Schmied als Heldengestalt

Schliersee · Ross- und Schmiedtreffen im altbayerischen Dorf

Der Hufschmied war früher eine Institution. 	Fotos: Markus Wasmeier

Der Hufschmied war früher eine Institution. Fotos: Markus Wasmeier

Schliersee/München · Kennen Sie die Legende vom Schmied von Kochel? Angeblich hätte der großgewachsene Mann den Bauernaufstand im Jahr 1705 angeführt, der mit der Sendlinger Mordweihnacht einen blutigen Höhepunkt erreichte.

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Damals sollen rund 1.000 Aufständische von den kaiserlichen Truppen aufgerieben worden sein und der Schmied von Kochel soll heldenhaft bis zum Schluss gekämpft haben und sei als letzter Mann gefallen. Wie immer bei Legenden dieser Art muss man die Aussagen natürlich mit Abstand betrachten. Mir geht es hier aber in erster Linie gar nicht um die Einordnung des Bauernaufstands, der von Historikern heute oft als erste Revolution der neueren Geschichte bezeichnet wird. Mir geht es um die Gestalt des Schmieds.

Denn der Schmied ist schon in der Antike eine sagenumwobene Gestalt, auch im Nibelungenlied kommt ihm eine wichtige Rolle zu und wenn wir uns anschauen, wie die Metallverarbeitung die Entwicklung der Menschheit nach vorne gebracht hat, ist das auch nachvollziehbar. Und die Kraft, die man für den Beruf braucht tut ihr Übriges um den Schmied zum Helden werden zu lassen. Der Schmied von Kochel etwa soll auch schon als Soldat im Türkenkrieg nur mit einer Eisenstange das Stadttor von Belgrad eingerammt haben.

Deutlich friedlicher, wenngleich auch kraftvoll geht es bei unserem Ross- und Schmiedetreffen am 7. August im altbayerischen Dorf zu. Zahlreich Schmiede demonstrieren ihr traditionsreiches Handwerk. Im ganzen Dorf lodern die Essen, so nennt man die Feuerstelle des Schmieds, und das Metall wird mit Hitze und Kraft formbar gemacht. Es ist für mich immer wieder spektakulär und beeindruckend, wenn die Funken fliegen und die Eisen glühen. Und trotzdem ist das Schmiedehandwerk keine grobe Arbeit. Mit viel Gefühl entstehen auch feine Strukturen, was dann im Spezialisten des Kunstschmieds gipfelt.

Aber auch der Hufschmied brauchte Gefühl oder besser gesagt ein Gespür für das Tier. Beim Beschlagen muss der Schmied immer auf das Gemüt des Pferdes achten. Für die Bauern war der Schmied somit ebenfalls eine wichtige Person, der man die wertvollen Tiere anvertraute. Über den Stellenwert der Pferde werde ich in einer der nächsten Ausgaben schreiben, denn auch Pferdeliebhaber kommen bei uns im Freilichtmuseum an diesem Tag auf Ihre Kosten.

Heute wollte ich Ihnen aber eben schon einmal Lust machen, auf ein immer noch »sagenhaftes« Handwerk und auf die Gelegenheit den Schmieden beim Formen des Metalls über die Schulter zu schauen. Ich sage immer, der Klang von Hammer und Amboss sind der Puls eines Dorfes und beim Ross- und Schmiedtreffen pulsiert es kräftig, das kann ich Ihnen versprechen. Dazu können Sie die traumhafte Kulisse der Schlierseer Berge genießen und die Hektik des Alltags hinter sich lassen.

Wenn Sie dann im Biergarten bei einem kühlen Museumsbier das Treiben im Dorf beobachten bleibt Zeit zum Nachdenken und Entspannen oder um gute Gespräche zu führen. Selbstverständlich verwöhnt Sie unsere Belegschaft vom altbayerischen Wirtshaus »Zum Wofen« mit allerlei bayerischen Schmankerln oder Kaffee und Kuchen. Und vielleicht erstehen Sie bei einem der Schmiede ein kleines handgeschmiedetes Andenken an Ihren Tag im Freilichtmuseum. Ich freue mich auf Ihren Besuch!

Artikel vom 24.07.2022
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