Zeit der Dulten und Märkte

Schliersee · Von der Ernte auf den Markt

 Traditionelle Wollverarbeitung. Foto: Markus Wasmeier

Traditionelle Wollverarbeitung. Foto: Markus Wasmeier

München/Schliersee · Wie ich Ihnen letzte Woche erzählt habe, ist nun am Wochenende mit dem Erntedankfest das bäuerliche Wirtschaftsjahr eigentlich abgeschlossen. Ich darf Sie herzlich einladen, diesen Sonntag bei unserem Erntedankfest mit Feldmesse dabei zu sein.

Altbayerisches Dorf: Markus Wasmeiers Freilichtmuseum
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Inmitten der Schlierseer Berge ist der Herbst eine sehr schöne und bunte Jahreszeit bei uns im altbayerischen Dorf. Der Herbst ist aber nach der Ernte bereits wieder der Beginn des neuen Jahreskreislaufs. Die Felder werden für die neue Saat vorbereitet und bestimmte Sorten müssen noch jetzt angesät werden.

Die erwirtschafteten Erträge des Jahres werden in die Speicher und Lagerkeller gefüllt. Natürlich ist nicht alles unbegrenzt haltbar, da musste man sich von jeher Lösungen ausdenken. Gemüse und Obst zum Beispiel kann in kühlen Kellern eingelagert werden, wo man aber immer gut aufpassen musste, dass nicht doch Schädlinge wie etwa Nagetiere eindringen und die Vorräte vernichten.

In allen Höfen köchelten wochenlang die Einkochtöpfe

Des weiteren lässt sich Obst und Gemüse gut einkochen. Im Herbst köchelten in den Bauernhäusern deshalb wochenlang die großen Einkochtöpfe und es war viel Arbeit, alles abzufüllen und luftdicht zu verschließen. Aber die so verarbeiteten Lebensmittel waren den ganzen Winter über haltbar und versorgten die Bewohner auch in der erntefreien Zeit. Es gibt freilich noch mehr Möglichkeiten der Konservierung, zum Beispiel durch Dörren, was gerade auch bei Gemüse gut funktioniert sowie durch Einlegen. Außerdem kann man auch Salz verwenden, sicher kennen Sie Pökelfleisch. Allerdings war Salz ein teures Gut und nicht überall in den benötigten Mengen verfügbar. Deshalb war das Einkochen natürlich die verbreitetere Methode, denn die Energie, die man dazu brauchte hatte man mit Brennholz ausreichend zur Verfügung.

Viele Bauern waren Selbstversorger. Das heißt, sie bauten alles was sie brauchten selbst an und verarbeiteten es auch selbst weiter. Wirklich alles? Nach Möglichkeit schon, doch können Sie sich leicht vorstellen, dass das nicht immer vollständig geklappt hat. Vielleicht hatten die Obstbäume einen Unwetterschaden bekommen, die Blüten noch einen späten Frost oder vorbeiziehende Wildtiere hatten sich am Gemüsegarten vergriffen. In manchen Regionen war es klimatisch auch einfach nicht möglich bestimmte Sorten anzubauen. So war es am Ende des Jahres notwendig, die Vorräte entsprechend zu ergänzen und überschüssige Waren abzugeben, Sie hören es schon heraus, das klingt nach Markt.

Und in der der Tat war der Herbst die Jahreszeit für Märkte und Dulten, zusätzlich zu den selbstverständlich immer stattfindenden Wochenmärkten. Hier gab es die Möglichkeit Lücken im Lager zu schließen oder sich mit den eigenen Produkten etwas hinzuzuverdienen. Viele dieser Märkte hatten Volksfestcharakter, es gab manchmal ein Karussell, Puppenspieler oder andere Jahrmarktsattraktionen.

Aus diesen Märkten entwickelten sich übrigens auch die Weihnachts- und Adventsmärkte.

Auch wir im Freilichtmuseum wollen den Herbst nicht ohne einen Markt verstreichen lassen. In zwei Wochen, am 16. und 17. Oktober findet im altbayerischen Dorf unser historischer Handwerkermarkt statt. Handwerker aus ganz Bayern präsentieren Ihre Waren im Museumsdorf. Außerdem ist an diesem Wochenende auch Kirchweih, das sie mit Ente und Gans in unserem Wirtshaus zum Wofen gebührend feiern können. Ich darf Sie also herzlich einladen zu einem Marktwochenende voller Tradition, Genuss und Handwerkskunst und vorher vielleicht schon zu Erntedank?

Ich freue mich auf Ihren Besuch!

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 03.10.2021
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