Uralter Brauch wird am wichtigsten aller Marienfeste gefeiert

Kräutersegnung an Mariä Himmelfahrt

Weil nicht alle einen Bauerngarten mit Kräutern und Heilpflanzen ihr eigen nennen, wurden um die Zeit von Maria Himmelfahrt entsprechende wildwachsende Kräuter auf den Wiesen gesammelt. Kräuterbuschen, die am 15.8. gesegnet werden. F: hw

Weil nicht alle einen Bauerngarten mit Kräutern und Heilpflanzen ihr eigen nennen, wurden um die Zeit von Maria Himmelfahrt entsprechende wildwachsende Kräuter auf den Wiesen gesammelt. Kräuterbuschen, die am 15.8. gesegnet werden. F: hw

München/Landkreis München · Mit feierlichen Gottesdiensten und Kräutersegnungen begehen Katholiken am Sonntag, 15. August, das Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel. Es wird auch Mariä Himmelfahrt oder Frauentag genannt und gilt als wichtigstes unter den Marienfesten.

Traditionell werden zu Sträußen gebundene Kräuter gesegnet, die Gläubige zu den Gottesdiensten mitbringen. Mehr als 100 Kirchen im Erzbistum München und Freising feiern an diesem Tag auch ihr Patrozinium.

Im Münchner Liebfrauendom feiert der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, um 10 Uhr einen Festgottesdienst. Solisten der Capella Cathedralis und des Domorchesters singen die Messe Brevis in B von Wolfgang Amadeus Mozart. Einlass ist mit begrenzter Platzzahl ab 9.30 Uhr. Der Gottesdienst wird unterwww.erzbistum-muenchen.de/stream sowie auf dem Facebook-Kanal der Erzdiözese live übertragen.

Der Brauch der Kräuterweihe geht auf eine Erzählung des Johannes von Damaskus zurück, der als Mönch um 700 im Kloster Mar Saba bei Jerusalem lebte. Laut dieser Erzählung erfüllte „wundersamer Kräuterduft“ das Grab Marias. Auch aus dem 14. Jahrhundert ist eine Legende überliefert, wonach die Grabtücher, in die der Leichnam Marias gewickelt wurde, „gleich Balsam und der Blume der Lilien“ dufteten. Vor diesem Hintergrund werden in Bayern zu Mariä Himmelfahrt die zu Sträußen zusammengebundenen Kräuter gesegnet. Bei der Kräutersegnung wird über die Fürsprache Marias Gottes Heil erbeten. Darin drückt sich nicht nur die Achtung vor der Schöpfung aus, die Heilkraft der Kräuter symbolisiert auch die liebende Zuwendung Gottes zu den Menschen.

Traditionell werden lebensnotwendige und heilkräftige Pflanzen wie Brotgetreide, Heil- und Gewürzpflanzen eingebunden. Vor allem im Oberland wird in der Mitte eine Königskerze eingefügt. Hinzu kommen Rohrkolben und Rainfarn sowie Heilpflanzen wie Johanniskraut, Salbei, Schafgarbe und Kamille.

Als Gewürzpflanzen gehören Majoran, Thymian, Bohnenkraut, Minze und Liebstöckl in den Strauß, daneben die Hauptgetreidearten Hafer, Gerste, Weizen und Roggen. Oft wird der Kräuterbuschen auch mit Blumen aus dem sommerlichen Garten und einer Rose, dem Symbol für Maria, geschmückt. Gerade in bäuerlichen Familien werden die Kräuterbuschen kopfüber an einem schattigen Ort aufgehängt, getrocknet und später im Herrgottswinkel aufgesteckt. Das Kräuter-Sammeln ist aber nicht auf die Zeit vor Maria Himmelfahrt und das Binden von Kräuterbuschen beschränkt.

Vielmehr beginnt in dem Zeitraum um Maria Himmelfahrt der so genannte »Frauendreißiger«. »Das war früher für die Frauen die wichtigste Kräutersammelzeit des Jahres, da in dieser Zeit die so genannten Frauenkräuter blühen. Frauenkräuter sind Kräuter, die vor allem bei Frauenleiden wie beispielsweise Blasenentzündung oder Migräne besonders gut helfen«, berichtet Kräuterpädagogin Anita Himmer.

Bis zum 8. September – Maria Geburt – sollen die gesammelten Kräuter alle an anderen Zeiten gesammelten Kräuter an Kraft übertreffen, mit Ausnahme der Johanniskräuter, die genau zur Sommersonnenwende gepflückt werden, informiert sie. och lange vor dem Christentum waren es die heiligen oder symbolträchtigen Zahlen, die beim Sammeln eingehalten werden sollten. Die unterschiedlichen Arten sollten 3 und seine Vielfachen wie 9, 12, 33 oder gar 99 sein. Drei ist göttlich und seit Alters her bei den Menschen mit Religion verbunden.

Aber auch die 7 ist eine heilige Zahl, also kann man auch 7 oder ein Vielfaches davon an verschiedenen Kräutern sammeln. In einen traditionellen Kräuterbuschen gehört aber eine Königskerze, die auch als Donnerblume und Schutzpflanze gegen Blitzschlag helfen soll.

Gab es damals ein Gewitter, wurde ein Teil der Donnerkerze abgeschnitten und im Ofen verbrannt. Durch dieses Brandopfer sollten die Wettergötter später Gott Vater besänftigt und darum gebeten werden, den eigenen Hof zu verschonen. »Auch Beifuß lässt sich vom Strauß zum Räuchern abzupfen. Mit ihm kann man sehr gut Räume reinigen und segnen, da er keine negativen Schwingungen duldet. Sein Rauch reinigt und desinfiziert die Luft in unseren Räumen nach Krankheit und schafft so eine klare und gesunde Atmosphäre, die auch Gedanken klären kann, wenn man vor einer wichtigen Entscheidung steht«, verrät die Pflanzenkennerin. uq/hw

Artikel vom 13.08.2021
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...