Wie grün darf's sein?

Kontroverser Kreisbauerntag im Kreis Erding steht an

Ludwig Hartmann kommt zum Bayerischen Bauernverband nach Oberding. Das verspricht spannende Debatten. Foto: Robert Auerbacher/ Fraktionen B'90/Grüne

Ludwig Hartmann kommt zum Bayerischen Bauernverband nach Oberding. Das verspricht spannende Debatten. Foto: Robert Auerbacher/ Fraktionen B'90/Grüne

Oberding/Erding · Der Kreisbauerntag im Kreis Erding findet heuer am 20. Juni in Oberding statt, und zwar im Rahmen der Festwoche, die drei Vereine wegen ihrer Jubiläen dort organisieren. Der Bayerische Bauernverband hat mit Ludwig Hartmann, dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bayerischen Landtag, einen Politiker als Hauptredner eingeladen, an den sich gewaltige Erwartungen knüpfen.

Landwirte und Grüne sind sich, wie allgemein bekannt, nicht immer „grün“, spätestens seit dem für viele Landwirte berüchtigten Volksbegehren „Rettet die Bienen“, wo enorm viel Porzellan zerschlagen worden ist. Es ist Kreisobmann Jakob Maier, der hier aber voran geht. „Wir müssen mit allen reden“, hatte er erst unlängst im Norden des Landkreises formuliert, als dort ein neuer Ortsobmann gewählt worden ist. Das gelte schon deshalb, weil etwa auch die Grünen jetzt in der Regierungsverantwortung seien. Mit der Einladung an den Fraktionschef setzt Maier also den Dialog-Kurs fort.

Aber der Bayerische Bauernverband erwartet auch einiges von dem Gast, und das hat Kreisgeschäftsführer Gerhard Stock gegenüber der Redaktion auch schon unmissverständlich formuliert. Schon das Thema, unter dem die Veranstaltung, die um 20 Uhr auf dem gut ausgeschilderten Festgelände beginnt, steht, gibt die Richtung vor: „Wie viel „grün“ verträgt die Landwirtschaft?“ Regelungswut und Düngeverordnung, Verbot von Anbindehaltung, was viele Betriebe schlicht kaputt macht, und dann immer noch eine vergleichsweise realitätsferne Politik, das stößt den Bauern sauer auf, auch wenn Gerhard Stock bereit war, gegenüber der Redaktion festzustellen. „Es ist schon eine gewisse Ernüchterung eingetreten bei den Grünen.“ Ob diese schon weit genug gegangen ist, wird unter anderem am 20. Juni eine der Fragen sein, die letztlich anstehen.

Für Gerhard Stock bleibt entscheidend: „Wie erhalten wir eine funktionierende Landwirtschaft vor Ort?“ Es werde auch um den alten Zielkonflikt „Teller oder Tank“ gehen, vor allem in einer Zeit, wo absehbar sei, dass es schwieriger werde, die erforderlichen Mengen für beides „vom Acker zu bringen.“ Zumal – gerade rund um Oberding ein gewaltiges Thema – diese Äcker immer weniger werden durch den vor allem eben vom Kreisobmann immer wieder scharf angegangenen Flächenfraß. Jakob Maier kann, wenn es um dieses Thema geht, reden wie ein Dunkelgrüner, und bekommt Beifall unter seinen Berufsstandskollegen. Stock: „Wir haben jetzt eine völlig andere Situation als früher. Da hatten wir ein Mengenproblem. Das haben wir jetzt auch noch, bloß eben umgekehrt.“ Darum, so Gerhard Stock zur Redaktion, sei die gesamte Bevölkerung eingeladen und nicht nur Landwirte. „Jeder ist willkommen, sich zu informieren!“

Das Thema „Lebensmittelversorgung“ gehe eben alle ganz elementar etwas an, und hier sei eine ausgezeichnete Gelegenheit. Der Bayerische Bauernverband als die starke Berufsstandsorganisation der Landwirte hat in diesen Wochen auch im Kreis Erding die Wahlen der Ortsobmänner und der Ortsbäuerinnen am Laufen. Vielerorts gelingt ein Generationswechsel. Junge Landwirte drängen in die Verantwortung mit der Folge, dass auch die Politik weiterhin mit dem Bayerischen Bauernverband wird rechnen können, in einzelnen Fällen natürlich auch müssen. kw

Artikel vom 03.06.2022
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