Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit bedroht?

Dunkle Wolken über Türkgücü München

Ungewisse Zukunft: Türkgücü München. Foto: Anne Wild

Ungewisse Zukunft: Türkgücü München. Foto: Anne Wild

München-Perlach-Neuperlach-Giesing · Der im Abstiegskampf steckende Drittligist Türkgücü München sorgt einmal mehr abseits des Platzes für Schlagzeilen. Neben den sportlichen Problemen quälen finanzielle Sorgen die Verantwortlichen. Medienberichten zufolge soll der Klub dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) einen erforderlichen Nachweis zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht fristgerecht erbracht haben und sei deshalb von einem möglichen Punktabzug bedroht.

Mit einer Entscheidung wird in den kommenden Tagen gerechnet. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, handele es sich bei der fehlenden Summe um einen siebenstelligen Betrag. Für Türkgücü München wiegen Spiele ohne Zuschauer in der Corona-Pandemie doppelt schwer. Die Kosten für das Olympiastadion – angeblich rund 25.000 Euro plus Nebenkosten pro Partie – können nicht annähernd refinanziert werden. Zudem verfügt der Klub als einziger Drittligist weder über einen Haupt- noch über einen Trikotsponsor. Allein Vorstand und Finanzier Hasan Kivran hält mit seinen Zuwendungen das nach eigenen Angaben rund 650 Mitglieder zählende Türkgücü München am Leben.

Im vergangenen Sommer sollte ein Börsengang – vergleichbar der Spielvereinigung Unterhaching – frisches Geld in die leeren Kassen spülen. Im Rahmen eines vorbörslichen Verkaufs wurden 666.666 Aktien à zwölf Euro angeboten. Geschäftsführer Maximilian Kothny hoffte, innerhalb der siebenwöchigen Zeichnungsphase damit bis zu acht Millionen Euro für die Türkgücü München Fußball GmbH & Co. KGaA einsammeln zu können. Doch das Interesse bei Fans, Kapitalanlegern und Investoren soll derart gering ausgefallen sein, dass der Börsengang ohne weitere öffentliche Stellungnahmen wieder abgeblasen wurde.

Türkgücü verfügt weder über Immobilienbesitz noch über ein eigenes Stadion und trainiert mit seinem Profikader auf der städtischen Bezirkssportanlage München-Perlach. Ein Nachwuchsleistungszentrum – das Voraussetzung für eine Zweitliga-Lizenz wäre – müsste erst noch geschaffen werden. Dennoch errechnete das Taufkirchner Unternehmen Sphene Capital für seinen Auftraggeber Türkgücü anlässlich des geplanten Börsengangs den stolzen fiktiven Unternehmenswert von 30,4 Millionen Euro.

Vereinspräsident Kivran wollte sich bereits im Dezember 2020 aus dem Fußballgeschäft zurückziehen und blieb mit einem Rücktritt vom Rücktritt schließlich doch Investor des Klubs. Der türkischstämmige Unternehmer hält 89 Prozent der Anteile an der Türkgücü München Fußball GmbH & Co. KGaA. Wie die Börsen-Zeitung vor kurzem berichtete, soll Kivran nun erneut bereit sein, große Teile seiner Beteiligung zu verkaufen. Angeblich gibt es Interessenten, doch ein Großaktionär habe aufgrund der aktuellen sportlichen Misere noch nicht in Perlach unterzeichnet.

In der Winter-Transferphase sollen Spielerwechsel und Vertragsauflösungen für eine finanzielle Entlastung bei Türkgücü sorgen. Gewechselt zum Liga-Konkurrenten SV Wehen Wiesbaden ist Mittelstürmer Petar Sliskovic. Den Klub bereits wieder verlassen haben zudem die zu Saisonbeginn verpflichteten Marco Kehl-Gómez und Sebastian Hertner. Weitere Abgänge sind zu erwarten.

(as)

Artikel vom 25.01.2022
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