Neue Ausstellung im Stadtmuseum Grafing

Grafing · Erinnerung wachhalten

Der Bäcker Josef Schechner aus Ebersberg wurde 1940 Opfer der NS-"Euthanasie". Foto: Privat/Musem Stadt Grafing

Der Bäcker Josef Schechner aus Ebersberg wurde 1940 Opfer der NS-"Euthanasie". Foto: Privat/Musem Stadt Grafing

Grafing · Das Museum der Stadt Grafing widmet sich in einer Sonderausstellung einem besonders dunklen Kapitel der Geschichte Ebersberg. Unter dem Titel: "Die Opfer von Zwangssterilisierung und Euthanasie" aus dem Ebersberger Raum werden vom 20. Mai bis zum 10. Spetember die Geschehnisse der damaligen Zeit nicht nur mit einer Ausstellung sondern auch mit einem umfangreichen Rahmenprogramm beleuchtet.

Zum Hintergrund: Im 19. Jahrhundert verbreitete sich in der westlichen Welt das Gedankengut der Eugenik. In Deutschland verband sich diese „Erbgesundheitslehre“ stärker als in anderen Ländern mit der Rassenlehre, die davon ausging, dass das Erbgut eines Volkes rassisch geprägt sei. Und so etablierte sich hier die „Rassenhygiene“ mit ihren Vorstellungen von der „Auslese“ der Starken und der „Ausmerze“ der Schwachen.

Vor dem Hintergrund der schwierigen sozioökonomischen Lage nach dem Ersten Weltkrieg wurden in der Weimarer Republik die Stimmen lauter, die eine konsequente Umsetzung der bis dato entwickelten „rassenhygienischen“ Überlegungen forderten. „Minderwertige“ Bevölkerungsteile sollten durch Sterilisierung von der Fortpflanzung ausgeschlossen, „hochwertige“ durch Anreize dazu angespornt werden. Ja, die Forderungen gingen unter Umdeutung des alten Begriffs der „Euthanasie“ gar bis hin zur „Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“.

Derartige Vorstellungen passten gut zur Ideologie der Nationalsozialisten, die sie dankbar aufgriffen und sich anverwandelten. Nach deren Machtübernahme 1933 bildeten sie denn auch die Grundlage der verbrecherischen „Rassenpolitik“ der NS-Diktatur. Und so wurden in der Zeit des Dritten Reiches auf deutschem Herrschaftsgebiet circa 400.000 Menschen zwangssterilisiert und etwa 300.000 psychisch Kranke und geistig Behinderte als „Euthanasie“-Fälle ermordet.

Auch ungefähr 240 Personen aus dem Ebersberger Raum traf das Schicksal der Zwangssterilisierung und etwa 30 fanden im Zuge des NS-„Euthanasie“-Programms den Tod. Eben diesen Opfern des Hitler-Regimes widmet sich die neue Sonderausstellung im Museum der Stadt Grafing.

Die Eröffnung findet am 20. Mai, um 16 Uhr, im Museum Grafing statt. Die Begrüßung und Einführung übernimmt der Museumsleiter Bernd Schäfer. Grußworte wird Bürgermeister Christian Bauer sprechen. Musikalisch begleitet wird die Ausstellungseröffnung vom Duo Grafenberg.

Umfangreiches Rahmenprogramm

Am Donnerstag, 25. Mai, findet um 19.30 Uhr ein Lichtbildervortrag zum Thema "Zwangssterilisation und Patientenmorde im Nationalsozialismus" von Prof. Dr. Annette Eberle statt.

Am Donnerstag, 22. Juni, um 19.30 Uhr gibt es einen Vortrag zum Thema "...nicht Hunderte, sondern Tausende werden ermordet" von Nikolaus Braun, Leiter des Bezirksarchivs Oberbayern.

Am Samstag, 1. Juli, wird von 14 bis 16 Uhr das Psychatrie-Museum in Haar besucht.

Am Mittwoch, 12. Juli, findet um 19.30 Uhr im Museum der Vortrag: "Die Psychatrie in den Zeiten des Nationalsozialismus" mit Prof. Dr. Michael von Cranach statt.

Am Samstag, 22. Juli, wird eine Exkursion zum Schloss Hartheim und der Besuch der dortigen Gedenkstätte angeboten (von 8 bis 19 Uhr).

Am Donnerstag, 27. Juli, findet in der Gaststätte "Heckerbräu" in Grafing ein Archiv-Stammtisch über das Schicksal von Dominikus Kraißer aus Schammach statt. Los geht es um 19.30 Uhr.

Wer bei den Exkursionen dabei sei will, muss sich vorab per E-Mail bernhard.schaefer@grafing.de anmelden.

Museum Grafing
Das Stadtmuseum Grafing befindet sich in der Bahnhofstraße 10. Geöffnet ist sonntags von 14 bis 16 Uhr und donnerstags von 18 bis 20 Uhr. Weitere Infos gibt es unter www.museum-grafing.de

red/hw

Artikel vom 16.05.2023
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