Ein Haus, viele Möglichkeiten

Milbertshofen · Neu: "Unter den Arkaden" bietet Beratung für Menschen mit Behinderung

Uschi Weber und Michael Dörrich freuen sich über Besucher im Begegnungsort "Unter den Arkaden". Foto: Tanja Beetz

Uschi Weber und Michael Dörrich freuen sich über Besucher im Begegnungsort "Unter den Arkaden". Foto: Tanja Beetz

Milbertshofen · Sprachkurse und Kino-Nachmittage, Familienberatung und Nähkurse, kurz: ratschen, informieren, lernen – füreinander und miteinander, das bietet der Begegnungsort "Unter den Arkaden" in der Dientzenhoferstraße 68. Die Einrichtung ist nicht nur ein Mehrgenerationenhaus, sondern auch Bewohnertreff und Familienzentrum. Alles in einem. Unter dem Arkadendach. Träger ist das Euro-Trainings-Centre ETC e.V.

"Das Viertel so abbilden wie es ist"

Das Stadtviertel Milbertshofen-Am Hart verändert sich. Alte Häuser werden abgerissen, neue Wohnblöcke gebaut. Damit verändert sich auch die Nachbarschaft. "Wir wollen das Viertel so abbilden wie es ist", sagt Uschi Weber, Bereichsleiterin ETC e.V. München-Nord. "Bei uns ist jeder willkommen. Wir haben wieder geöffnet." Das hatte das Haus auch während der Lockdowns. Allerdings in eingeschränkter Form und natürlich mit Hygienekonzept. Beratungen beispielsweise konnten nur während eines Spaziergangs angeboten werden, beim sogenannten "Walk & talk", Besucher mussten klingeln, dann wurde ihnen die Tür geöffnet. "Uns war aber wichtig, trotzdem für die Bürgerinnen und Bürger da zu sein", so Uschi Weber. Inzwischen sei die Tür wieder geöffnet. "Aber die Leute klingeln trotzdem", sagt sie und lacht. Relikt aus der Lockdown-Zeit.

Lernhilfe und Spieletreff

Das Angebot im "Unter den Arkaden" ist riesig und deckt verschiedene Themenbereiche ab. Grund-, Mittel- und Förderschüler erhalten jede Woche beim sogenannten "LernZiel" fachgerechte Unterstützung in allen schulischen Fächern. "Mit dieser sozialpädagogischen Lernhilfe unterstützen wir Kinder, die eine Benachteiligung haben", sagt Uschi Weber. Die anfallenden Kosten würden von der Stadt München übernommen. "Aber auch die Eltern müssen eine Gelegenheit haben, sich zu treffen und auszutauschen." Regelmäßig gibt es eine Krabbelgruppe, ein Internationales Frauenfrühstück und einen Spieletreff. Und das ist nur ein Ausschnitt aus dem umfangreichen Wochenplan. Wer möchte, kann sich nach Terminabsprache die Haare schneiden lassen oder zum Upcycling-Kurs kommen. Beratungen werden ebenfalls groß geschrieben. Oft handelt es sich um Informationen über Schulen und Kindertagesstätten, geeignete Lernförderungen oder um Weiterleitungen an spezialisierte Stellen. "Wir können hier natürlich keine Schuldnerberatung leisten, aber wir wissen, wohin sich Betroffene wenden können", erklärt Uschi Weber.

Anlaufstelle für Inklusion

Seit Januar dieses Jahres ist das Mehrgenerationenhaus "Unter den Arkaden" auch eine Inklusions-Anlaufstelle. Neben dem Abbau von Barrieren sind Information, Beratung und Unterstützung wichtige Bausteine, um Menschen mit Behinderung noch mehr miteinzubinden und das Haus als Ort der Teilhabe bekannter zu machen. Michael Dörrich ist Behindertenbeauftragter des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart (BA 11). Seit Juli bietet er einmal im Monat eine Teilhaberberatung im Mehrgenerationenhaus an. "Eine Anmeldung ist nicht erfoderlich", sagt er. Mit einer Anmeldung sei schon wieder ein Hindernis aufgebaut und genau das wolle er nicht. Die Hemmschwelle solle möglichst niedrig sein. "Eigentlich", sagt er, "gibt es Menschen mit Behinderung nicht. Sie werden behindert. Es gibt Menschen mit Einschränkungen." Dörrich weiß, wovon er spricht. Seit einem Unfall vor über 30 Jahren ist er auf den Rollstuhl angewiesen. Und schließlich: "Barrierefreiheit ist ein Wert, der uns alle angeht", ergänzt er. "Da brauchst du keine Beeinträchtigung." Man denke nur an Eltern mit Kinderwägen. Michael Dörrich möchte beraten, aber auch Mut machen. Mut machen, hinauszugehen, teilzuhaben. "Durch die Pandemie ist die Isolierung noch größer geworden", weiß er. Die nächsten Beratungstermine stehen schon fest: jeweils am Mittwoch, 15. September, 13. Oktober, 17. November und 15. Dezember immer von 14 bis 17 Uhr.

"Kleine Dinge bewirken"

530 Mehrgenerationenhäuser gibt es bundesweit, 88 in Bayern. "Sie alle sind so verschieden wie ihr Standort", sagt Uschi Weber, die als Sprecherin aller bayerischen Mehrgenerationenhäuser sowie im Sprecherrat der bundesdeutschen Mehrgenerationenhäuser aktiv ist. Die ausgebildete Erzieherin holte über den zweiten Bildungsweg ihr Abitur nach und arbeitete als Mittelschullehrerin. Seit 1998 war sie zunächst über die Lernhilfen als freie Mitarbeiterin für den ETC e.V. tätig, dann wurde sie festangestellt. "Ich kann die Welt nicht ändern, aber ich kann kleine Dinge bewirken", sagt sie.

Weitere Infos gibt es unter www.unter-den-arkaden.de im Internet oder unter Telefon (089) 309054780.

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Artikel vom 20.07.2021
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