Turnerbund-Volleyballerinnen holen bayerischen Pokal

Untergiesing/Harlaching · Starker Nachwuchs

Stolze bayerische Pokalsiegerinnen: Die Volleyballerinnen des Drittligisten TSV Turnerbund München besiegten im Finale den Favoriten TV Dingolfing. Foto: Frank Forcher

Stolze bayerische Pokalsiegerinnen: Die Volleyballerinnen des Drittligisten TSV Turnerbund München besiegten im Finale den Favoriten TV Dingolfing. Foto: Frank Forcher

Untergiesing/Harlaching · Einen großen Erfolg haben kürzlich die Volleyballerinnen des TSV Turnerbund München eingefahren: Gerade erst in die 3. Liga aufgestiegen, bezwangen sie im bayerischen Pokalfinale mit dem TV Dingolfing den amtierenden Zweitligameister. Allerdings stellt der im Stadtbezirk Untergiesing-Harlaching verwurzelte Traditionsverein keine gewöhnliche Drittligamannschaft.

Die Rollen beim bayerischen Pokalfinale in Mühldorf waren auf dem Papier klar verteilt. Auf der einen Seite stand der TV Dingolfing, der 2021/22 Meister der 2. Bundesliga Süd wurde, aus finanziellen Gründen aber auf den Aufstieg ins Oberhaus verzichtete. Als Herausforderer trat der TSV Turnerbund an, der sich als Neuling in der 3. Liga Ost behaupten will – und das mit einer blutjungen Mannschaft, die im Schnitt 19 Jahre alt ist. Die Giesingerinnen setzten im Pokalfinale zum Beispiel auf die gerade erst 14 Jahre alte Zuspielerin Sofia Varelas oder die 16-jährige Libera Nela Sambale. Beide machten ein starkes Spiel, der Turnerbund siegte mit 2:1 Sätzen (25:18, 14:25, 15:6) und holte den Pokal.

Der Triumph der Münchnerinnen kam unerwartet, eine Sensation Marke "David gegen Goliath", wie man sie aus dem Fußball kennt, war er aber nicht. So etwas ist im Volleyball, wo sich über mehrere Sätze fast zwangsläufig am Ende die nominell bessere Mannschaft durchsetzt, äußerst selten. Dass man einem starken Zweitligisten auf Augenhöhe begegnen und diesen im letzten Satz sogar dominieren konnte, erklärt sich durch das Nachwuchskonzept der Turnerbund-Volleyballerinnen. Als Leistungsstützpunkt haben sie das Ziel, Akteure auszubilden, die ihren Weg bis in die 1. Bundesliga und Nationalmannschaft gehen.

Auch in seiner ersten Frauenmannschaft setzt der TSV Turnerbund konsequent auf die Jugend. Die Spielerinnen, die zum Pokalsieg beitrugen, sind bereits in der Bayernauswahl oder der deutschen Jugendnationalmannschaft aufgelaufen, einige belegten Platz zwei bei der deutschen U20-Meisterschaft. "Da ist das Niveau schon mit der 2. Bundesliga der Erwachsenen vergleichbar", meint Verena Steinbacher, Sportliche Leiterin der Turnerbund-Volleyballer. In letzter Zeit wuchsen beim Giesinger Traditionsverein einige Top-Talente heran, die früh in den Wettkampfbetrieb integriert wurden und sich als Teenager mit zum Teil doppelt so alten Gegnerinnen messen.

Duell mit Schwerin knapp verpasst

Eine "Bestätigung für die Arbeit der vergangenen Jahre" nennt Abteilungsleiter Gerhard Eberl die jüngsten Erfolge, wozu neben dem Pokalsieg auch die souveräne Meisterschaft der Regionalliga Südost 2021/22 und der damit verbundene Aufstieg in die 3. Liga Ost gehört. "Der Pokal ist das i-Tüpfelchen", meint Ebert. Ein solcher Wettbewerb biete für die jungen Spielerinnen eine "sehr hochklassige Möglichkeit", sich zu beweisen. Als beste Mannschaft aus Bayern nahm der Turnerbund an der Qualifikation für den bundesweiten Pokal teil, verpasste nach einer 1:3-Niederlage gegen den SCC Freisen aus dem Saarland jedoch ein Duell mit dem mehrfachen deutschen Meister SSC Palmberg Schwerin.

In der 3. Liga Ost hebt sich der TSV Turnerbund mit seiner Altersstruktur vom Rest des Feldes ab. Dennoch, oder gerade deswegen, läuft es für den Aufsteiger auch in der Punkterunde nach Plan: Von bisher drei Saisonspielen hat die Mannschaft zwei gewonnen. Am Sonntag, 6. November, um 15 Uhr, steht in der 3. Liga ein Derby im Münchner Osten an – dann geht es zum Sportbund München, der in der Grund- und Mittelschule an der Führichstraße spielt. Die eigenen Heimspiele trägt der Turnerbund in der Regel im Theodolinden-Gymnasium aus.

Erfolg nicht um jeden Preis

Mittelfristiges Ziel des Traditionsvereins ist die 2. Bundesliga, "allerdings nicht um jeden Preis", wie Eberl sagt: "Unser Konzept werden wir nicht aufgeben." Nur für den Erfolg würde der Verein also keine erfahrene Akteurin verpflichten. Um den eigenen Nachwuchs optimal zu entwickeln, greift das Trainerteam um Bastian Pourie aber durchaus auch auf ältere Spielerinnen zurück. So standen in der Aufstiegssaison eine Handvoll Spielerinnen zwischen 20 und 30 Jahren als Back-Ups bereit, um die Talente zu unterstützen und ihnen mal eine Pause zu gönnen – zum Beispiel, wenn die Mädchen für das Abitur lernen müssen.

Die Erfahrenen stellen laut Eberl keinen Anspruch auf Spielzeit und verlangen auch kein Geld. "Das ist natürlich eine Traumsituation", meint der erfahrene Funktionär. Wenn sich dann noch der Trophäenschrank füllt, haben beim Turnerbund alle davon profitiert.

Benjamin Schuldt

Artikel vom 26.10.2022
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...