Über ein Stück Natur und den Ursprung des Namens

Unbekanntes Moosach

Rarer Anblick: ein natürliches Gewässer in Moosach. Zwischen Max-Born-Straße und Wildermuthstraße fließt der Reigersbach (rechts). Früher war dies der Oberlauf des Flusses Moosach, der in die Isar mündet. Foto: bs

Rarer Anblick: ein natürliches Gewässer in Moosach. Zwischen Max-Born-Straße und Wildermuthstraße fließt der Reigersbach (rechts). Früher war dies der Oberlauf des Flusses Moosach, der in die Isar mündet. Foto: bs

Moosach · Feldmoching und die Fasanerie haben einen See, Untermenzing die Würm, Nymphenburg den Schlosspark mit Seen und Kanälen. In Moosach gibt es hingegen nur wenige, recht unscheinbare Gewässer. Wer gezielt danach sucht, findet ein kaum bekanntes kleines Stück Natur, das unmittelbar südlich der stark befahrenen Max-Born-Straße liegt.

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Westlich der berühmt-berüchtigten Bahnunterführung zweigt die Moosburger Straße von der Dachauer Straße ab. Wer ihr bis zum Ende folgt und dann nach links in die Abensbergstraße abbiegt, erreicht nach rund 800 Metern ein Fleckerl relativ unberührter Natur – und das in unmittelbarer Nähe zu zwei stark befahrenen Verkehrswegen, der Dachauer Straße und der Max-Born-Straße. Letztere verläuft oberhalb des mit Gras bewachsenen Hangs.

Die alltäglichen Blechlawinen sind von hier aus zwar nicht zu sehen, wohl aber zu hören. Das kann die Idylle aber allenfalls ein klein wenig trüben: Der Spaziergänger oder Radfahrer kann sich hier an einem satten Grün der Bäume und Wiesen erfreuen. Vögel zwitschern, eine Weinbergschnecke kriecht nach einem sanften Regen den Weg entlang.

Der Dorfbach – oder der Rest davon

Tatsächlich finden sich hier – abgesehen vom Hartmannshofer Bach, der direkt entlang der Grenze zu Untermenzing verläuft – Moosachs einzige nennenswerte natürliche Gewässer. Vorbei an einigen Tümpeln des künstlich angelegten Biotops fließt der Dorfbach – oder besser gesagt: dessen "bescheidener Rest", wie es der Heimatforscher Volker D. Laturell in seinem Stadtteilbuch über Moosach auf den Punkt bringt. Früher entsprang der Bach dem Graben in der Dorfstraße (der heutigen Pelkovenstraße) und diente zu deren Entwässerung, falls es stark geregnet hatte. Damals verlief der Dorfbach entlang der Dresdner Straße, schwenkte beim Bahngleis zur heutigen Donaustaufer Straße und verlor sich dann in der Flur.

Als Moosach 1941 ans Münchner Kanalnetz angeschlossen wurde, verlor der Dorfbach seine Funktion als Vorfluter. Seit dem Bau des Rangiersbahnhofs Ende der 1980er Jahre fließt er in seiner heutigen Breite – oder auch nicht: Das Bachbett ist zwar gut zu erkennen, Wasser verläuft dort aber nicht durchgehend.

Hinter dem Parkplatz eines großen Supermarkts an der Dachauer Straße mündet der Dorfbach in den Reigersbach. Dieser entspringt ein Stück weiter südlich, unterhalb der Max-Born-Straße verschwindet er unter der Erde. Nördlich des Rangierbahnhofs taucht das Bächlein dann wieder auf, fließt unter dem Namen Feldmochinger Mühlbach an der Fasanerie und dem Feldmochinger See vorbei und mündet schließlich zwischen Regattaanlage und Autobahndreieck in den Würmkanal. Der Reigersbach leitet seinen Namen laut Laturell von "Reiger" ab, einem alt- und mitttelhochdeutschen Wort für den Reiher.

Von Moosach bis Marzling

Schon während den Eiszeiten entstanden, bildete der Feldmochinger Mühlbach von Natur aus den Oberlauf der Moosach, einem heute etwa 34 Kilometer langen Nebenfluss der Isar, der Unterschleißheim, Massenhausen, Freising und Marzling durchquert. Die Moosach – also eine "Ach" (kleiner Fluss), die durch ein Moos fließt – hat auch dem früher politisch eigenständigen Dorf und heutigen Münchner Stadtbezirk seinen Namen gegeben. Schließlich befand sich hier früher tatsächlich die Quelle des Flusses.

Als die Kanäle angelegt wurden, um die Schlösser in Schleißheim mit Wasser zu versorgen, griff der Mensch jedoch entscheidend in das Gewässersystem im Münchner Norden ein. Die Moosach wird seither erst beim Schleißheimer Schlosspark unter dem Namen Berglbach aus dem Kanalsystem ausgeleitet. Erst ab Unterschleißheim heißt der Fluss dann auch wirklich Moosach, durch Freising fließt er dann recht prominent. Im gleichnamigen Münchner Stadtteil findet man bis auf das kurze Bachstück, das nahe der Wildermuthstraße oberirdisch verläuft, keine sichtbare Erinnerung an den Fluss mehr. Dennoch: Auch Moosach hat seine Gewässer. Man muss sie halt nur erst suchen. Benjamin Schuldt

Artikel vom 13.04.2022
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