Goldene Ehrennadeln beim Sommerempfang verliehen

Haar · Zeit, Danke zu sagen!

Von links nach rechts: Dr. Andreas Bukowski (1. Bgm), Ilse Heinzlmair (Haarer Tisch), Walter Böhm (FFW Haar), Ruth Stein (Haarer Tisch), Katharina Dworzak (3. Bgm) und Dr. Ulrich Leiner (2. Bgm). Foto: Gem. Haar/Janina Kufner

Von links nach rechts: Dr. Andreas Bukowski (1. Bgm), Ilse Heinzlmair (Haarer Tisch), Walter Böhm (FFW Haar), Ruth Stein (Haarer Tisch), Katharina Dworzak (3. Bgm) und Dr. Ulrich Leiner (2. Bgm). Foto: Gem. Haar/Janina Kufner

Haar · Zwei Jahre ist es her, dass die Gemeinde Haar die Ehrenamtlichen und Aktivbürger*innen zum Empfang geladen hatte, dass Goldene Ehrennadeln an Reverse gesteckt wurden. Dabei wurde gerade in den letzten beiden Jahren wieder mehr als deutlich sichtbar, wie stark der Zusammenhalt, wie groß das Engagement unter den Haarer*innen ist.

Bürgermeister Dr. Andreas Bukowski wollte in diesem Jahr dieses große Dankeschön auf gar keinen Fall noch einmal ausfallen lassen und verlegte den traditionellen Neujahrsempfang kurzerhand auf die Sommermonate, verschmolz ihn gleich vorausschauend mit dem Ehrenamtstag zum „Sommerempfang“, „denn wer weiß, was uns der Herbst bringen wird“. Im lauschigen Garten des Kleinen Theaters empfing er Ende Juli rund 150 Gäste.

Ein freudiges Wiedersehen

Schon bevor das musikalische Duo Raphaelle Zaneboni und David Ignatius von der örtlichen Musikschule mit ihrem ersten Stück begonnen hatte, war das Hallo groß im Garten, die Begrüßungen herzlich, die Gespräche angeregt, die Freude über das Wiedersehen unübersehbar. So nahm sich der Bürgermeister im Anschluss auch die Zeit, die einzelnen Vereine und Institutionen namentlich zu begrüßen, eine wertschätzende Geste, die die Anwesenden für jede*n einzelne*n Ehrenamtliche*n mit Applaus quittierten.

Große Hilfsbereitschaft in herausfordernden Zeiten

Ja, die Zeiten sind herausfordernd, wie der Bürgermeister betonte. Zwei Jahre Corona, dann der Krieg in der Ukraine, der nun unsere Energieversorgung in besorgniserregendem Maße bedroht. Die Flüchtlingsströme hätten uns einiges abverlangt, doch „wir haben wieder gezeigt, was in uns steckt, wenn’s brenzlig wird“, freut sich der Bürgermeister. Genauso zuversichtlich sieht der Rathauschef auch anderen Herausforderungen entgegen.

Von „Weltuntergangsszenarien“, von „Panikmache“ und daraus resultierenden Aktionismus hält er nichts. „Die Herausforderungen sind real und müssen gemeistert werden.“ In Sachen Energieversorgung bedeute das, vor allem die kurzfristigen Potenziale zu nutzen – das betreffe laut Bukowski Einsparmöglichkeiten genauso wie die Fortführung der Energiegewinnung aus Kernkraft. „Langfristig führt uns der Weg aber in Richtung möglichst autarker Versorgung aus regenerativen Energiequellen. Dabei müssen auch wir als Kommune größer denken.“ Geothermie, Wärmepumpen, Biomasse, massiver Ausbau von Photovoltaik in Kombination mit Batteriespeichern – das müsse man nun angehen.

In solchen Zeiten lassen sich laut Bürgermeister Bukowski – der seinen Gästen zum Thema das Büchlein von Ingo Reuter „Weltuntergänge – vom Sinn der Endzeit-Erzählungen“ empfahl – eine Gesellschaft besonders gut analysieren. „Das bringt uns letztlich wieder zu uns und dem Bewusstsein, dass wir an einem wunderbaren Ort leben dürfen. Unter Menschen, denen ihr Umfeld nicht egal ist, sondern die es, ganz im Gegenteil, hegen und pflegen. Politisch, sozial, gesellschaftlich, ökologisch, kulturell oder sichernd und schützend“, so Bukowski. Keine Selbstverständlichkeit sei das – und deshalb setze er sich in der kommenden Haushaltsaufstellung dafür ein, „einen Fehler zu korrigieren“, den er und der Gemeinderat im letzten Jahr gemacht haben: Angesichts der klammen Haushaltslage der Gemeinde hatte man den Vereinen 20 Prozent der freiwilligen gemeindlichen Zuwendungen gestrichen. „Es ist aber genauso richtig und wichtig, diejenigen gut zu unterstützen, die unseren Ort beleben und zu dem machen, was er ist. Symbolpolitik ist nutzlos, gar schädlich, wenn das Symbol nichts taugt“, sagte Bukowski unter dem Applaus der Anwesenden. Man werde nicht weiter am falschen Ende sparen.

Gemeinsam und feiernd zur Stadt

Damit der gesellschaftliche Zusammenhalt weiter gestärkt wird, brauche es aber neben diesem Engagement auch immer wieder gemeinsame Ziele und Meilensteine. Eines davon formulierte Haars Bürgermeister abschließend in seiner Rede: „Haar soll Stadt werden und damit erreichen, was vor 20 Jahren noch nicht erreicht werden konnte.“ Die Zeit wäre durchaus reif, sich für die großartige Entwicklung der Gemeinde belohnen zu dürfen. „Einen gemeinsamen besonderen Moment zu stiften. Und für die Zukunft eine weitere positive Entwicklung unserer Wirtschaft und Kultur anzustoßen.“ Doch das sei nicht die Hauptsache: Das eigentliche Ziel werde der Weg dorthin sein, betonte Bukowski.

„Auf diesem Weg werden wir gemeinsam feiern, werden wir gemeinsam einiges erleben und werden uns bewusst machen, was unsere Gemeinschaft ausmacht und was es zukünftig braucht, damit diese so lebendig bleibt, wie sie ist.“ Schließlich steht im kommenden Jahr die 950-Jahr-Feier Haars an. Ob man sich dann „eine kleine Krone mit dem Namen Stadt“ aufsetzen dürfe, sei am Ende nicht das Wichtigste. Denn das Wichtigste an Haar saß an diesem Tag bereits vor ihm im Theatergarten: das menschgewordene Engagement der Gemeinde.

Goldene Ehrennadeln wurden verliehen

Vier von ihnen bekamen dann noch die Goldene Ehrennadel für ihren herausragenden Einsatz für die Gemeinde angesteckt. Diesmal hatte der Gemeinderat einstimmig beschlossen, zwei der Institutionen und Vereine zu ehren, die ganz real und immer da sind, wenn’s brennt – und das auf sehr unterschiedliche Art und Weise.

Die Engel vom Haarer Tisch

Der Haarer Tisch greift unter die Arme, wenn es Menschen finanziell nicht möglich ist, sich mit dem Nötigsten zu versorgen und selbst der Lebensmitteleinkauf nicht zu stemmen ist. Stellvertretend für das ehrenamtliche Team des Haarer Tischs nahmen Ilse Heinzlmair und Ruth Stein die Ehrung entgegen. Die beiden packen bereits seit über zehn Jahren am Setzerhof beim Einsammeln, Sortieren und Ausgeben der gespendeten Lebensmittel mit an. Dazu braucht es natürlich Empathie, um die ungefähr 500 Menschen wöchentlich zu versorgen - aber auch Eigenschaften wie Analytik und praktischen Sachverstand sind nötig, um die dahintersteckende Logistik zu meistern. Gerade während der Pandemie zeigte sich das Herzblut, mit der die Aufgabe ausgeführt wird, denn da war dann die Ausgabe nach bewährtem Muster nicht mehr möglich. Es ist Ilse Heinzlmair und ihrer Kollegin Ruth Stein zu verdanken, dass die so dringend benötigten Lebensmittel die Haarer Tisch-Kunden dennoch erreichten – denn sie ruhten nicht, bis eine neue Logistik stand. Und heute? Ist diese Art der Hilfe nötiger denn je. Für einige ist der Haarer Tisch deshalb mittlerweile zum „Fulltime-Job“ geworden – und das voll ehrenamtlich.

Ehrennadel für Kameraden der FFW

Ebenfalls weit über das Ehrenamt hinaus geht der Einsatz, den die Freiwillige Feuerwehr in der Gemeinde leistet – hier sind die Kameradinnen und Kameraden ebenfalls mit Herzblut und ohne den geringsten Blick auf die Uhr dabei. Immer zum Wohle der Mitmenschen, manchmal auch an der Grenze der eigenen Belastungsfähigkeit. Zwei, die seit Jahrzehnten für die Wehr ehrenamtlich tätig sind, wurden nun mit der Goldenen Ehrennadel versehen: Dr. Thomas Theil und Walter Böhm. „Doc Theil“, wie er respektvoll genannt wird, ist dienstältestes Mitglied und dienstältester Atemschutzträger der Haarer Wehr. Zudem ist er als Arzt in der Klinik tätig, zuletzt auf der Covid- Station des Neuperlacher Krankenhauses. Erst durch eine eigene Erkrankung musste er nun kürzer treten. Walter Böhm ist seit 1976 offiziell im Dienst der Freiwilligen Feuerwehr Haar - ihr gehört seine Liebe und ihr widmet er all sein Können. Er war nicht nur aktives Mitglied, sondern auch Zugführer, Ausbilder und Kassenwart. Für all das wurde er bereits von höherer Stelle ausgezeichnet, auch mit dem Bayerischen Feuerwehrkreuz in Silber „in Würdigung hervorragender Leistungen“. Eine Besonderheit – und hochverdient, wie der Bürgermeister betonte, bevor er ihm die Nadel unter dem Beifall der Anwesenden ansteckte.

„Abschließend bleibt zu sagen: Ein herzliches Dankeschön für ihr aller Engagement, gestern, heute und auch morgen“, so entließ der Bürgermeister die große Runde in den Teil des Tages, der wohl mit der Wertvollste an solchen Veranstaltungen ist: Es wurde geratscht, gelacht, diskutiert, Neuigkeiten und Pläne, aber auch Sorgen ausgetauscht. Man könnte auch sagen: Das Haarer Netz wurde wieder dichter geknüpft. Gut so!

Artikel vom 09.08.2022
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