Mitgliederversammlung 2023 des TSV 1860 München

»In Kürze wieder einen sportlichen Leiter von Format«

Kulturhalle Zenith: Mitgliederversammlung des TSV 1860. Foto: Anne Wild

Kulturhalle Zenith: Mitgliederversammlung des TSV 1860. Foto: Anne Wild

München/Giesing · In der Spitze rund 420 Mitglieder des TSV 1860 München, davon 382 stimmberechtigt, fanden sich zur alljährlichen Versammlung des TSV 1860 München am Sonntag in der Kulturhalle Zenith in Freimann ein. Auf der Agenda stand für den Verein die Entlastung des Präsidiums und des Verwaltungsrats sowie eine Nachwahl zweier Posten im Wahlausschuss. Nach etwas über fünf Stunden waren alle Punkte der Sitzung behandelt.

Der seit 2017 amtierende Präsident Robert Reisinger führte in einer fast einstündigen kämpferischen Rede überwiegend die Positionen der Vereinsführung zum Profifußball aus. Eine ihm nachgesagte Amtsmüdigkeit dementierte der 59-jährige Betriebswirt. Er wolle zusammen mit seinen Vizes für die verbleibende Amtszeit bis 2025 den Verein weiterhin leiten. In den vergangenen Wochen hätten überwiegend seine Stellvertreter die Geschäfte vor Ort geführt, berichtete Reisinger. Er sei derzeit in einem Projekt in Mannheim zeitlich stark gebunden, aber nach der Sommerpause wieder in München.

In seinem Vortrag erläuterte Reisinger die kaufmännische Notwendigkeit des sogenannten Konsolidierungskurses in der ausgegliederten Profi-Fußballtochter des Vereins. Trotz ungünstiger Voraussetzungen, sei es dennoch gelungen, Jahr für Jahr in der Dritten Liga den Sportetat zu steigern. Der Konsolidierungskurs habe »dem kriselnden Unternehmen Profifußball das wirtschaftliche Überleben gesichert«. Eine Alternative dazu habe zu keinem Zeitpunkt bestanden. Reisinger Resümee: »Wer etwas anderes behauptet, hat sich mit der Materie schlicht zu wenig befasst oder arbeitet ganz bewusst mit Falschaussagen.«

Die mitunter kursierende Vorstellung, Vereinsvertreter würden »mit Hilfe von 50+1 starr durchregieren« und dem Mitgesellschafter »zu wenig Gestaltungsspielraum einräumen«, habe keine Grundlage. In Entscheidungen für den Profifußball seien die Vertreter von HAM International aus Abu Dhabi immer eingebunden. Die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA bedürfe seit dem Doppelabstieg im Sommer 2017 aufgrund ihres hohen Verschuldungsgrades Jahr für Jahr einer positiven Fortführungsprognose, um die Spiellizenz zu erlangen. Durch die regelmäßige Wandlung von Teilen seiner Kredite in nachrangige Genussscheine würde Investor Hasan Ismaik dazu beitragen, das negative Eigenkapital der Gesellschaft sukzessive zu vermindern.

Man habe in der Praxis seit dem Sommer 2017 bis heute lediglich in »zwei Einzelfällen von der Richtlinienkompetenz – wie sie in der 50+1-Regel vorgesehen ist – aktiv Gebrauch gemacht.« Das sei bei der Einstellung des Sanierungsspezialisten Markus Fauser als Interimsgeschäftsführer und bei der Ernennung seines Nachfolgers, Michael Scharold, der Fall gewesen. »Höre ich in Zusammenhang mit dem Sportbudget Stimmen, das ist alles Reisingers Schuld, er und sein Präsidium haben diesen Konsolidierungskurs verordnet und seitdem herrscht bei uns Stillstand, dann krieg ich einen Vogel«, echauffierte sich der Oberlöwe. Die Wahrheit sei: »Wir bezahlen heute noch für die wirtschaftliche Unvernunft vergangener Tage.«

Im »Verhältnis zu den eingesetzten finanziellen Mitteln«, wäre die Mannschaft in der abgelaufenen Spielzeit »unter dem geblieben, was man erwarten durfte«, während sportlich in den weiter zurückliegenden Saisons mit dem jeweils vierten Platz »überperformt« wurde. Nach dem Weggang von Günther Gorenzel zu Austria Klagenfurt, ist die Position des Sportchefs beim TSV 1860 München vakant. Reisinger berichtete den Mitgliedern, er habe sich früh »intern dafür ausgesprochen, eine starke und inspirierende Persönlichkeit zu holen, deren Verpflichtung ein Signal an unsere Sponsoren, Fans und die Öffentlichkeit ist«. Die interne Debatte habe nun ein Ende. In Kürze würde der TSV 1860 München wieder »einen sportlichen Leiter von Format« haben. Einen Namen nannte Reisinger nicht.

Im Anschluss an seine Ausführungen, die noch das Grünwalder Stadion und die geplante vereinseigene Sporthalle zum Gegenstand hatten, erhielt Reisinger von der Mehrzahl der Anwesenden im Saal Standing Ovations. Vize-Präsident Hans Sitzberger ehrte auf der Bühne zwei Deutsche Amateur-Meister des TSV 1860 München und gab eine Rekordzahl an neuen Mitgliedern bekannt. Seit 2017 ist sie um rund 6.000 Menschen auf rund 25.200 gestiegen. Schatzmeister Heinz Schmidt präsentierte in seinem Zahlenwerk eine beeindruckende Bilanz des Vereins. Die Entlastungen der Funktionäre erfolgten nahezu einstimmig. Bei den Ersatzwahlen zum Wahlausschuss wurden von den Mitgliedern aus drei Kandidierenden Silke Dehling, Spartenleiterin Frauenfußball beim TSV 1860, und die Dart-Spielerin Tamara Hof aus der Abteilung Präzisionssport gewählt.

(as)

Artikel vom 11.07.2023
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