"Es fühlt sich nicht ganz real an"

Unterföhringer Ringerin Anna Schell holt EM-Titel

Starke Leistung: Ringerin Anna Schell vom SC Isaria Unterföhring ist Europameisterin in ihrer Gewichtsklasse. Foto: PrivaT

Starke Leistung: Ringerin Anna Schell vom SC Isaria Unterföhring ist Europameisterin in ihrer Gewichtsklasse. Foto: PrivaT

Unterföhring · Der SC Isaria Unterföhring hat seit kurzem eine Europameisterin in seinen Reihen: Ringerin Anna Schell hat bei den Wettkämpfen in Budapest die Goldmedaille in der Gewichtsklasse bis 72 Kilogramm geholt. Die 28-Jährige stand damit zum ersten Mal bei einer internationalen Meisterschaft ganz oben auf dem Treppchen.

"Nach ein paar Tagen Abstand kann ich es langsam realisieren", erzählt Anna Schell im Gespräch mit dem Münchner Wochenanzeiger. "Es fühlt sich aber immer noch nicht ganz real an. Ich bin happy, dass ich es geschafft habe."

Es war der erste große Titel für die gebürtige Aschaffenburgerin, die in ihrer Karriere schon einige Höhepunkte erlebt hat: 2019 und 2021 holte sie jeweils Bronze bei den Weltmeisterschaften, im Vorjahr nahm sie an den Olympischen Spielen in Tokio teil, wo sie im Viertelfinale unterlag.

Bei einer EM hatte Schell es zuvor bereits viermal ins Finale geschafft – einmal bei der U17, zweimal bei der U23, einmal bei den Senioren – war aber stets ihrer Gegnerin unterlegen. "Jetzt konnte ich zum ersten Mal den ganz großen Coup landen", freut sich Anna Schell. "Für mich bedeutet der Titel, dass bei großen internationalen Wettkämpfen immer alles möglich ist."

Packender Finalkampf

Das Finale in Budapest gegen Buse Tosun Cavusoglu war packend und hart umkämpft. Die 26-jährige Türkin erwischte den besseren Start, lag zur Pause mit 2:0 vorne. Dann zog Schell mit 5:2 davon – und stand trotzdem plötzlich mit dem Rücken zur Wand: 70 Sekunden vor Ende geriet sie mit 5:6 in Rückstand. "Zu diesem Zeitpunkt war ich sehr entspannt", berichtet Anna Schell. "Der Kampf ist erst zu Ende, wenn die Zeit abgelaufen ist. Ich wusste, dass ich konditionell stark bin und schon mehrfach bei vergangenen Kämpfen in der letzten Sekunde gewonnen habe."

So war es auch diesmal: Mit einem sogenannten "Abzwicker" drehte Schell den Kampf auf ihre Seite und krönte sich erstmals zur Europameisterin. Es war zudem der erste EM-Titel für eine deutsche Ringerin seit 15 Jahren und die einzige Goldmedaille für das deutsche Team bei den diesjährigen Europameisterschaften.

Auch für den SC Isaria Unterföhring, für den Anna Schell seit Anfang 2019 startet, ist der EM-Titel der bisher größte Erfolg. Der Verein zeichnet sich durch intensive Nachwuchsarbeit aus, stellt ein Schüler- und Bambini-Team sowie eine eigene Mädchenmannschaft. "Ich hoffe, durch meinen Titel mehr Motivation bei den Jungen erreichen zu können", meint Anna Schell, die selbst im Alter von sechs Jahren mit dem Ringen angefangen hat.

Die nächsten Tage möchte die 28-Jährige, die beruflich bei der Bereitschaftspolizei in Dachau tätig ist, etwas entspannter angehen. Im Mai starten dann bereits die Vorbereitungen für die nächsten Weltmeisterschaften, die im September 2022 in Belgrad stattfinden. Dort will Anna Schell "einen guten Wettkampf machen und das Bestmögliche abrufen". Benjamin Schuldt

Artikel vom 12.04.2022
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