Tierische Mitarbeiterin

Hündin Annabel hilft in der Kita an der Postillonstraße

V. li.: Stadtschulrat Florian Kraus, Hausleitung Christiane Landmann, Bildungsbürgermeisterin Verena Dietl und Margit Braun, Kommissarische Leitung des RBS-Geschäftsbereichs KITA. Bild re.: Labradorhündin Annabel. F: Christiane Landmann / Tobias Hase

V. li.: Stadtschulrat Florian Kraus, Hausleitung Christiane Landmann, Bildungsbürgermeisterin Verena Dietl und Margit Braun, Kommissarische Leitung des RBS-Geschäftsbereichs KITA. Bild re.: Labradorhündin Annabel. F: Christiane Landmann / Tobias Hase

Moosach/Gern · Das frisch eingeweihte Haus für Kinder in der Postillonstraße 11a hat ein ganz besonderes Teammitglied: die Therapiebegleithündin Annabel. Das Tier erobert die Herzen von Kindern, Eltern und dem Personal – und eröffnet viele Möglichkeiten.

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Ist sie da? An die neugierigen Blicke durchs Fenster hat sich Christiane Landmann, Leiterin des Hauses für Kinder an der Postillonstraße 11a, längst gewöhnt. Und auch daran, dass nicht sie von den Kindern so sehnlichst erwartet wird, die jeden Morgen an ihrem Fenster vorbei zur Eingangstür der Kita laufen, sondern das mit Abstand populärste Teammitglied der Kindertagesstätte.

Die vierjährige Labradorhündin Annabel hat unter Landmanns Schreibtisch ihren Rückzugsort und macht dort regelmäßig ausgedehnte Nickerchen. Dann heißt es: „Bitte in Ruhe lassen!“ Das lernen alle Kinder der Einrichtung sehr schnell. Annabel braucht ihren sicheren Rückzugsraum, an dem sie nicht gestört werden darf.

„Darf ich Annabel guten Morgen sagen?“, lautet daher die erste Frage, die ankommende Kinder Leiterin Christiane Landmann in der Früh stellen. Meistens erübrigt sich die Antwort von selbst: Annabel trottet dankbar zur Tür, um ihre Streicheleinheiten zu empfangen. Als Therapiebegleithündin hat das Tier in dem Haus für Kinder eine besondere Aufgabe: Sie unterstützt die Kinder in deren ganzheitlichen Förderung, hilft ihnen, Selbstvertrauen auf- und Ängste abzubauen.

Anfang Februar 2022 hat das Haus für Kinder an der Postillonstraße, das an der Grenze zwischen Moosach und Gern liegt, offiziell eröffnet. Annabel war von Anfang an mit dabei. Zunächst startete die Einrichtung mit zwei Gruppen, einer Krippen- und einer Kindergartengruppe. Ab Oktober wird sich die zweite Kindergartengruppe füllen, alle 74 Plätze werden voraussichtlich im Frühling 2023 belegt sein.

"Alle wollen mit Annabel spielen"

Die große Einweihungsfeier fand wegen Corona erst jetzt im Sommer statt. Entsprechend aufgeregt hatten Annabel und ihr Frauchen Christiane Landmann dem Tag entgegengefiebert: Zur offiziellen Einweihung begrüßten Münchens Bildungsbürgermeisterin Verena Dietl und Stadtschulrat Florian Kraus die anwesenden Gäste. Für die Kinder waren mehrere Spielstationen aufgebaut, zudem hatten sie für den Tag eigens ein Theaterstück einstudiert, in dem die Gruppentiere Igel, Eichhörnchen, Eule und Fuchs Sprechrollen hatten – ebenso wie Annabel. Die Rolle des Hundes sei besonders beliebt, sagt Landmann und lacht: „Alle Kinder wollen Annabel spielen.“ Als Höhepunkt gab es dann für alle anwesenden Kinder einen Stoffhund als Geschenk.

Nur weil der Hund an der Postillonstraße nicht mehr wegzudenken ist, bedeutet das nicht, dass Kitas sich einfach so einen anschaffen können. Tiergestützte Interventionen sind schon seit Jahren ein pädagogischer Schwerpunkt des Referats für Bildung und Sport. Bei städtischen Kitas sind dies Kleintiere wie Meerschweinchen und Kaninchen, aber auch Hunde und sogar Pferde, wobei letztere nicht direkt in den Einrichtungen untergebracht sind.

Die Eingangs- und Zugangsvoraussetzungen für tiergestützte Interventionen sind hoch: Es bedarf beispielsweise eines ausgefeilten Hygieneplanes, einer fundierten Ausbildung von Mensch und Tier, eines Rückzugsorts sowie ausgiebigen Trainings für die Tiere und ihre Halter. Insgesamt neun Mensch-Hunde Teams gibt es derzeit in Kitas der Stadt München, Annabel hat dabei aktuell noch ein Alleinstellungsmerkmal. Als Therapiebegleithündin hat sie die langwierigste Ausbildung hinter sich, die 1,5 Jahre dauert. Ihre acht tierischen Kolleginnen werden als pädagogische Assistenzhunde eingesetzt. Im Gegensatz zu ihnen könnte Annabel auch therapeutisch bei Inklusionskindern eingesetzt werden.

Einsätze sind zeitlich begrenzt

Derzeit hilft Annabel in der täglichen Arbeit mit Kindergartenkindern bei Motorik- und Koordinationsübungen, bei der Verkehrserziehung, beim Basteln oder in der Präventionsarbeit. „Manchmal liegt sie aber auch einfach nur im Raum und schläft. Es ist erwiesen, dass Menschen entspannter sind, wenn ein Hund im Raum schlummert,“ sagt Landmann.

Dabei steht eins jedoch immer fest: Annabels Einsätze sind zeitlich begrenzt und finden nicht täglich statt. Nach einem Einsatz darf sie wieder an ihren Rückzugsort. Denn jeder Einsatz mit Kindern bedeutet für Annabel Arbeit. Schließlich sind die Kinder auch mal wild und laut. Es ist sehr entscheidend, dass es dem Hund im Einsatz auch gutgeht.

Dabei freuen sich nicht nur die Kinder über die tierische Mitarbeiterin. „Wir bekommen seit der Eröffnung immer wieder Anfragen von Eltern, die ihre Kinder speziell wegen Annabel anmelden möchten. Natürlich ist das nicht für alle umsetzbar“, sagt Landmann. Eins steht bereits fest: Wenn das Haus im Frühjahr nächsten Jahres voll ist, werden Annabel jeden Morgen deutlich mehr kleine Hände streicheln als bisher.

Artikel vom 27.07.2022
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