Vier Wellen, rund 3.700 Patienten - Zwei Jahre Covid 19

München/Schwabing · Von Patient 1 bis heute

Prof. C. Wendtner (Chefarzt), Dr. W. Guggemos (Leitender Oberarzt) und S. Müller (Krankenpflegekraft, v. l.) aus dem Team der München Klinik Schwabing. (Vollständige Bildunterschrift am Text-Ende)

Prof. C. Wendtner (Chefarzt), Dr. W. Guggemos (Leitender Oberarzt) und S. Müller (Krankenpflegekraft, v. l.) aus dem Team der München Klinik Schwabing. (Vollständige Bildunterschrift am Text-Ende)

München/Schwabing · Am Abend des 27. Januar 2020 kam Covid-19 in Deutschland und in der München Klinik Schwabing an. Mehrere Wochen wurden neun Patienten des sogenannten „Webasto-Clusters“ als bundesweit erste Covid-19-Patienten vom Team der Schwabinger Infektiologie um Chefarzt Prof. Clemens Wendtner versorgt. Die Patienten, die heute wegen größtenteils leichter Verläufe in häuslicher Isolation verbleiben würden, trugen durch ihren stationären Aufenthalt und klinische Folgeuntersuchungen zu wichtigen Erkenntnissen über die Auswirkungen des Virus bei.

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Für Deutschland folgten bis heute vier Pandemie-Wellen – aktuell befindet sich Deutschland im nahtlosen Übergang in die fünfte Welle, von Delta zu Omikron. Konkret für die München Klinik, als zweitgrößter kommunaler Klinikverbund und bisweilen einer der größten Covid-Versorger in Deutschland, folgten auf neun Webasto-Patienten tausende schwerkranke Covid-19-Patienten mit oft wochen- bis monatelangen Krankheitsverläufen.

Insgesamt hat die München Klinik bis heute rund 3.700 Covid-19-Patienten versorgt, davon rund 900 Patienten auf Intensivstationen. Mit rund 1.750 versorgten Patienten in 2020 und rund 1.800 versorgten Patienten in 2021 waren es annähernd gleich viele Covid-19-Patienten im ersten und zweiten Pandemiejahr. Davon wurden die meisten, nämlich 1.500 Patienten, am Standort Schwabing versorgt. In Harlaching waren es rund 850 Patienten, in Bogenhausen rund 700 Patienten und in Neuperlach rund 500 Patienten.

Patienten in 2021 häufiger & länger auf Intensivstationen

Die Krankheitsverläufe der in 2021 in der München Klinik vorwiegend mit der Delta-Virusvariante hospitalisierten Patienten waren im Vergleich zu den Covid-Patienten in 2020 häufiger sehr schwer. Denn bei ähnlich großer Gesamtpatientenzahl in 2020 und 2021 liegt der Anteil der intensivpflichtigen Patienten im Jahr 2021 mit rund 500 versorgten Covid-Intensivpatienten deutlich höher als in 2020 mit rund 400 Intensivpatienten. Auch die Verweildauer auf den Intensivstationen hat sich in 2021 verlängert – im Schnitt lag ein Intensivpatient 14,8 Tage auf der Intensivstation, in 2020 war der Durchschnitt noch 12,6 Tage. Im Vergleich dazu liegen Non-Covid-Intensivpatienten mit anderen Krankheitsbildern im Schnitt 4 Tage auf der Intensivstation.

Seit der dritten Pandemiewelle kommt vermehrt die ECMO-Therapie (extrakorporale Membranoxygenierung, „künstliche Lunge“) zum Einsatz, die gerade jungen Intensivpatienten helfen kann. ECMO-Covid-Patienten sind oft in ihren 30ern oder 40ern. Diese Menschen konnten Lungenprobleme durch Covid zunächst lange kompensieren, oft kommen sie von zu Hause direkt auf die Intensivstation. Reicht eine künstliche Beatmung über ein Sauerstoffgerät nicht mehr aus, kommt die Herz-Lungen-Maschine als letztes Mittel zum Einsatz. Die Maschine übernimmt außerhalb des Körpers, was die gesunde Lunge sonst leistet, die Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff und die Entfernung von Kohlendioxid. Bis heute wurden in der München Klinik rund 50 Covid-Intensivpatienten an der ECMO versorgt – oft über mehrere Wochen und Monate, einzelne Patienten wurden sogar über 100 Tage an der ECMO behandelt und haben überlebt.

Seit Mai 2021 hat die München Klinik auch ein mobiles ECMO-Team am Standort Harlaching. Bei einem mobilen Einsatz werden zwei erfahrene Intensivärzt*innen aus Harlaching per Rettungsfahrzeug oder Hubschrauber in Kliniken in München oder im Umland gebracht, um Covid-Patienten, die eine ECMO-Therapie benötigen, aber zu instabil für einen „normalen Patiententransport“ in ein Zentrum mit entsprechender Expertise sind, dennoch nach Harlaching an die ECMO verlegen zu können. Ein solcher mobiler ECMO-Einsatz dauert von der Alarmierung bis zur Rückkehr auf die Intensivstation der München Klinik Harlaching mit Patient zwischen 5 und 8 Stunden. Rund 20 Covid-Intensivpatienten konnten in 2021 auf diesem Wege nach Harlaching an die benötigte ECMO verlegt werden.

Rund 1.400 Patienten allein in der 2. Pandemiewelle

Die München Klinik hat in der ersten Welle (März 2020 – Juli 2020) rund 800 Covid-Patienten versorgt (davon rund 170 Intensivpatienten), in der zweiten Welle (September 2020 – Februar 2021) rund 1.400 Covid-Patienten (davon rund 340 Intensivpatienten), in der dritten Welle (März 2021 – Juli 2021) rund 500 Patienten (davon rund 160 Intensivpatienten) und in der vierten Welle (September 2021 – Januar 2022) rund 1.000 Covid-Patienten (davon rund 240 Intensivpatienten). In den Spitzen der Wellen wurden über 200 Covid-Patienten (erste Welle), über 140 Patienten (zweite Welle), über 80 Patienten (dritte Welle) und über 120 Patienten (vierte Welle) gleichzeitig in der München Klinik versorgt, davon jeweils etwa ein Drittel auf Intensivstationen.

Die absoluten Patientenzahlen zeigen deutlich den enormen Kraftakt, den das Personal der München Klinik und anderer Kliniken seit zwei Pandemiejahren leistet: In den beiden Corona-Wintern 2020 und 2021 hat die München Klinik beispielsweise zum Stichtag 1. Januar mit jeweils rund 200 versorgten Covid-Intensivpatienten annähernd gleich viele Intensivpatienten versorgt – in der vierten Welle 2021 sogar eine geringfügig höhere Anzahl als in der zweiten Welle 2020, und das bei Patient*innen, die durch die schweren Delta-Verläufe länger liegen und aufwändiger versorgt werden müssen. Über 600 der rund 900 versorgten Intensivpatienten konnten nach teilweise wochen- und monatelangem Kampf mit dem Virus lebend entlassen werden. Rund ein Drittel der Intensivpatienten schaffte es nicht. Insgesamt sind in den zwei Pandemiejahren rund 500 Covid-Patienten in der München Klinik verstorben.

Die meisten Patienten sind zwischen 45 und 64 Jahre alt

Sowohl in 2020 als auch in 2021 machte die größte Patientengruppe in der München Klinik die der 45 bis 64-Jährigen aus – obwohl gerade in 2020, als die Impfung noch nicht verfügbar war, auch sehr viele ältere Patienten über 70 Jahren klinisch versorgt wurden. In 2021 konnten 29 Prozent der versorgten Covid-Patienten der Altersgruppe 45-64 Jahre zugeordnet werden. Von den aktuell rund 50 covid-positiven Patienten in der München Klinik entsprechen rund 19 Prozent der Patienten dieser Altersgruppe, Anfang Januar waren es noch rund 40 Prozent. Ein Drittel der aktuell versorgten Covid-Patienten ist jünger als 45 Jahre. Das Durchschnittsalter der Covid-Patienten der München Klinik ist in den letzten Wochen ebenfalls gesunken von 68 Jahren Anfang Januar, auf heute im Schnitt 59 Jahre. Auf den Intensivstationen liegt das Durchschnittsalter aktuell bei 68 Jahren. Von den aktuell rund 20 versorgten Intensivpatienten sind 2 Patienten mit der Omikron-Variante infiziert. Insgesamt mussten mehr Männer als Frauen wegen Covid-19 stationär in der München Klinik versorgt werden, auch aktuell liegt der Männeranteil unter den versorgten Patienten mit 57 Prozent höher.

Hohe Wirksamkeit von Schutzimpfung bestätigt

Verbunden mit der Zulassung der Covid-19-Impfstoffe nach dem ersten Pandemiejahr war die Hoffnung nach einem wirksamen Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe. Diese Hoffnung hat sich im zweiten Pandemiejahr bestätigt: Die München Klinik konnte die hohe Schutzwirkung der zur Verfügung stehenden Impfstoffe im Laufe des Jahres 2021 klinisch beobachten. Denn obwohl das Infektionsgeschehen der vierten Welle in der München Klinik bereits im September insbesondere durch Reiserückkehrer an Fahrt aufnahm, mussten bis November 2021 nur sehr vereinzelt geimpfte Patienten intensivmedizinisch versorgt werden.

Die hohe Schutzwirkung insbesondere für Menschen mit altersbedingtem Risikoprofil zeigte sich auch im weiteren Verlauf der vierten Welle: So musste exemplarisch Mitte Dezember keine einzige vollständig geimpfte Person über 50 Jahren intensivmedizinisch versorgt werden, während unter den ungeimpften Patienten auf den Intensivstationen der München Klinik die Hälfte im Alter unter 50 Jahren war. Mit Blick auf eine prozentual steigende Anzahl von Impfdurchbrüchen, die mit einer steigenden Impfquote natürlicherweise einhergeht, wurde insbesondere angesichts der Omikron-Variante die hohe Relevanz der Booster-Impfung insbesondere für ältere und immunsupprimierte Menschen deutlich. Die verstärkte Booster-Kampagne zeigt sich heute auf den Intensivstationen der München Klinik: Von den aktuell rund 20 Covid-Patienten auf Intensiv- und Überwachungsstationen in der München Klinik ist nur eine einzige Person mit Booster-Impfung.

Bildunterschrift: Prof. C. Wendtner (Chefarzt), Dr. W. Guggemos (Leitender Oberarzt) und S. Müller (Krankenpflegekraft, v. l.) aus dem Team der München Klinik Schwabing. Hier wurden am 27.1.2020 der bundesweit erste Covid-19-Patient aus dem sogenannten Webasto-Cluster versorgt. Foto: Klaus Krischock

Artikel vom 28.01.2022
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