TSV 1860 sichert positive Fortführungsprognose

»Haben alle unsere Hausaufgaben gemacht«

Hausaufgaben erledigt: TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA. Foto: Anne Wild

Hausaufgaben erledigt: TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Einer positiven Fortführungsprognose für die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA steht nach Aussage der Klubgesellschafter nichts im Weg. Auf einem Social Media Account, der Investor Hasan Ismaik zugeschrieben wird, war in Reaktion auf in Fankreisen kursierende Gerüchte über angebliche Probleme zu lesen: »Ich kann versichern, dass wir alle unsere Hausaufgaben gemacht haben und dies auch weiter tun werden.« Auch Vereinspräsident Robert Reisinger wies gegenüber Medien entsprechende Vermutungen als aus der Luft gegriffen zurück.

Die Skepsis von Teilen der Anhängerschaft der Weiß-Blauen speist sich aus Erfahrungen in der Vergangenheit. Im Jahr 2016 verurteilte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA zu einer Geldstrafe in Höhe von 750.000 Euro, weil Ismaik sich beharrlich geweigert hatte, die Eigenkapitalquote der Gesellschaft zu verbessern. Seit seinem Einstieg im Jahr 2011 nahm der Investor aus Dubai, abgesehen vom Kaufpreis, mit dem Altschulden abgelöst wurden, seine Investitionen ausschließlich in Form von Krediten für das Unternehmen vor. Die Eigenkapitalausstattung der Gesellschaft stellt sich entsprechend schwach dar. Am Ende eines jeden Jahres muss deshalb die Umwidmung von Teilen von Ismaiks Darlehen in Genussscheine erfolgen, um nicht gegen Lizenzauflagen zu verstoßen. Zwar sind Genussscheine auch Schuldverschreibungen, wirken sich aber in der Bilanz aufgrund ihrer Nachrangigkeit eigenkapitalstärkend aus. Die Verhandlungen darüber waren laut Medienberichten häufig von schweren Dissonanzen begleitet.

Spätestens seit der Zweitliga-Spielzeit 2016/2017, die anstelle des versprochenen Aufstiegs in die Bundesliga den Fall bis in die Regionalliga Bayern und einen Rekordverlust in Höhe von 21,9 Millionen Euro mit sich brachte, gilt die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA als bilanziell stark überschuldet und bedarf einer, jährlich zu erneuernden, positiven Fortführungsprognose, um nicht Insolvenz anmelden zu müssen. Ismaik hatte mit Hilfe von externen Beratern die Mission Bundesliga – nach mehreren vergeblichen Anläufen des Klubs – selbst in die Hand nehmen wollen. Neben anderen soll der umstrittene Londoner Fußballagent Kia Joorabchian zu seinen Einflüsterern gezählt haben.

Unter Duldung des früheren Vereinspräsidenten Peter Cassalette brachte Ismaik Kredite in schwindelerregender Höhe in die Profifußball-Gesellschaft des TSV 1860 ein, um teure Wunschspieler zu kaufen und ihre Gehälter zu finanzieren. Bereits zuvor hatte der Jordanier die Überstellung des gesamten Nachwuchsbereichs des Vereins mit allen Juniorenmannschaften in die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA gefordert und der sich weigernden Fußballabteilung die vereinbarten Ausbildungszuschüsse streichen lassen. Der Aufstieg sollte auf Biegen und Brechen erzwungen werden. Am Ende stand jedoch kein sportlicher Triumph, sondern der Abstieg aus der Zweiten Liga. Das internationale Starensemble konnte ablösefrei den Klub verlassen, weil Ismaik eine Finanzierung des Spielbetriebs in der Dritten Liga versagte. Cassalette trat von seinem Amt im Präsidium zurück und die Löwen waren im Sommer 2017 zu einem Neuanfang im Amateurbereich gezwungen. Hauptgläubiger der TSV München von 1860 GmbH & Co. KG ist das Unternehmen HAM International Limited, eine in Dubai gemeldete Beteiligungsgesellschaft Ismaiks.

Um Liquiditätsengpässe auszuschließen, muss der Klub alljährlich eine Fortführungsprognose erstellen und durch Wirtschaftsprüfer testieren lassen. Das Dokument bestätigt, dass unter den getätigten Annahmen das Unternehmen für den Zeitraum der nächsten zwei Jahre zahlungsfähig bleibt. Für den Drittligisten sind die Testate eine kostspielige Angelegenheit, die den Etat belastet. Durch eine Auflage des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist die TSV München von 1860 GmbH & Co. KG zudem gehalten, ihr negatives Eigenkapital um jährlich mindestens fünf Prozent zu verbessern – sprich Schulden abzubauen.

Ismaiks Hinweis, alle hätten ihre Hausaufgaben erledigt, darf entnommen werden, dass die obligatorische Wandlung von Teilen seiner Kredite in Genussscheine – die Rede ist von 1,25 Millionen Euro – für das Jahr 2022 fristgerecht erfolgt ist und damit einer positiven Fortführungsprognose für die Profifußball-Gesellschaft der Löwen nichts im Weg steht.

(as)

Artikel vom 20.12.2022
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