Münchner Löwen mit zwei Gesichtern

Ende einer verkorksten Saison

Nur zuhause eine Macht: Löwen im Grünwalder Stadion. Foto: Anne Wild

Nur zuhause eine Macht: Löwen im Grünwalder Stadion. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Sie hatten Großes vor in dieser Spielzeit, die Münchner Löwen. Am Ende musste man sich mit dem achten Rang zufrieden geben. Zu Gast beim Absteiger FSV Zwickau gelang am letzten Spieltag ein belangloses 2:2 (0:0). Vor eigenem Publikum, zuhause an der Grünwalder Straße, schnitt man in 19 Spielen gar nicht so schlecht ab, konnte immerhin 35 Punkte ergattern, was einem Mittelwert von 1,84 entspricht. Mit diesem Punktschnitt ist der VfL Osnabrück aufgestiegen. Auf fremden Boden dagegen eroberten die Giesinger nur magere 22 Zähler – deutlich zu wenig für eine selbsterklärte Spitzenmannschaft. Für den erhofften direkten Aufstiegsplatz fehlten dem TSV 1860 in der Gesamtabrechnung satte dreizehn Punkte.

Bei den Westsachsen trafen nach torloser erster Halbzeit Marcel Bär zum 0:1 (48. Min.), ehe die Gastgeber vor 6.264 Zuschauern die Partie durch einen Treffer von Johan Gomez (65. Min.) und ein Eigentor von Fabian Greilinger drehten (86. Min.). Der eingewechselte Nachwuchsspieler Milos Cocic (19) sorgte mit seinem ersten Drittliga-Tor für das Endresultat (89. Min.). »Schade, dass wir die Saison nicht mit einem Sieg beenden konnten, auch für die vielen Fans, die wieder mitgekommen sind«, kommentierte Löwen-Trainer Maurizio Jacobacci die Begegnung.

Die Meisterschaft sicherte sich die Sportvereinigung 07 Elversberg, der in einem dramatischen Saisonfinale Osnabrück mit einem Last-Minute-Sieg in die Zweite Liga folgte. In der Aufstiegs-Relegation versuchen darf sich der SV Wehen Wiesbaden gegen den DSC Arminia Bielefeld. Bitter enttäuschte Gesichter gab es dagegen beim 1. FC Saarbrücken und Dynamo Dresden, die beide die erhoffte Relegation verpasst haben.

Warum man beim TSV 1860 München trotz eines Saisonetats im gehobenen Bereich und dem besten Saisonstart in der Klubhistorie auch im dritten Anlauf nicht den erhofften Platz an der Sonne erreichte, ist Gegenstand erregter Debatten in und um den Klub. Mehr oder weniger ernst zu nehmende Experten in den Medien, Vertreter der Gesellschafter und natürlich die Anhänger der Weiß-Blauen liefern sich seit Wochen darüber einen heftigen Schlagabtausch.

Trainer Michael Köllner war nach 20 Spielen (10 Siege, 3 Remis, 7 Niederlagen) Ende Januar von seinen Aufgaben entbunden worden. Ein nicht aufstiegsreifer Punktschnitt von 1,65 und ein sich über Monate abzeichnender Negativtrend in den sportlichen Ergebnissen, hatte die Verantwortlichen spät handeln lassen. Zu spät, kritisieren einige. Nach nur einem Sieg aus sieben Spielen sehe der Klub »die Saisonziele akut gefährdet«, begründete Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel die Entlassung. Bei weiten Teilen des Anhangs der Weiß-Blauen hatte Köllner seinen Kredit zu diesem Zeitpunkt längst verspielt. Auch die Mannschaft soll in mehrere Lager gespalten gewesen sein.

Weil der Oberpfälzer aber während der Winterpause in Dubai urlaubte und dort auf 1860-Gesellschafter Hasan Ismaik getroffen war, der ihn spontan in sein Herz schloss, geriet die Amtsenthebung zum Politikum. Ismaik fühlte sich davon brüskiert und seine Emissäre in München verweigerten ihre Zustimmung zu einer raschen Nachfolgelösung. Nach einer vierwöchigen Hängepartie, in der Gorenzel zusammen mit Co-Trainer Stefan Reisinger erfolglos selbst auf der Trainerbank saß, wurde schließlich Maurizio Jacobacci (60) verpflichtet. Der erfahrene Italo-Schweizer konnte den freien Fall stoppen und sicherte dem Team einen gesicherten Mittelfeldplatz.

(as)

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Artikel vom 28.05.2023
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