Würde bis zum Schluss

Harlaching/Grünwald · Benefizkonzert zugunsten der Arbeit der Palliativstation

Verena Gräfin von Plettenberg und Dr. Hans Pohlmann engagieren sich für den Förderverein der Palliativstation des Harlachinger Krankenhauses. Sie hoffen auf viele Besucher beim Benefizkonzert am 27. April. Foto: hw

Verena Gräfin von Plettenberg und Dr. Hans Pohlmann engagieren sich für den Förderverein der Palliativstation des Harlachinger Krankenhauses. Sie hoffen auf viele Besucher beim Benefizkonzert am 27. April. Foto: hw

Harlaching/Grünwald · Lange war es still um den Förderverein der Palliativstation Harlaching. Corona bedingt waren publikumswirksame Veranstaltungen wie Benefizkonzerte oder Basare nicht möglich, jetzt freut sich die Sprecherin des Fördervereins, Verena Gräfin von Plettenberg, wieder ein Benefizkonzert zu Gunsten des Vereins ankündigen zu können.

Am Mittwoch, 27. April, gastiert das Schumann Quartett München im August-Everding-Saal in der Ebertstraße 1 in Grünwald. Dort spielen die bekannten und talentierten Musiker Barbara Burgdorf, Stephan Finkentey, Traudi Pauer und Oliver Göske von Franz Schubert das Streichquartett d-moll (Der Tod und das Mädchen) und von Ludwig van Beethoven das Streichquartett a-moll op. 132. Der Eintritt ist frei, um Spenden für die gute Sache wird gebeten.

Dem Tod den Schrecken nehmen

Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Patienten, die auf der Palliativstation untergebracht sind, die Zeit, die ihnen verbleibt, so würdevoll und angenehm wie möglich zu gestalten. Einfühlsame Gespräche sind ein wichtiger Bestandteil der Versorgung, aber auch die medizinische Betreuung, damit niemand unnötig Schmerzen haben muss.

Musik- und Atemtherapie werden eingesetzt, um Ängste, Sorgen aber auch Schmerzen und Atemnot zu lindern. Überhaupt erinnert auf der Station so wenig wie möglich an ein Krankenhaus. Die Zimmer sind freundlich gestaltet, frische Blumen sorgen für fröhliche Farbtupfer in den Räumen, das Besucherzimmer ist großzügig bemessen und bietet statt harter Stühle weiche Polster. In der Mitte des Flurs hängt ein imposanter Gong. »Der Musiktherapeut setzt ihn manchmal ein. Aber es kommt auch vor, dass Patienten ihn schlagen, sich so ausdrücken, was sie mit Worten vielleicht nicht sagen wollen oder können«, erklärt Verena von Plettenberg, die die Vorsitzende des Fördervereins ist.

Weitere Hospizhelfer werden gesucht

Unterstützt wird das Team aus Schwestern, Pflegern und Therapeuten von ehrenamtlichen Hospizhelfern. Der Bedarf an weiteren Helfern ist groß, der Verein sucht dringend nach Personen, die sich zum Hospizhelfer schulen lassen wollen. Das nächste Grundseminar findet im Besprechungsraum auf der Palliativstation am 4. und 5. Mai von jeweils 17.00 bis 21.30Uhr statt. Hier lernen die Teilnehmer auch gleich die Räumlichkeiten und die Atmosphäre auf der Station kennen. Verena Gräfin von Plettenberg und ihre Mitstreiter hoffen auf viele Teilnehmer, damit alle, die Hilfe wünschen, diese auch bekommen können.

»Die Helfer sind für die Patienten da, hören zu, halten ihre Hand, helfen beim Essen, je nachdem, was die Patienten brauchen«, erklärt das engagierte Vereinsmitglied. Auch wenn die Verweildauer der Patienten auf der Palliativstation, die 1997 ins Leben gerufen wurde, meist nur kurz ist, sind die Gespräche intensiv. »Wer weiß, dass er bald sterben wird, hält sich meistens nicht mit Allgemeinplätzen auf, will keinen Smalltalk«, weiß Verena von Plettenberg. Es sind Gespräche, die unter die Haut gehen, aber auch reich machen, weil es hier nicht um Oberflächlichkeiten geht, sondern um Substanzielles. Nicht immer leicht sei diese Aufgabe, aber immer bereichernd, betont sie. Im Angesicht des Todes verlieren kleine Sorgen und Ärgerlichkeiten, von denen der Alltag meist reichlich zu bieten hat, ihre Relevanz, rückt es die Prioritäten wieder ins rechte Licht.

Die Palliativstation bietet derzeit Platz für zehn Patienten. Nach ihrem Umzug ins neue Gebäude (geplant in etwa zwei Jahren) soll die Kapazität auf 18 Betten hochgefahren werden. Der Bedarf an Palliativbetten ist hoch in München, die Nachfrage groß.

Das Alter der Patienten auf der Station variiert, es sind junge Menschen dabei, ebenso wie alte, denn der Tod kennt keine Altersbeschränkung. Zur Arbeit der Hospizhelfer gehört auch die Begleitung der Angehörigen durch diese schwere Zeit. Im Grund- und einem Aufbauseminar werden dabei Themen wie Biografiearbeit, Kommunikation, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Alter und Lebenseinschränkungen, Sinnfragen, Trauer, Trost und Abschied behandelt.

»Es ist ein gutes Gefühl, wenn man jemanden einen Abschied in Würde bereiten kann«, so Verena von Plettenberg. Um die Arbeit der Therapeuten, den Blumenschmuck und die Ausbildung sowie die Supervision der Hospizhelfer finanzieren zu können, ist der Förderverein auf Spenden angewiesen. Kein leichtes Unterfangen in diesen Tagen, denn der Tod ist für viele potenzielle Spender zu sperrig. Dennoch hofft der Verein weitere Fördermitglieder und Unterstützer zu finden, denn der Leitspruch des Fördervereins »Du zählst, weil du bist, wer du bist, und du zählst bis zum letzten Moment deines Lebens« von Cicely Saunders soll auch in Zukunft für jeden Patienten, der auf die Palliativstation des Harlachinger Krankenhauses kommt, umgesetzt werden können.

Mehr Informationen über die Möglichkeiten sich für den Förderverein zu engagieren findet man auf deren Homepage www.palliativ-foerderverein-harlaching.de hw

Artikel vom 20.04.2022
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...