#LastSeen -Ausstellung auf historischem LKW noch bis Dienstag zu sehen

München · Bilder der NS-Deportation

Diese beiden Mädchen wurden am 20. November 1941 aus dem Lager Milbertshofen bei München nach Kaunas (Kowno) im besetzten Litauen deportiert und dort ermordet. Foto: Stadt Archiv München

Diese beiden Mädchen wurden am 20. November 1941 aus dem Lager Milbertshofen bei München nach Kaunas (Kowno) im besetzten Litauen deportiert und dort ermordet. Foto: Stadt Archiv München

München · Am 20. Januar 2022, dem 80. Jahrestag der Wannsee-Konferenz, eröffnete Oberbürgermeister Dieter Reiter zusammen mit Dr. h. c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, auf dem Marienplatz in München die mobile Ausstellung #LastSeen.

Die Ausstellung auf einem historischen LKW ist Auftakt für eine neue Suchkampagne der Arolsen Archives zusammen mit vier Partnern.

Wer waren die Menschen, die zwischen 1938 und 1945 aus dem Deutschen Reich in Ghettos oder Lager verschleppt wurden? Die Initiative #LastSeen sucht nach Bildern der NS-Deportationen und mehr Informationen dazu. Mit der Ausstellung auf der Ladefläche eines historischen LKWs, die in München erstmals zu sehen ist, macht die Initiative auf sich aufmerksam, informiert über die Bilder der NS-Deportationen und erklärt, wie sich Freiwillige an der Suche vor Ort beteiligen können. Der LKW stammt aus den 1950er Jahren, für den Transport von Verfolgten zu Sammellagern wurden aber ähnliche Fahrzeuge genutzt.

Die Ausstellung und die bundesweite Suchkampagne starten am 20. Januar 2022, 80 Jahre nachdem bei der Wannsee-Konferenz hochrangige NS-Funktionäre die Umsetzung des Massenmordes an allen europäischen Jüdinnen und Juden besprachen. Nach der Eröffnung in München tourt die mobile Ausstellung durch viele Orte in Deutschland.

Im Zentrum von #LastSeen stehen die Fotos von Deportationen aus dem Deutschen Reich zwischen 1938 und 1945. Die meisten der Männer, Frauen und Kinder sind auf den Bildern ein letztes Mal zu sehen – bevor die Nationalsozialisten sie in die Vernichtungslager brachten und ermordeten.

Bisher sind rund 550 Fotos von NS-Deportationen aus etwa 50 Orten bekannt. Überwiegend dokumentieren sie die Verschleppung der Menschen, die vom NS-Regime als Juden aus der Gesellschaft ausgeschlossen und entrechtet worden waren. Einige wenige Bilder sind von den Deportationen der Sinti und Roma erhalten. Es ist wahrscheinlich, dass es mehr Fotos gibt. Denn die Deportationen fanden in vielen Städten und Gemeinden statt – in der Öffentlichkeit.

Auch in München gab es Deportationen, von denen 14 Fotografien überliefert sind. Sie zeigen den Abtransport von 1.000 Menschen am 20. November 1941 nach Kaunas in Litauen. Als Projektpartner von #LastSeen recherchiert das Institut für Stadtgeschichte und Erinnerungskultur derzeit gemeinsam mit dem Stadtarchiv zu den Deportationsbildern aus München.

Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Die Kampagne #LastSeen hat sich zum Ziel gesetzt, Fotografien der Deportationen zu sammeln, zu erklären, was darauf zu sehen ist, und sie als wertvolle Zeitdokumente öffentlich zugänglich zu machen. Damit wird sie in den kommenden Jahren einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Erinnerung an die NS-Verbrechen wachzuhalten und damit auch den Blick zu schärfen für Antisemitismus heute. Die Bevölkerung ist neben dem Ausstellungsbesuch auch ganz herzlich dazu eingeladen, weitere eigene und bislang möglicherweise unbekannte Fotos der Deportationen beizusteuern. Schließlich fanden die Deportationen in vielen deutschen Städten keineswegs heimlich, sondern in aller Öffentlichkeit statt.“

Neben der Suche nach Bildern, geht es bei #LastSeen auch um ein neues Verständnis der Fotos. Viele Fragen, die sie aufwerfen, sind bislang nicht beantwortet: Wer ist abgebildet? Wer hat fotografiert? Wann und wo entstanden die Aufnahmen? Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives, erklärt, warum die Mithilfe von Interessierten vor Ort für die Initiative so wichtig ist: „Je mehr Menschen den Historikerinnen und Historikern bei der Suche nach Bildern und Informationen helfen, desto umfangreicher und interessanter werden die Ergebnisse von #LastSeen“

Erste Ergebnisse von #LastSeen werden Ende 2022 veröffentlicht und stehen damit sowohl der Forschung als auch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Zudem wird aktuell ein interaktives, partizipatives Tool entwickelt, mit dem Schülerinnen und Schüler das Bildmaterial zu Deportationen lesen und verstehen lernen.
Standorte und Öffnungszeiten des #LastSeen-LKWs (Es gilt 2Gplus.):
21. bis 23. Januar - Rindermarkt: 12 bis 17 Uhr
24. bis 25. Januar - Sankt-Jakobs-Platz: 12 bis 17 Uhr

Artikel vom 21.01.2022
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...