hilfe und Beratung soll zugunsten von Selbstverwaltung weichen«, so Weizer. An die acht Frauen haben sich an diesem Nachmittag zusammengefunden, um das weitere Vorgehen im Kampf gegen Streichungen zu beraten.

Im August war eine »Delegation« von FSZ-Frauen bei Bürgermeisterin Gertraud Burkert im Rathaus, um über 700 Unterschriften zu überreichen. Die Frauen sehen einen »politischen Klimawechsel«: Die Frau soll wohl in die Familie zurückgeschickt werden«, so ihr Kommentar.

Marcia Schiffl, von Anfang an dabei und heute für die Verwaltung im FSZ zuständig, sieht einen Widerspruch: »Familieneinrichtungen werden gefördert, Angebote für Frauen mit Kindern gekürzt«. Von Seiten der Stadt war bis Redaktionsschluss keine Stellung-nahme zu bekommen.

Alleinerziehende Frauen, für die besonders das FSZ mit seinen kostenlosen Beratungen zu Erziehungsproblemen, Arbeitslosigkeit oder einfach lebensbegleitend eine Anlaufstelle ist, fühlen sich im Stich gelassen. »Frauenthemen scheinen nicht mehr relevant«, so die einhellige Meinung.

Am kommenden Dienstag zeigen die Frauen vom FSZ Flagge: beim Aktionstag des Bündnisses gegen Sozialabbau. Alle sind eingeladen, wenn es am 15. Oktober um 16 Uhr auf dem Marienplatz heißt: »Sozialabbau, nicht mit mir«. ms

Artikel vom 09.10.2002
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