Löwen üben Selbstkritik nach Heimniederlage

München/Giesing · »Zu langsam, zu behäbig und zu träge«

 Lufthoheit: Schanzer in Giesing. Foto: Anne Wild

Lufthoheit: Schanzer in Giesing. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Der Heimnimbus des TSV 1860 München ist dahin. Vor ausverkauftem Haus unterlagen die Weiß-Blauen dem Aufstiegskonkurrenten FC Ingolstadt 04 verdient mit 1:2 (0:1) und tauschten die Tabellenführung wieder mit dem erfolgreichen Neuling SV Elversberg, der seine Partie gewinnen konnte. Für die Schanzer ging es bei ihrem Auftritt in Giesing früh in der Saison bereits um viel. Eine Niederlage an der Isar hätte das Team von Trainer Rüdiger Rehm bis zur Winterpause gefährlich weit ins Hintertreffen gebracht. Entsprechend aggressiv und mit Wucht traten die Gäste, die mit zwei Stürmern agierten, vom Anpfiff weg auf.

Dabei kam ihnen eine großzügige Regelauslegung von Schiedsrichter Benjamin Brand entgegen. Der erfahrene Unparteiische aus Bayern ließ eine Reihe äußerst harter Attacken ungeahndet. Oder wie Sechzigs Trainer Michael Köllner es in der Pressekonferenz nach Spielschluss ausdrückte: »Der Schiedsrichter hat Ingolstadt zweimal am Leben gelassen.« Mit einem brutalen Foul an Fabian Greilinger auf Höhe der Mittellinie, direkt am Spielfeldrand vor der Gästebank setzte David Kopacz ein erstes Zeichen (9. Min.). Sechzigs Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel beurteilte im Halbzeit-Interview beim Bayerischen Rundfunk die Szene als »am Rande einer Tätlichkeit«. Brand zückte nur Gelb.

Eine gute Viertelstunde später leistete sich Kopacsz im gegnerischen Strafraum ein weiteres rustikales Vergehen an Greilinger. Doch zum Unverständnis der Offiziellen des TSV 1860 und der Mehrzahl der Zuschauer beließ es Brand bei einer mündlichen Ermahnung. Rehm dagegen erkannte sofort, welch' unverschämtes Glück sein Spieler in dieser Szene gehabt hatte und ordnete einen sofortigen Wechsel an. Für Kopacsz kam Tobias Bech ins Spiel.

Seine Mannschaft führte zu diesem Zeitpunkt bereits mit einem Treffer. Nach einer zur Seite abgewehrten Ecke hatte sich der schwerfällig wirkende Martin Kobylanski vom Ex-Mannheimer Marcel Costly an der rechten Strafraumgrenze locker austanzen lassen. Der Ball landete unhaltbar für Schlussmann Marco Hiller zum 0:1 im Kreuzeck (15. Min.). Einen nicht ganz unähnlichen Gegentreffer kassierten die Weiß-Blauen bereits vergangene Woche in Dortmund. Selbstkritisch beschrieb Köllner den uninspirierten Auftritt seiner Farben in der ersten Halbzeit: »Das war zu wenig. Wir haben zu langsam Fußball gespielt, waren zu statisch. Dadurch konnte sich der Gegner immer wieder sortieren. Unser Spiel war aus der Viererkette zu behäbig und zu träge.«

Doch auch nach dem Seitenwechsel, als der TSV 1860 ein optisches Übergewicht bekam, blieben wirklich brenzlige Situationen für die Donaustädter aus. Für Aufregung auf der Zuschauertribüne sorgten die Schanzer dagegen ein weiteres Mal mit Unterstützung von Referee Brand. Nach einem überharten Einsatz gegen Albion Vrenezi hatte Moussa Doumbouya die Gelbe Karte gesehen (53. Min.). Als der guineische Stürmer sechs Minuten darauf mit Anlauf und durchgestrecktem Bein einen Ball vor Marco Hiller zu erreichen versuchte und dabei den Schlussmann foulte, ließ Brand erneut Gnade walten. Wieder reagierte Rehm und holte Doumbouya unmittelbar danach vom Feld (60. Min.). Für ihn rückte Justin Butler ins Sturmzentrum.

Mit einer Serie geschickter taktischer Fouls im Mittelfeld unterbanden die Ingolstädter häufig die spielerischen Bemühungen der Hausherren. Die Freistöße der Löwen aus dem Halbfeld verpufften wirkungslos. Kurz vor dem Schlusspfiff sicherten die Gäste ihren Auswärtserfolg. Der eingewechselte Patrick Schmidt nutzte eine Kontergelegenheit nach perfekter Ballstafette mit einem wuchtigen Schuss unter die Latte zum 0:2 (88. Min.). In der Nachspielzeit verkürzte in Folge einer Flanke von Erik Tallig der ebenfalls neu in die Partie gekommene Meris Skenderovic mit einem Kopfball auf 1:2 (90. Min. +3). Doch der Anschluss kam viel zu spät, um der Begegnung noch eine Wende zu geben.

Ein richtungsweisender Vergleich steht den Münchner Löwen am kommenden Wochenende beim Mitaufstiegsfavoriten VfL Osnabrück bevor. Zu Gast an der Bremer Brücke (Samstag, 14 Uhr) ist der TSV 1860 München gezwungen zu punkten. Andernfalls droht das bislang erkämpfte Polster auf den vierten Rang komplett abzuschmelzen.

Artikel vom 10.10.2022
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