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Ärger um Wald & Wiesen
Jäger und Amt für Landwirtschaft starten Kampagne
Das Landwirtschaftsamt wirbt um Verständnis, wenn eine Blühfläche mal nicht so schön aussieht: Sie ist ökologisch wertvoll, auch wenn man das nicht gleich sieht. Klaus Sellmair (li.) und Alois Angermaier stehen stellvertretend für die Landwirte. F: kw
Erding-Landkreis · Erholungsdruck in den Wäldern, auch als Folge der Pandemie, die vielen die Lust auf Reisen verdorben hat, dazu aber auch einiges Unverständnis über die „Sauerei“ auf den Feldern: Jagdverband und Amt für Landwirtschaft sind jetzt unabhängig voneinander, aber gleichzeitig in die Informations-Offensive gegangen.
Zunächst haben die Landwirte die vielen Blühflächen plötzlich zu erklären: Sie sind jetzt natürlich verblüht und sehen längst nicht mehr so schön aus wie im späten Frühjahr etwa, wenn alles in voller Blüte steht. Und prompt steigt wieder der Rechtfertigungsbedarf, vor allem an viel begangenen Spazierwegen in der Nähe von Wohnbebauung, wo die Menschen gern auch mit dem Hund Gassi gehen. Genau dort stehen darum jetzt Informationstafeln, die auch von der Europäischen Gemeinschaft mitfinanziert worden sind, die darauf aufmerksam machen, warum das jetzt dort so aussieht.
Dabei ist das eigentlich ganz einfach: Wenn die Blumen verblüht sind tragen sie Samenkörner, die entweder im kommenden Jahr zu neuen Blumen führen, oder vielen Vögeln als Nahrung dienen, oder beides. Darum wäre es Unfug, jetzt alles abzuräumen.
Die Verträge, die die Landwirte schließen, laufen entweder für einjährige Blühpflanzen oder für mehrjährige. Darüber hinaus gibt es solche Flächen, auf denen gewissermaßen blühende Zwischenfrüchte angebaut werden. Die dienen nicht nur Insekten, sondern auch der Bodenverbesserung, wenn dann mal das ganze Pflanzenmaterial untergepflügt wird. Es wird Humus aufgebaut, der Landwirt spart sich nach Information des Amtes sogar Kunstdünger.
Gleichwohl machen solche Flächen Arbeit, und die muss irgendwie ausgeglichen werden. Darum gibt es für den Landwirt aus öffentlichen Mitteln einen Ertragsausgleich. Die Sprecher der Behörde betonten unisono, dass kein Landwirt damit reich werden könne, ein Ausgleich für etwaige Ernteerträge aber natürlich sein müsse. Und die Landwirte machen mit, stellen sich der Verantwortung für Artenvielfalt und gehen offensiv in die Öffentlichkeit.
Die Jäger tun das auch. Sie müssen schauen, dass die viel mehr gewordenen Spaziergänger – das freie Betretungsrecht für den Wald ist ja erst kürzlich durch ein Gericht gestärkt worden – gewissermaßen geleitet werden. Phantastische Tieraufnahmen schaffen Sympathiträger: Zwei Rehkitze sind abgebildet. Das „Wohnzimmer“ ist das, was der Jäger „Tageseinstand“ nennt, und das sollte doch von Spaziergängern nicht betreten werden.
Also lautet der Appell, auf den Wegen zu bleiben. Genau so bitten die Jäger auf den aufwändig gestalteten winterfesten Schildern darum, die Natur nur bei Tageslicht zu genießen.
Der Grund ist klar: Gerade Rehwild ist in der Regel dämmerungsaktiv. Dann „tritt es aus“, wie der Jäger sagt, um zu äsen. Und: Rehe sind Wiederkäuer. Zum Wiederkäuen brauchen sie auch Ruhe (Wie Rinder übrigens auch). Was viele nicht wissen: In 24 Stunden muss ein Reh acht bis zwölf mal etwas fressen. Wer also diese scheuen Geschöpfe sehen möchte sollte sich an die Regeln halten, die auf den Schildern stehen. Die Rehe kennen diese Wege nämlich auch: Menschen auf Wegen heißt darum für sie: Alles klar. kw
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