Historische Postkutsche kommt ins Museum

Schliersee · Ross- und Schmiedetreffen

Markus Wasmeier als Pferdeflüsterer.	Foto: Veronika Lammer

Markus Wasmeier als Pferdeflüsterer. Foto: Veronika Lammer

München/Schliersee · Vergangene Woche haben wir uns ja intensiv mit dem Schmied beschäftigt und wie angekündigt will ich mich heute mehr auf die Vierbeiner konzentrieren, die beim Ross- und Schmiedetreffen am 7. August natürlich genau wie die Schmiede selbst im Mittelpunkt stehen. Heute stellt das Reiten einen beliebten Freizeitsport dar, früher war das Pferd allerdings ein wichtiges Arbeitstier! Zum Beispiel in der Forstwirtschaft zum Holzrücken.

Historisch: Markus Wasmeiers Freilichtmuseum
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So bezeichnet man den Transport von gefällten und entasteten Baumstämmen zum nächsten Forstweg oder Lagerplatz. Dazu setzte man bis in die 60er Jahre schwere Kaltblutpferde ein, die auch ohne speziell ausgeforstete Rückegassen die Stämme aus dem Wald herausziehen konnten. Das ist übrigens ein Grund, warum man heute im naturnahen Waldbau wieder vermehrt auf sie zurückgreift. Auf der unteren Wiese im Freilichtmuseum können Sie ein solch imposantes Rückepferd bei der Arbeit bestaunen.

Neben diesen Arbeiten wurden Pferde für allerhand andere Tätigkeiten eingesetzt, wie etwa das Pflügen, das Betreiben von Mühlen oder selbstverständlich das Ziehen von unterschiedlichen Wägen. Wenn Sie da jetzt an einen Heuwagen denken, auch so einen haben wir auf dem Gelände stehen aber auch Spezialfahrzeuge, wie zum Beispiel unsere Feuerwehrleiter, die sie im unteren Geländeteil des altbayerischen Dorfes finden. Sie sehen, Pferde hatten eine wichtige Funktion und waren entsprechend wertvoll.

Ein weiterer Einsatz der kräftigen Tiere war als Kutschpferde. Allerdings bewegte man sich üblicherweise eher zu Fuß fort, die Kutsche war etwas für die gehobene Gesellschaft oder sehr reiche Bauern. Selbstverständlich nutzten auch Regenten und Politiker gern Kutschen, das ist bis heute so geblieben. Auch Sie können bei uns in den Genuss kommen denn am Nachmittag steht eine Kutsche für Kutschfahrten durch das altbayerische Dorf bereit. Besser gesagt zwei, denn von etwa 10.30 Uhr bis 14.00 Uhr fährt eine originale Postkutsche zwischen den historischen Höfen. Den Erlös der Kutschfahrten leiten wir an die Ukrainehilfe weiter.

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Die Postkutsche war vielleicht die wichtigste Kutsche der Zeit, denn mit ihr konnten Nachrichten, Briefe und Wertsachen durch ganz Deutschland, ja sogar ganz Europa gesendet werden. Das berühmte Adelsgeschlecht der Thurn und Taxis hatte das Monopol auf die kaiserliche Reichspost und unterhielt ein Wegenetz von den Niederlanden über die Schweiz bis nach Italien. Dazu gehörte eine gut ausgebaute Infrastruktur mit Stationen zum Wechseln der Pferde und zur Übernachtung. Für die Strecke von Frankfurt nach Madrid benötigte man im 17. Jahrhundert ganze zwei Wochen!

Ein schönes Beispiel einer solchen Fahrt, allerdings aus späterer Zeit finden Sie in Goethes Tagebüchern seiner Italienreise. Sie können sich also vielleicht vorstellen, wie wichtig dieses Verkehrsmittel war. Und so finden sich bis heute noch Belege dieser Bedeutung, zum Beispiel in Lüftlmalereien, wie etwa der Darstellung an der Fassade des Gasthofs zur Post. Das Bild hat übrigens mein Vater Günther Wasmeier gemalt. Lassen Sie sich doch die Gelegenheit nicht entgehen, beim Ross- und Schmiedetreffe ein paar Runden zu reisen wie vor 300 Jahren. Und für die kleinen Gäste gibt es ganztags die Möglichkeit auf Ponys zu reiten. Dazu werkelt unser Dorfschmied in seiner Schmiede und der Hufschmied beschlägt im Dorf das ein oder andere Pferd, wobei Sie ihm über die Schulter schauen können.

Selbstverständlich freuen wir uns, Sie danach in unserem Wirtshaus »Zum Wofen« begrüßen zu dürfen. Bayerische Schmankerl und frisch gebrautes Museumsbier wartet bereits auf Sie. Ich freue mich auf Ihren Besuch!

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 31.07.2022
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