Wohin mit dem Batz?

Erding-Landkreis-Zolling · Steigende Klärschlammentsorgungskosten zu befürchten

 Klärschlammverbrennung wie hier im Kraftwerk Zolling ist derzeit noch das Mittel der Wahl. Auch aus dem Kreis Erding kommt Klärschlamm hier an. Foto: kw

Klärschlammverbrennung wie hier im Kraftwerk Zolling ist derzeit noch das Mittel der Wahl. Auch aus dem Kreis Erding kommt Klärschlamm hier an. Foto: kw

Erding-Landkreis-Zolling · Die Kommunen ächzen unter den Folgen der Pandemie, und eine davon ist eher subtil, bisher kaum erkannt. Die Pandemie führt zu drastisch mehr Homeoffice, die Menschen arbeiten mehr von daheim. Das hat Folgen, die jetzt erst langsam sichtbar werden. Wer daheim arbeitet geht dort auch auf das „stille Örtchen“, kocht und spült zu Hause.

Folge: Der Wasserverbrauch steigt, der Abwasseranfall mit. Und dieses Abwasser fließt in die Kläranlagen. Dort entsteht aus den abgestorbenen Bakterien, die die Schmutzstoffe abbauen, der sogenannte Klärschlamm. Und genau dessen Entsorgung wird immer mehr zum Thema. In früheren Jahren war das kein Problem.

Da kam der Klärschlamm, der diesen Namen auch von seiner Konsistenz her auch verdient hat, auf die Felder, war als Dünger durchaus brauchbar. Heute ist das undenkbar, seit die Schadstoffmessungen deutlich gemacht haben, was da alles ausgebracht wurde. Klärschlamm muss heute aufwendig getrocknet werden, um das Volumen zu verringern. Wohin dann aber damit? Er wird verbrannt. Das geht aber auch nicht überall, eben dieser Schadstoffe wegen. Und es geht nicht in beliebigen Mengen, denn der Wasseranteil ist nach wie vor hoch, verglichen etwa mit Steinkohle. Unter anderem darum gibt es Kontingente, und die wiederum sind immer begehrter, denn die Gemeinden müssen, um die Kosten zu drücken, auf eine Entsorgungsmöglichkeit möglichst dicht am Kreis Erding achten, um Klärschlammtourismus zu vermeiden.

Der allerdings ist landesweit schon ein Thema, und da ist das Chemie-Dreieck noch ein vergleichsweise leichtes Ziel. Andere fahren bis Nordrhein-Westfahlen, mit allem was das an Kosten und Dieselabgaben verursacht. Das Kraftwerk in Zolling auf der anderen Seite der Landkreisgrenze liefert Wärme für den Flughafen, aber dort können eben auch Klärschlämme mit verbrannt werden.

Um die Kontingente dort reißen sich aber etliche Kommunen bereits, und das aus gutem Grund: Der Redaktion liegen Zahlen aus einer Kommune vor, die allerdings, wie Recherchen ergaben, nicht für alle gelten. Zu unterschiedlich sind etwa die Klärschlammtrocknungsverfahren und deren Ergebnisse und damit deren Möglichkeiten der „thermischen Verwertung“, die schon wieder politisch angegriffen wird.

So kritisieren Teile der Grünen, dass mit der Verbrennung auch die im Klärschlamm enthaltenen Phosphate „unwiederbringlich dem Kreislauf entzogen werden.“

Fakt ist aber, dass die Kommunen das Zeug erst mal losbringen müssen. So haben sich in einzelnen Gemeinden die anfallenden Mengen beinahe verdoppelt, die Kosten pro Tonne sind aber auch gestiegen. Kommen dann noch steigende Transportkosten dazu, wie durch besagten „Klärschlammtourismus“, wird es richtig teuer. Zahlen müssen die Anschlussnehmer, denn die Kosten müssen nach den gesetzlichen Bestimmungen auf die Abwassergebühren umgelegt werden. Sobald also die nächste Gebührenkalkulation kommt werden die steigenden Aufwendungen für die Klärschlammbeseitigung auf genau diese durchschlagen. kw

Artikel vom 11.02.2022
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