Trotzdem mit Genuss Zwetschgendatschi essen

München/Schliersee · Datschizeit ist Wespenzeit

Das Bienenhaus am Rande des Dorfes.	 Foto: Markus Wasmeier

Das Bienenhaus am Rande des Dorfes. Foto: Markus Wasmeier

München/Schliersee · Ich habe Ihnen vor ein paar Wochen von untrennbaren bayerischen Paaren erzählt, als es um Ross und Schmied ging. Ein ebenfalls untrennbares Paar ist die Wespe und der Zwetschgendatschi, finden Sie nicht auch? Noch bevor man die erste Gabel genussvoll in den Mund schieben kann, summt es und ein gelb schwarzes Insekt schwirrt um den Teller.

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Die Farbe ist als Warnung zu sehen: »Mit mir ist nicht gut Kirschen essen!«, oder eben Datschi, da machen die Wespen keinen Unterschied. Und wenn man dann aufgeregt herumfuchtelt wird die Sache noch unangenehmer. Haben Sie schon ein Rezept dagegen gefunden? Dann lassen Sie es mich wissen, denn ich bin noch immer auf der Suche. Zahlreiche Hausmittel sollen helfen, Nelken, Kaffesatz oder man bietet den Wespen abseits des Tisches ein anderes attraktives Nahrungsangebot, die christliche Variante sozusagen.

Letzteres funktioniert zumindest anfänglich ganz gut, aber ich habe das Gefühl, dass man damit mit der Zeit eher noch mehr Wespen anlockt. Übrigens, Wespen stehen unter Naturschutz, Wespenfallen sind somit keine Option. Vor kurzem hat ein Besucher zu mir gesagt: »Was, diese Nichtsnutze stehen unter Naturschutz?« Ja, denn so ganz ohne Nutzen sind sie natürlich nicht. In der Nahrungskette haben die Wespen ihren festen Platz und ihre Aufgabe.

Ein Hornissenvolk vertilgt etwa ein halbes Kilogramm Insekten am Tag

Übrigens, auch die Hornissen zählen zur Familie der Wespen, wie der lateinische Name vespa crabro verrät. Und so sehr mir die kleineren Wespen auch auf die Nerven gehen, Hornissen sind schon majestätische Tiere. Groß und langsam und mit einer überzeugenden Gelassenheit ziehen sie Ihre Kreise in der Luft. Außerdem interessieren sie sich praktisch überhaupt nicht für unseren Datschi, denn sie sind Räuber und ernähren sich von anderen Insekten. Sie sind ganz nebenbei auch ein natürlicher Feind der gemeinen Wespe. Gemein kann man in diesem Zusammenhang zweideutig lesen, eigentlich meint vespula vulgaris soviel wie die gewöhnliche Wespe.

Wenn Sie sich jetzt weder für die eine noch die andere begeistern können, dann empfehle ich Ihnen die fast schon zahme »Schwester«, die Honigbiene. Bei uns im Museum haben Sie im Bienenhaus die Möglichkeit, den fleißigen Insekten bei der Arbeit zuzusehen. Nebenbei finden Sie bestimmt Zeit, die kunstvoll bemalten Stirnbretter der Bienenkästen zu bestaunen. Die meist religiösen Motive sollten die Bienen vor Unheil schützen.

Seit tausenden von Jahren erntet der Mensch den Honig der Bienen. Auch das Wachs ist ein kostbarer Rohstoff, zum Beispiel für Kerzen sowie für verschiedenen Salben wird Wachs als Grundsubstanz verwendet.

Erntete der Zeidler noch wild lebende Bienenstöcke im Wald ab, holten sie sich die Bienenbehausungen irgendwann zu sich an den Hof, der Beruf des Imkers entstand. Bei uns im Freilichtmuseum können Sie an manchen Höfen auch noch historische Bienenkörbe bestaunen, die sonst in der Regel nur als Dekoration genutzt werden. In unserem lebendigen Museum sind sie natürlich bewohnt. Wenn Sie dann zurück zum Mittelpunkt des altbayerischen Dorfes in den Biergarten des Museumswirtshauses »Zum Wofen« kommen, erwartet Sie vielleicht schon ein frischer Zwetschgendatschi.

Oder möchten Sie doch lieber einen Bienenstich? Ich weiß nicht, welche Kuchen an dem Tag an dem Sie uns besuchen gerade auf der Karte stehen, aber unsere hausgemachten Kuchen mit einer frischen Tasse Kaffee sind immer ein Genuss. Ach ja, und aufgrund des bisher durchwachsenen Sommers hält sich auch die Anzahl der Wespen deutlich in Grenzen. Ich freue mich auf Ihren Besuch!

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 09.08.2021
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