Ärger um Investor beim FC Wacker Innsbruck

Déjà-vu für Daniel Bierofka?

Schwere Rahmenbedingungen: Daniel Bierofka. Foto: Anne Wild

Schwere Rahmenbedingungen: Daniel Bierofka. Foto: Anne Wild

München/Giesing · »Dieselbe Scheiße passiert demselben Mann zum zweiten Mal«, lässt Schauspieler Bruce Willis seine Filmfigur, den New Yorker Polizisten John McClane, im Hollywood-Blockbuster »Stirb Langsam 2 – Die Harder« fluchen. So ähnlich mag sich Daniel Bierofka in Tirol fühlen. Der frühere Trainer des TSV 1860 München steht heute in Diensten des österreichischen Zweitligisten FC Wacker Innsbruck und erlebt dort während seiner ersten Saison Dinge abseits der Platzes, die ihm bekannt vorkommen dürften.

Im Saisonendspurt hatte der FC Wacker Innsbruck am letzten Spieltag dem SK Austria Klagenfurt sportlich den Vortritt lassen müssen. Die Tiroler verpassten damit die mögliche Aufstiegs-Relegation und beendeten die Meisterschaft auf Platz vier. Mittlerweile befindet man sich bereits in der Vorbereitung auf die neue Saison. Die Zukunft des Klubs steht indessen in den Sternen. Eine harte öffentliche Auseinandersetzung zwischen der Klubführung und ihrem aus Norddeutschland stammenden Geldgeber beherrscht den Verein.

Vor rund einem Jahr, im März 2020, stieg der Unternehmer Matthias Siems als zunächst anonymer Investor beim notorisch klammen FC Wacker ein. Es handele sich beim unbekannten »finanzstarken Förderer und Partner des Tiroler Traditionsvereins« um eine »alteingesessene Hamburger Kaufmannsfamilie mit globalem Netzwerk und unternehmerischen Schwerpunkten in den USA, im arabischen Raum und in Europa«, hieß es damals in einer Mitteilung des Klubs. Der Name Siems sickerte erst später durch. Repräsentant des Investors in Innsbruck ist der frühere Hamburger Profispieler Jens Duve. Durch den vorerst für einen Zeitraum von zehn Jahren fixierten Einstieg sei der Spielbetrieb für die nächsten Jahre gesichert, schrieb damals der Klub euphorisch. Doch wie zunächst die Tiroler Tageszeitung (TT) berichtete und der Klub mittlerweile bestätigte, sollen zugesagte Zahlungen verspätet oder gar nicht eingetroffen sein und ein interner Machtkampf den Klub entzweien.

Duve definierte bei seinem Antritt den sofortigen Aufstieg des FC Wacker in die Bundesliga, spätestens aber in der Folgesaison, als kurzfristiges sportliches Ziel. Möglich machen sollte dieses Vorhaben Daniel Bierofka, der seit seinem Aufstieg mit dem TSV 1860 München aus der Regionalliga Bayern über erste Meriten als Trainer verfügt. Der Start verlief jedoch holprig. Die mit dem Geld des Investors neu zusammengestellte Mannschaft fiel deutlich hinter die Wettbewerber zurück. Doch mit einer beherzten Rückrunde, in der die Schwarz-Grünen zuletzt acht Partien in Serie gewannen, darunter das wichtige Duell gegen den direkten Konkurrenten SK Austria Klagenfurt, pirschte sich das Team noch einmal an den Relegationsplatz heran, ehe am Ende doch die Kärntner die Nase vorn hatten.

Unzufrieden mit dem Management seines Anlageobjekts ließ der Investor kurzerhand die Geschäftsführung des Klubs gegen Vertrauensleute austauschen. Sportvorstand und Ur-Wackeraner Alfred »Ali« Hörtnagl, der Bierofka verpflichtet hatte, wurde Anfang Mai als Geschäftsführer der FC Wacker Innsbruck GmbH ebenso abgelöst wie sein bis dahin für die Finanzen des Klubs zuständiger Kollege Thomas Kerle und die bisherigen Prokuristen Peter Margreiter und Felix Kozubek. An ihre Stelle traten Jens Duve sowie dessen Sohn Dennis Duve und der Ex-Profi Dennis Aogo, der zuvor als Hospitant in Innsbruck tätig war.

Die vormalige Tiroler Führungsmannschaft ging in die Offensive und alarmierte die Mitglieder und Anhänger des Vereins. Die drei Deutschen wurden als Geschäftsführer wieder abberufen. Der Vorstand erklärte dazu: »Seit mehreren Monaten werden die vertraglich fixierten Leistungen seitens des Investors, nicht mehr in voller Höhe und Umfang geleistet, was den Verein und seine Tochtergesellschaften in finanzielle Schwierigkeiten gebracht hat. In zwei aufeinanderfolgenden Monaten konnten die Gehälter für Mitarbeiter und Spieler, aufgrund nicht geleisteter Zahlungen seitens des Investors, nur zu spät ausbezahlt werden.« Mittlerweile schulde der Investor »dem FC Wacker Innsbruck einen hohen sechsstelligen Betrag«. Man habe diesem, erklärte der Vereinsvorstand, einen statutenkonformen Rücktritt angeboten, »wenn der Investor seinen vertraglich und schriftlich gesicherten Leistungen nachkommt«. Mittlerweile ist die dafür gesetzte Frist ergebnislos abgelaufen. Die Zusammenarbeit zwischen den Tirolern und dem Norddeutschen scheint gescheitert.

Daniel Bierofka indessen hat das Training mit der Mannschaft des FC Wacker Innsbruck wieder aufgenommen. Gegenüber der Tiroler Tageszeitung erklärte der Ex-Löwen-Trainer: »Ich bin von 1860 in München schon einiges gewohnt, aber das jetzt in Innsbruck ist auch für mich eine neue Eskalationsstufe.«

(as)

Artikel vom 15.06.2021
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