Massiver Protest

Neubiberg/Waldperlach/Neuperlach · Pläne für den Bau eines U-Bahnbetriebshofes stoßen auf Gegenwehr

Wollen gemeinsam dafür kämpfen, dass man weiterhin gut in Neuperlach, Waldperlach und Neubiberg leben kann:  Dr. Oliver Hellmund (li.), Stefanie Nytsch (Bildmitte) und Thomas Fels (r.)  Foto: hw

Wollen gemeinsam dafür kämpfen, dass man weiterhin gut in Neuperlach, Waldperlach und Neubiberg leben kann: Dr. Oliver Hellmund (li.), Stefanie Nytsch (Bildmitte) und Thomas Fels (r.) Foto: hw

Neubiberg/Waldperlach/Neuperlach · Der U-Bahnbetriebshof im Münchner Norden in Fröttmaning platzt aus allen Nähten. Die Stadt München hat sich deshalb entschlossen, einen weiteren Betriebshofes für die U-Bahn im Münchner Süden als geographischen Gegenpol zum bestehenden Betriebshof München-Nord in Fröttmaning zu bauen. Die Wahl ist dabei auf ein Grundstück gefallen, das an den U-Bahnhof Neuperlach Süd angrenzt.

Der Betriebshof soll an der Arnold-Sommerfeld-Straße in Neuperlach errichtet werden. Das Kernstück des Standorts ist die Werkstatthalle. An vier Arbeitsständen sollen die Züge gewartet und repariert werden. Im dortigen Anbau (Randbau) ist der Haupteingang des U-Bahn-Betriebshofs geplant. Angrenzend das Lager, die Abstellanlage für 30 Züge sowie eine Waschhalle. Auch ein Testgleis soll dort realisiert werden, hier legen die Züge nach einem Werkstattaufenthalt Testfahrten auf einem Abnahmegleis zurück (wir berichteten). Es hat eine Länge von ca. 900 Meter und endet vor der Grenze zu Neubiberg. Bei Bremsproben erreichen die U-Bahnen dort eine Prüfgeschwindigkeit zwischen 30 und 60 km/h.

Entgegen der Planungen aus dem Jahr 2017 sollen die Arbeiten im U-Bahnbetriebshof aber nicht von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr dauern, sondern auf 24/7 erweitert werden. Ebenso ist von der kompletten Einhausung, wie zunächst geplant, nicht mehr die Rede. Weite Teile des Areals liegen offen, womit sich die Lärmbelastung der Anwohner enorm erhöht. Die haben jetzt gegen die veränderten Pläne vehementen Protest eingelegt und sind dabei, Unterschriften dafür zu sammeln, damit die Planungen erneut aufgenommen und deutlich verbessert werden. Protest gibt es dabei auch aus dem Neubiberger Rathaus. Neubibergs Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU) erklärt dazu: "Grundsätzlich ist es wünschenswert, dass etwas für die Ertüchtigung des ÖPNV getan wird. Allerdings darf man dabei die berechtigten Sorgen der Anwohner nicht außer Acht lassen." Eine gerade eben so eingehaltene Lärmschutzverordnung reiche hier nicht aus, vor allem dann nicht, wenn die geplante Erweiterung der U-Bahnlinie von Neuperlach nach Taufkirchen/Ottobrunn (TUM-Campus auf dem Ludwig-Bölkow-Campus, Anm. d. Red.) noch ins Haus stehe, so Pardeller weiter.

Sinnvoll wäre es hier, so der Neubiberger Rathauschef, eine Gesamtplanung anzustreben und U-Bahn-Ausbau und U-Bahnbetriebshof zusammenzulegen. Aus dem Landratsamt München heißt es in einer Stellungnahme, dass man hierfür grundsätzlich grünes Licht gäbe, allerdings stünden vor so einem Schritt weitreichende Studien und Untersuchungen, die das Projekt auf jeden Fall herauszögern würden. Und Zeit ist das, was es laut der Stadt München nicht im Übermaß gibt. Genau die sei es aber, die man jetzt investieren müsse, um am Ende ein Ergebnis zu erzielen, mit dem alle Beteiligten gut leben können, fordern die Teilnehmer der Bürgerinitiative. Die Teilnehmer der beiden Bürgerinitiativen "BI Saubere Luft" und die "BI U-Bahnbetriebshof Neuperlach Süd Waldperlach Neubiberg wollen nicht die Leidtragenden einer vorschnellen Planung sein. Auch sie seien für eine Verbesserung und einen Ausbau des U-Bahnnetzes, aber bitte nicht auf Kosten von Gesundheit und Umweltschutz.

Das Kernteam der neuen Gruppe war seit Bekanntwerden der MVG-Betriebshof-Planung im Mai bereits in der Bürgerinitiative „Saubere Luft“ aktiv, die sich neben der drohenden Geruchs- und Lärmbelästigung durch eine geplante Biomasse- und Kompostieranlage auf dem Firmengelände der Fa. Werner an der Carl-Wery-Straße in Neuperlach seitdem auch kritisch mit dem geplanten Münchner Großprojekt auseinandersetzt. Wie groß die Resonanz auf das Thema ist, zeigen die bereits mehr als 2.900 Unterschriften der Online-Petition und der weiteren Unterschriftensammlungen, die die Mitglieder bislang gesammelt haben. "Wir streben mindesten 10.000 Unterschriften an", betont Dr. Oliver Hellmund, Sprecher der Bürgerinitiative Saubere Luft für Neubiberg und Waldperlach. Die neue Bürgerinitiative „U-Bahn-Betriebshof Süd“ wird besonders die Anliegen der Waldperlacher und Neuperlacher vertreten. „Uns Bürgern hier im Münchner Südosten wird hier ein Kuckucksei beträchtlicher Größe still und heimlich vor die Tür gelegt“, so der Sprecher der neuen BI, Thomas Fels aus Waldperlach.

Mit der neuen Aufstellung wollen die beiden Bürgerinitiativen in Neubiberg und München die gemeinsame Schlagkraft erhöhen, Aufgaben und Schwerpunkte sinnvoll aufteilen und eng verzahnt zusammenarbeiten. Unterstützt werden beide Initiativen darüber hinaus von der Siedler- und Eigentümervereinigung Waldperlach-Neubiberg e.V.. Die Teilnehmer der beiden BIs sind sich sicher, dass die Lärmbelastung, vor allem durch die Bremstests, die auch nachts durchgeführt werden sollen, enorm sein wird. Die gerade ebenso eingehaltenen Grenzwerte (für Anlagenlärm Grenzwerte von 50 Dezibel tagsüber und 35 Dezibel nachts, Anm. d. Red.) seien nicht tragbar, auch angesichts dessen, dass der künftige U-Bahnbetriebshof an den Neubiberger Umweltgarten angrenze, der für viele Bürger ein Ort der Erholung sei. Mit der Erholung sei dann angesichts des ständigen Lärmpegels schnell Schluss, sind sich die Mitstreiter der beiden BIs einig. Wer vom geplanten U-Bahn Betriebshof Süd betroffen ist oder die neue Initiative aktiv unterstützen will, kann über die Website bi-betriebshof-sued.de und die E-Mail kontakt@bi-betriebshof-sued.de Kontakt aufnehmen. Die die gemeinsame Unterschriften-Liste der Bürgerinitiativen kann man in mehreren Geschäften in Neubiberg, Waldperlach und Neuperlach oder online unter www.openpetition.de/betriebshofsued unterschreiben.

Weiter informieren kann man sich auch bei einer Veranstaltung der SPD Perlach-Waldperlach am 21. Juli um 19 Uhr im Wirthaus Leiberheim im Nixenweg 9. Teilnehmen werden die Projektleitung U-Bahn-Betriebshof Neuperlach Süd der Stadtwerke München und Nikolaus Gradl (Stadtrat der SPD). Moderation übernimmt Helena Schwinghammer (BA 16 / Vorsitzende SPD Perlach-Waldperlach). Die Veranstaltung findet mit Corona-bedingten Einschränkungen statt, die Hygiene- und Abstandsregeln müssen eingehalten werden. Derzeit ist die Teilnehmerzahl auf 50 Personen beschränkt.

hw

Artikel vom 20.07.2021
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...