Vor 125 Jahren wurde der erste Baum gepflanzt

Grüne Oase Johannisplatz

Haidhausen · Ein Raum zum Durchatmen und Ausruhen, zum Flanieren und Leute beobachten, zum Eisessen und zum Spielen, einfach ein Ort zum Leben und Entspannen im dicht bebauten Millionendorf – das alles ist der Johannisplatz mitten in Haidhausen.

Und was viele bestimmt noch nicht wußten: bereits 1904 erhielt der lauschige Platz mit seinen 100 mächtigen Spitz-Ahorn-Bäumen seine heutige Gestalt, sie bestimmen den Charakter des Platzes, verbreiten Ruhe und Kühle. Für die BA-Vorsitzende von Au-Haidhausen, Adelheid Dietz-Will, ist er »einer der schönsten Plätze in Haidhausen, um nicht zu sagen der Schönste«.

Anlass für diese Liebeserklärung war die Eröffnung der Ausstellung des Baureferats »Anger-Kirchplatz-Schmuckanlage. 125 Jahre Baumpflanzungen am Johannisplatz« Anfang Juli im Kolpinghaus. Ein Wochenende lang nutzten Anwohner und Interessierte die Gelegenheit, sich über die Geschichte des Platzes zu informieren. Bei dieser Gelegenheit erzählte BA-Mitglied und Historiker Hermann Wilhelm, dass der Platz im 17. Jahrhundert Teil des umfangreichen »Schloßangers« des Freiherrn Pankraz von Leiblfing war, Besitzer eines »Schlösschens« an der heutigen Kirchen/Schlossstraße. Ab 1856 Eigentum der Gemeinde Haidhausen, heißt das gesamte Areal »Johannisplatz«, die Johanniskirche entsteht.

Unter viel Lärm und Getöse fanden auch die »Dreikönigsdult« und »Jacobi-Dult« statt, bevor diese 1904 endgültig an die Au wanderte. 1877 wurde dann rund um die Kirche St. Johann Baptist der erste Baum gepflanzt, insgesamt 160 Ahornbäume auf einer Fläche von 11.767 Quadratmetern, dazu Blumen und Büsche. 1904 ist der Johannisplatz der erste Platz Münchens, auf dem das Konzept »Spielen und Erholen« nach den Plänen des Architekten Jakob Heiler verwirklicht wird. Auf der Nordseite entsteht ein »Jugendturnspielplatz« mit Wippe. Das musste 1974 einem modernen Spiel- und Bolzplatz weichen. Ansonsten hat sich an der ursprünglichen Gartenarchitektur im Laufe des Jahrhunderts wenig verändert.

Dabei grenzt es fast schon an ein Wunder, dass die über hundert Jahre alten Ahornbäume noch stehen. 1980 sollte hier unter dem Johannisplatz eine Tiefgarage entstehen.

Massiver Protest der Bürgerinitiative »Rettet den Johannisplatz«, konnten den Plan, der sicher das Aus der Bäume und damit die Zerstörung des Platzes bedeutet hätte, verhindern - und zwar mit Hilfe eines Festes. Die Tiefgarage wurde nicht gebaut, das Stadtteilfest gibt es bis heute.

Der Johannisplatz präsentiert sich als grüne Oase in der Stadt, ist aber auch Symbol für das Miteinander und den Kampf ums eigene Stadtviertel - keine austauschbare Grünfläche, sondern ein offener Lebensraum für alle Bürger. ms

Artikel vom 24.07.2002
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