30 Jahre "Das rote Motorrad" und kein bisschen leise

Steinhöring · Musik verbindet

Die Inklusionsband "Das rote Motorrad" spielt mit großer Leidenschaft. Die Musiker aus Steinhöring freuen sich über Auftrittsmöglichkeiten. Foto: Gabriele Heigl/KJF

Die Inklusionsband "Das rote Motorrad" spielt mit großer Leidenschaft. Die Musiker aus Steinhöring freuen sich über Auftrittsmöglichkeiten. Foto: Gabriele Heigl/KJF

Steinhöring · Vor 30 Jahre gründete Franz Wallner, langjähriger Betreuer im Einrichtungsverbund Steinhöring (EVS), gemeinsam mit zwei Betreuten eine inklusive Alpenrock-Band. Dort musizieren Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zusammen. Träger der Einrichtung ist die KJF (Katholische Jugendfürsorge der Erzdiözese München und Freising).

Die Musiker aus Leidenschaft treffen sich für ihre Proben sich in einem Kellerraum des EVS-Gebäudes. "Dort stören wir die Bewohner am wenigsten", meint er. Der Raum ist eigentlich zu klein für zwölf Leute, davon der Großteil mit raumgreifenden Instrumenten. Gitarren hängen an den Wänden, ein Keyboard drückt sich in die Ecke. Aber das stört niemanden. Robin und alle seine BandkollegInnen freuen sich sehr über den Besuch und wollen zeigen, was sie können.

Und dann legen sie auch schon los: Neben Gitarrist Robin (Gitarre) noch Schorsch (Gitarre, Percussion, Mundharmonika), Reinhard (Djembe), Heinzi (Schlagzeug), Tobi (Frontmann, Voice, Percussion, Panflöte, Keyboard, Akkordeon), Julian (Voice), Caro (Conga), Alfred (Bassgitarre, Ziach, Keyboard, Posaune, Trompete, Flügelhorn, zweite Stimme), Reinhard, ein ehrenamtlicher EVS-Mitarbeiter (Gitarre), und Franz Wallner (Gitarre). Ihr Repertoire ist klassischer Alpenrock. Schlag auf Schlag geht es mit "Sierra Madre" von Schürzenjäger und "Du entschuldige, i kenn di" von Peter Cornelius über "Hey, hey, Wickie" von Christian Bruhns bis hin zu VoXXclubs "Rock mi". Natürlich fehlt auch Drafi Deutschers "Marmor, Stein und Eisen bricht" nicht. Und Wolfgang Fiereks Resi wird - rotes Motorrad hin oder her - wieder mal mit dem Traktor abgeholt. Alle haben einen Riesenspaß.

Die Bandmitglieder wohnen bis auf Betreuer Franz Wallner alle im Einrichtungsverbund Steinhöring, teils schon seit vielen Jahren. Alfred (59) und Schorsch (68) gründeten bereits im Jahr 1992 zusammen mit dem Erzieher Franz Wallner die Band, die sich damals noch "Stonemade" nannte, wohl ein Anklang auf den Standort Steinhöring. Irgendwann änderte Alfred ihn in "Das rote Motorrad". Woher der Name kommt, kann heute keiner mehr mit Gewissheit sagen. In Hebertshausen im Kreis Dachau gibt es aber eine inklusive Band mit dem Namen "Das grüne Klapprad", wie Franz Wallner zu erzählen weiß. Also dachten sich die Steinhöringer vielleicht, dass ein paar PS mehr nicht schaden könnten. Beim gemeinsamen Musikmachen sind die kognitiven Beeinträchtigungen der Bandmitglieder kein Hindernis. Eher das Gegenteil ist der Fall. Selbstbewusst und stolz spielen sie ihr Instrumente und trauen sich was, auch wenn sie nicht perfekt sind. Jede und jeder darf sich einbringen. So wie Schorsch, der seine neue Gitarre über alles liebt, aber (noch) Probleme mit den Harmonien hat. Trotzdem bekommt er sein Solo in einem Stück, in das seine Impros gut passen. Mit Feuereifer und strahlendem Gesicht schlägt er die Saiten. Franz Wallner lacht: "Schorschs Gitarre muss man nie stimmen." Als Sozialpädagoge und langjähriger Bandmusiker hat er die Band seit ihrer Gründung begleitet: "Es geht ums Dabeisein, ums Mitmachen."   Aber die Bandmitglieder nehmen ihre Musik durchaus ernst. Schlagzeuger Heinzi gibt mit konzentriertem Pokerface taktsicher und zuverlässig den anderen den Rhythmus vor. An ihm können sich alle orientieren. Und dann ist da natürlich Tobi, der Frontmann. Er singt leidenschaftlich mit rockiger Stimme und melodiesicher. Immer wieder sorgt er mit viel Fröhlichkeit dafür, dass auch die anderen zu ihren Soli kommen und gibt die Einsätze. Und offensichtlich liebt Tobi Lovesongs. "Er ist bei uns für die Schmalzabteilung zuständig", meint Rocker Alfred augenzwinkernd. Mit großem Vergnügen tritt die Band auf der Bühne auf, mit gecoverten Songs und sogar mit eigenen Stücken. Schorsch strahlend: "Ich habe vor vielen Jahren schon Blues geschrieben."

Vor Auftritten übt die Band alle 14 Tage, öfter geht es nicht, weil Franz Wallner einen weiten Anfahrtsweg hat. Aber einzelne Musiker haben schon ohne ihn geübt, einmal sogar sechs Stunden am Stück. Wenn das nicht Liebe zur Musik ist? Zum Abschluss der Probe stimmt die Band einen ihrer Lieblingssongs an, Volker Lechtenbrinks Klassiker "Leben, so wie ich es mag". Die Band ist übrigens buchbar unter der E-Mail f.wallner@kjf-muenchen.de
Gabriele Heigl- Katholische Jugendfürsorge der Erzdiözese München und Freising

Artikel vom 24.01.2023
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