Zurück zur Natur

Umweltfreundlich gärtnern ist Trumpf und spart Zeit

Sieht hübsch aus und bietet  zahlreichen Insektenarten Unterschlupf, eine selbst errichtete Steinpyramide. Bild re.: Wer seinen Garten mit insektenfreundlichen Pflanzen bestückt, darf sich auch über Schmetterlinge & Co freuen. F: Susanne Maier-Komer / hw

Sieht hübsch aus und bietet zahlreichen Insektenarten Unterschlupf, eine selbst errichtete Steinpyramide. Bild re.: Wer seinen Garten mit insektenfreundlichen Pflanzen bestückt, darf sich auch über Schmetterlinge & Co freuen. F: Susanne Maier-Komer / hw

München · Zum sechsten Mal fand dieses Jahr der Wettbewerb „Wir tun was für Bienen“ der Stiftung für Mensch und Umwelt statt, bei dem eine Fachjury in insgesamt zehn Kategorien bienenfreundliches Engagement auszeichnet. Susanne und Paul Maier-Komor konnten zusammen mit ihrer Tochter in der Rubrik „Gärten kleiner als 500 Quadratmeter“, in der insgesamt 49 Gärten antraten, den ersten Platz nach Unterschleißheim holen. Dies war Anlass, der Gewinnerin Susanne Maier-Komor einige Fragen zu stellen.

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Redaktionsleitung vom Wochenblatt, Heike Woschée, zum Thema Naturnaher Garten
Artikel vom 24.09.2021: So seh ich das

Wochenblatt: Sie haben sich richtig ins Zeug gelegt, Ihren Garten in ein Naturparadies zu verwandeln. Was war der Auslöser?

Suanne Maier-Komor: "Vor neun Jahren bestand unser Garten einfach aus einer frisch angesäten Rasenfläche. Was macht man als ahnungsloser Neugärtner? Man fährt in den Baumarkt und lässt buntes Zeug in den Wagen wandern: Rosen, Hortensien, Rhododendren – die üblichen Verdächtigen. Zu den ökologischen Zusammenhängen machte ich mir leider keine Gedanken. Das wurmt mich immer noch. Aber irgendwann kam Gott sei Dank die Erkenntnis: Alles blüht wie verrückt und trotzdem ist dieser Garten tot. Deshalb musste fast der ganze Altbestand ausziehen. Heute wächst hier auf kleinster Fläche Heimisches in großer Vielfalt.

Warum sind heimische Pflanzen so wichtig?

Suanne Maier-Komor: Jede der rund 4.000 einheimischen Pflanzen versorgt im Schnitt zehn Tierarten. Das Zusammenspiel hat sich im Laufe der Evolution so entwickelt. Aber der Großteil des gängigen Gartensortiments stammt aus aller Herren Länder. Hinzu kommt, dass die Staubgefäße häufig weggezüchtet wurden. Die rund 550 Wildbienenarten und die vielen anderen Insekten haben von Geranie, Petunie, Forsythie und Kirschlorbeer so viel wie von Plastikblumen. Vom heimischen Teufelsabbiss, der Resede oder dem Natternkopf hingegen profitieren zahlreiche Arten.

Haben Sie noch mehr verändert, als nur die Bepflanzung?

Suanne Maier-Komor: Neben dem Nahrungsangebot sind verschiedenste Strukturen entscheidend, damit Lebensraum entsteht. Der Radius der meisten Tiere ist ja vergleichsweise klein. Totholz findet sich an vielen Stellen: stehend, liegend, in Form eines Käferkellers. Trockenmauern und Steinpyramiden dienen als Unterschlupf. Ein kleiner Flachteich ist Trinkwasserstelle, etwa für Igel, Vögel und Insekten. Und natürlich durften auch Nisthilfen für Vögel und ein selbst gebautes Wildbienenhaus nicht fehlen.

Warum gibt es noch so wenige Nachahmer, obwohl doch alle seit Jahren vom Insektensterben reden?

Suanne Maier-Komor: Ich denke, vielfach sind es nicht hinterfragte Normen. Wir alle lieben Natur. Aber in unseren Gärten arbeiten wir ständig gegen sie. Man mäht eben immer den gesamten Rasen, auch wenn ein Weg genügen würde. Man vergeudet viel Energie für lebensfeindliche Ordnung, weil sonst der Nachbar schlecht von einem denken könnte.

Wie ist die Reaktion der Nachbarn?

Suanne Maier-Komor: Sehr positiv. Das Sand-Schotter-Gemisch im Vorgarten sorgte anfangs für Verwirrung. Aber genau auf mageren Böden gedeiht die größte Vielfalt. Den bunten Beweis kann jeder sehen.

Ihr Garten ist klein. Viele Menschen würden sagen: „Damit kann ich die Welt sowieso nicht retten.“

Suanne Maier-Komor: Mit diesem Gefühl der Ohnmacht kann man tatsächlich nichts bewirken. Ist es nicht kurzsichtig auf die Politik oder die Landwirtschaft zu schimpfen und beim eigenen Garten andere Maßstäbe anzulegen? Die Gesamtfläche deutscher Gärten entspricht immerhin der aller Naturschutzgebiete der Bundesrepublik. Und für jedes Tierchen, das hier lebt, ist dieser Garten wichtig. Heulen hilft nicht – Machen schon. Wer nur auf andere wartet, verpasst die Chance, sich und der Umwelt ein Geschenk zu machen.

Wie sehr hat sich Ihr Gartenbild verändert?

Suanne Maier-Komor: Oh, grundlegend! Ästhetik verbinde ich heute mit Natürlichkeit. Glücklich macht ein Garten einzig als LEBENsraum. Wie alles ist er nur von der Welt geliehen. Und meine Leihgabe möchte ich verantwortungsvoll behandeln - im Sinne des Verleihers …

Das Interview führte Evi Froschhammer.

Tipps für einen umweltfreundlichen Garten

Man kann viel tun, um seinen Garten für Vögel, Igel und Insekten auch im Herbst und Winter attraktiv zu gestalten. Das Beste daran, umso tier- und insektenfreundlicher ein Garten ist, umso weniger Arbeit macht er. Schon kleine Veränderungen in der Gestaltung des eigenen Gartens können dabei schon große Wirkung erzielen.

Zum Beispiel das Thema Laub: Alle Jahre wieder stöhnen viele Gartenbesitzer über das viele Laub und die Arbeit, die es macht, es zu entsorgen. Erst will es geharkt, dann verpackt und schließlich zum Wertstoffhof gefahren werden. Das muss nicht sein, denn Laub ist kein Abfall sondern Dünger. Laubpackungen eignen sich unter anderem für die Abdeckung von Rosen. Darüber hinaus kann man Laub unter die Hecken und Büsche häufeln oder sie ins Hochbeet packen (Mischen nicht vergessen). Darüber hinaus sollte man das Laub unter den Hecken auch für die Vögel liegen lassen, denn hier tummeln sich Käfer und Würmer, die auch im Winter für diese als Nahrungsquelle wichtig sind.

Wer sein Laub, oder einen Teil davon entsorgen will, wird vom Bund Naturschutz aufgefordert, dazu keinen Laubsauger/Bläser zu verwenden.

Auch für die Igel lässt sich im heimischen Garten allerhand tun. Wer den stacheligen Gesellen einen Igelunterschlupf zur Verfügung stellen will, sollte darauf achten, dass dieser warm, trocken, geschützt vor Regen und Wind beispielsweise unter einem Holzhaufen oder dem Fundament des Gartenhäuschens zu finden ist. Auch hier dient Laub als Wärmepolster für die kalten Monate. Auch für die Abdeckung abgeernteter Hochbeete eignet sich Laub, zusammen mit kleingeschnittenen Pflanzenresten aus dem Garten. Hier kann man auch getrost seine Teeblätter und seinen Kaffeesatz untermengen. Ab und zu muss man die Mischung durchhacken beziehungsweise einarbeiten, und spätestens im zeitigen Frühjahr wird man dann mit neuer, nährstoffreicher Erde für die ersten Pflanzungen belohnt.

Wer Vögel liebt, sollte im Garten auf insektenfreundliche Bepflanzung setzen. Empfehlenswert seien hier vor allem einheimische Pflanzen, wie beispielsweise Stauden, Phlox, Ringelblumen, Wildrosen und Schmuckkörbchen, um nur einige zu nennen. Auch Löwenzahn ist bei Insekten sehr beliebt.

Wer mag und Platz hat, kann auch einen Kasten für Fledermäuse an der Hauswand aufhängen, denn auch sie finden immer schwerer einen Platz, an dem sie wohnen können. Nach dem Abblühen der Pflanzen, soll man diese aber nicht sofort mit Stumpf und Stiel abschneiden, denn die Samenstände der Blumen dienten wiederum den Vögeln als Nahrung.

Abschneiden sollte man sie also erst dann, wenn sie leer gefressen sind. Wenn man Glück hat, haben sich diese Blumen sogar selber ausgesät, und man hat damit bereits den Grundstein für einen farbenfrohen Frühling im eigenen Garten gelegt. Geeignet ist dieses Prozedere für Ringelblumen, Cosmeen, Malven, Vergissmeinnicht und Sonnenblumen. Generell gilt die Faustregel so wenig abschneiden wie erträglich! An und in den Stängeln überwintern Schmetterlingslarven und auch so mancher Nützling.

Alternativ dazu kann man einen Stapel hohler Stängel an einem trockenen Platz ablegen und abgeschnittenes Grünzeug nicht gleich „entsorgen, sondern bis zum Frühjahr in einem nicht ganz so einsehbaren Eck liegen lassen.

Artikel vom 24.09.2021
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