Liegewiese für Behinderte am Feldmochinger See wird oft »zweckentfremdet«

Wo bleibt die Rücksicht?

Meistens liegt die Kette am Boden, und damit ist der Bereich auch optisch nicht mehr abgeschlossen. Daher bitten die Behinderten, die gerne dort baden, um Rücksicht.	Foto: Privat

Meistens liegt die Kette am Boden, und damit ist der Bereich auch optisch nicht mehr abgeschlossen. Daher bitten die Behinderten, die gerne dort baden, um Rücksicht. Foto: Privat

Feldmoching · »Ich würde mir wünschen, dass die Leute das respektieren«, sagt Kristin Langner.

Die Schwabingerin beklagt, dass der speziell für Behinderte ausgezeichnete Liegeplatz am Feldmochinger See häufig von Jugendlichen oder Familien genutzt wird.

»Wahrscheinlich sind die einfach zu bequem«, mutmaßt Langner, die selbst auf den Rollstuhl angewiesen ist. Kann man ja auch irgendwie verstehen.

Aber der Liegeplatz, der Einstiegshilfen für gehbehinderte Personen bietet, ist am Feldmochinger See eben besonders für Menschen mit Behinderung ausgewiesen. »Eine gute Lösung«, findet Langner.

Der Platz ist durch eine Kette von der Zufahrt abgesperrt, daran hängt das bekannte blaue Schild mit dem stilisierten Rollstuhlfahrer darauf. Doch die Kette ist meistens abgehängt. Aber auch die offiziellen Hinweisschilder der Stadt finden kaum Berücksichtigung. »Die mussten wir erstmal sauber machen, damit man lesen kann, was draufsteht«, bemerkt Langner schon etwas verstimmt. Denn das wäre eine Aufgabe der Stadt gewesen, ebenso wie die Durchsetzung der Anordnung am Feldmochinger See.

Doch sie zeigt auch Verständnis: »Uns ist das Problem bekannt. Wir beschäftigen einen Aufseher für die vier Badeseen im Münchner Norden, der sich darum kümmern soll«, erklärt Jürgen Marek, Sprecher des Baureferates im Gespräch mit der Münchener Nord-Rundschau. »Wir versuchen, im Rahmen unserer personellen Möglichkeiten, das Problem in den Griff zu kriegen.

»Es ist wichtig, dass die Behinderten in diesem Bereich unter sich sein können«, meint Langner und will damit keinesfalls die durchaus erwünschten Integrationsbemühungen torpedieren. »Die Integration von Behinderten in der Gesellschaft ist eine wichtige Aufgabe, aber wenn es darum geht, dass eine junge Behinderte nicht gerade mit jungen Mädchen konfrontiert sein will, die Gesundheit und nahtlose Bräune zur Schau stellen, liegt auf der Hand«, betont Langner.

Ihren Mitmenschen stellt sie keine Forderungen, sie bittet um etwas mehr Rücksicht: »Es ist dringend notwendig, an das Einfühlungsvermögen der ‘Fußgänger’ zu appellieren, diesen Platz den Betroffenen zu überlassen.« Forderungen stellt sie nur gegenüber der Stadt: »Wirksame Kontrollen müssen dafür sorgen, dass diese Badestelle am Feldmochinger See ausschließlich den Behinderten und ihren Angehörigen zur Verfügung steht.« cr

Artikel vom 24.07.2002
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