Theater wurde überall in Bayern gerne gespielt

Schliersee · Bretter, die die Welt bedeuten

Die Iberl-Bühne im Freilichtmuseum. 	Foto: Veronika Lammer

Die Iberl-Bühne im Freilichtmuseum. Foto: Veronika Lammer

Schliersee · Wenn man aktuell durch die bayerischen Dörfer und Gemeinden fährt, sieht man oft Schilder, die auf eine Freilichttheateraufführung hinweisen. Mal ist es der Trachtenverein, der ein Stück zum Besten gibt, mal die Kolpingbühne oder natürlich auch zahlreiche Theatervereine, die das kulturelle Leben bereichern.

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Und das Interesse daran ist meistens sehr groß, spielt doch der Nachbar, die Schwägerin oder der Postbote mit und jeder will natürlich mitreden können. Und alle Achtung, es gibt unglaublich viele Bühnen, die ganz ausgezeichnetes Theater spielen! Aber freilich gibt es auch weniger talentierte Schauspieler, die eher unfreiwillig für Lacher sorgen. Auch das gehört ein bisschen dazu, schließlich sind bei diesen Ensembles alle Laienschauspieler. Aber aus theaterbegeisterten Talenten können sich professionelle Bühnen entwickeln. Und manche besitzen sogar einen eigenen Theatersaal. In Schliersee haben wir mit dem Schlierseer Bauerntheater ein solches Beispiel. Sie gilt als das erste bayerische Bauerntheater und wurde bereits 1892 gegründet. Sogar eine mehrwöchige Tournee durch die Vereinigten Staaten mit einem umjubelten Auftritt in der Metropolitan Opera fand im Jahr 1894 statt. Und das, obwohl man überwiegend eben nicht auf ausgebildetet Schauspieler zurückgriff.

Schon im Mittelalter entstanden Laienbühnen

Aber nicht nur in Schliersee, überall in Bayern entstanden Bühnen, nicht alle hatten ein eigenes Theater. So entwickelte sich die Tradition der Wirtshausbühnen. Denn die Wirtshäuser verfügten oft über einen Saal für Feiern aller Art, aber auch in kleineren Gaststuben konnte gespielt werden, ganz nah am Publikum. Die Themen waren in der Regel Geschichten mit regionalem Bezug zum Alltag und Arbeitsleben, es gab aber seit dem Mittelalter schon Historienspiele, etwa Passionsspiele, Krippenspiele und ähnliches. Selbst der Further Drachenstich hat sich aus der Fronleichnamsprozession entwickelt. Später kamen weltliche Tehmen hinzu, meist Geschichten über berühmte Persönlichkeiten, wie zum Beispiel dem Quacksalber Dr. Eisenbarth oder den Wildschützen Jennerwein.

Hinzu kommen zahlreiche Stücke bekannter Volksdichter, wie Ganghofer, Thoma oder Kobell. In jüngerer Zeit ist unter anderem auch Georg Meier zu nennen, der viele Stücke genau für das Wirtshaustheater geschrieben hat, war er doch lange Jahrzehnte der Leiter der Münchner Iberl-Bühne, die sich auf dieses Genre spezialisiert hat. Und ich freue mich, dass das Ensemble kommende Woche das Stück »Zua?gricht, hergricht, higricht!« bei uns im altbayerischen Dorf auf die Bühne bringen wird. Und eben diese Bühne gibt es eigentlich bei uns gar nicht.

Die Schauspieler spielen im Wirtshaus oder bei gutem Wetter im Biergarten und die Handlung kommt ganz nah an die Zuschauer heran. Man fühlt sich in bestimmten Szenen, als wäre man ein Teil der Handlung, denn klar, viele Passagen spielen auch im Wirtshaus. Lassen Sie sich mitnehmen in die Zeit um 1902, als der Räuber Kneissl sein Unwesen trieb, und lassen Sie sich überraschen von den kreativen Wendungen, die Georg Meier in dieses Theaterstück eingeflochten hat. Am Ende müssen Sie dann selbst entscheiden, was ist Realität, was ist Fiktion? Echt ist in jedem Fall unser Wirtshaus, das Sie mit frisch zubereiteten Schmankerln aus der Küche und selbst gebrautem Museumsbier versorgt.

Das Ensemble der Iberl-Bühne und ich,
wir freuen uns auf Ihrern Besuch!
Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 29.07.2023
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