Marode Wasserleitungen

Im Landkreis drohen drastisch steigende Wasserpreise

Harald Kienlein und Bürgermeisterin Nicole Schley 2019 im Gemeinderat. Nimmt Ottenhofen eine Vorreiterrolle ein? Foto: kw

Harald Kienlein und Bürgermeisterin Nicole Schley 2019 im Gemeinderat. Nimmt Ottenhofen eine Vorreiterrolle ein? Foto: kw

Ottenhofen · Die Prognose ist düster, um nicht zu sagen: Erschreckend. Behält der Fachmann Harald Kienlein Recht, drohen im ganzen Landkreis drastisch steigende Wasserpreise. Es ist rund 50 Jahre her, da gab es einen Bauboom, was die Wasserversorgung angeht. Es gibt nicht einmal grobe Schätzungen, wie viele Kilometer PVC-Leitungen damals verlegt worden sind.

Harald Kienlein, Fachingenieur und Planer für die Gemeinde Ottenhofen im Süden des Landkreises eben im Bereich der Wasserversorgung, hat allein für Ottenhofen ausgerechnet, dass der sofortige Austausch der jetzt an das Ende der wirtschaftlichen Lebensdauer angekommenen Wasserleitungen zwölf Millionen Euro verschlingen würde, eine Summe, die in keinster Weise leistbar ist.

Also muss ein Plan her, nach dem die Gemeinde das Wasserleitungsnetz Zug um Zug erneuert.

Und dann kam es: „Sie sind nicht allein. Das ist kein Ottenhofener Sonderfall.“ Im Klartext: Es ist ein kreisweites Problem, das die Gemeinde Ottenhofen jetzt in einer möglicherweise kreisweit spannenden Weise angeht. Jedes Jahr, so der Plan, wird ein Anteil der Wasserleitungen ausgetauscht. Auf diese Weise hat die Gemeinde dann eines Tages ein einigermaßen neues Leitungsnetz, wobei sie natürlich daran denken muss, dass sie, wenn sie durch ist, am Ende bei den ältesten Leitungen wieder anfangen muss.

Allerdings gab Kienlein in mehreren Sitzungen des Gemeinderats auch zu bedenken, dass die neuen Materialien dauerhafter sind als das, was vor 50 Jahren verbaut worden ist. Der Austausch der Leitungen in diesen Abschnitten wird in Ottenhofen jährlich einen sechsstelligen Betrag kosten. Dieser muss in die Wassergebührenberechnung einfließen. Genau das wird in diesen Monaten kalkuliert. Greift diese Beispielrechnung auch in anderen Gemeinden, bedeutet das kreisweit drastisch steigende Wasserpreise.

Die Gemeinden dürfen gar nicht anders, denn die Wasserversorgung ist eine kostenrechnende Einrichtung im Sinne des Kommunalrechts, und die muss einfach kostendeckend arbeiten. Die Gemeinde Ottenhofen geht jetzt voran, sieht sich in einer gewissen Weise in einer Vorreiterrolle. Kienlein: „Wenn sie nichts machen fällt ihnen das Thema irgendwann auf die Füße.“

Und das könnte schmerzhaft werden, denn wenn die Rohre zu alt werden, werden sie spröde, und wenn sie spröde werden, brechen sie, und wenn sie brechen, gibt es Wasserverluste, und wenn diese zu hoch werden, wird das Wasserwirtschaftsamt nervös, und wenn das Wasserwirtschaftsamt nervös wird, muss die Gemeinde schnell handeln. Nun ist der Landkreis Erding einer der Landkreise mit dem dynamischsten Wachstum. Es sind gewaltig viele Neubaugebiete entstanden, die allesamt jünger sind als die von Kienlein genannten 50 Jahre. Was er meint ist der gesamte Altbestand. Wie eine solche gewaltige Investition auf den Wasserpreis durchschlagen kann, musste die Gemeinde Kirchberg im Holzland erleben. Hier musste 2007 ein komplett neues Wasserhaus errichtet werden. Weil in der kleinsten Gemeinde im Kreis Erding auch die Zahl der Hausanschlüsse klein ist schlug das natürlich voll durch.

Heute schon zahlen die Menschen im Holzland so viel, wie es für viele andere Gemeinden erst noch kommen kann, auch wenn noch keine endgültigen Berechnungen vorliegen können. kw

Artikel vom 05.11.2021
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