Windrad-Bürgerentscheid

Ebersberg · Der Weg für bis zu fünf Windräder im Ebersberger Forst ist frei

68.229 Ebersberger stimmten mehrheitlich für das Windrad-Projekt im Ebersberger Forst. Bis zum Baubeginn, kann es allerdings noch etwas dauern. LRA Ebersberg

68.229 Ebersberger stimmten mehrheitlich für das Windrad-Projekt im Ebersberger Forst. Bis zum Baubeginn, kann es allerdings noch etwas dauern. LRA Ebersberg

Ebersberg · Am Sonntagabend, um 20.48 Uhr, stand das mit Spannnung erwartete Ergebnis fest: 52,74 Prozent aller Landkreisbürger haben im kontrovers duskutierten Bürgerentscheid für die mögliche Errichtung von fünf Windrädern im Ebersberger Forst gestimmt.

Bürgerentscheid: Windkraft im Ebersberger Forst
Windkraftanlagen im Ebersberger Forst
Artikel zur Windkraft-Energie im Ebersberger Forst

Bis auf die Gemeinden Anzing, Hohenlinden, Forstinning, Markt Schwaben und die Stadt Ebersberg haben alle Landkreisgemeinden "Pro Windkraft" gestimmt. Die meisten Befürworter hatte das Projekt in den südlichen Gemeinden Glonn, Baiern, Emmering, Bruck und Oberpframmern mit deutlich mehr als 60 Prozent Zustimmung. Die Wahlbeteiligung lag bei 61,89 Prozent, „das spricht für ein enormes Interesse an diesem Thema,“ sagte Landrat Robert Niedergesäß am Wahlabend im Landratsamt Ebersberg. „Damit haben die Bürgerinnen und Bürger uns jetzt einen Auftrag gegeben, dass wir mit den Bayerischen Staatsforsten einen Vertrag für die Begrenzung auf fünf Windräder schließen und in den weiteren Planungsprozess eintreten dürfen. Für die teils sehr leidenschaftliche Diskussion, das große Engagement im Bürgerentscheid und die sehr hohe Wahlbeteiligung bin ich sehr dankbar. Diese Wahlbeteiligung bestätigt, dass es der richtige Weg war, die Menschen in diese zentrale Frage auf diese Art und Weise einzubinden. Unsere Bürger interessieren sich für den Klimaschutz, den Naturschutz und unseren Ebersberger Forst“, sagt Landrat Robert Niedergesäß.

Das Ergebnis bedeute nun allerdings keineswegs einen schnellen Baubeginn. „Zunächst muss der Kreistag des Landkreises Ebersberg beschließen, eine Änderung der Landschaftsschutzgebietsverordnung einzuleiten, um überhaupt einen Bau von fünf Windrädern im Forst rechtlich zu ermöglichen - ein komplexes Prüf- und Genehmigungsverfahren, bei dem auch alle artenschutzrechtlichen Belange genauestens geprüft werden“, so der Landrat. Und weiter: „Ich bin froh, dass diese mehr als ein Jahrzehnt währende, zum Teil sehr emotionale Diskussion im gesamten Landkreis nun über den Bürgerentscheid zu einem basisdemokratischen Ergebnis geführt hat, das mit demokratischem Anstand nun auch von allen so respektiert und akzeptiert werden sollte. Mehr Demokratie kann man nicht anbieten. Es ist aber auch nicht die Stunde von Sieg oder Niederlage. Den Menschen liegen neben dem Klimaschutz auch der Naturschutz und unser Ebersberger Forst sehr am Herzen, auch dies wird durch das Ergebnis dokumentiert. Mir liegt nun sehr an einer Befriedung der teils aufgeheizten Situation. Dies gilt es im weiteren Verlauf der Planungen auch zu respektieren und sorgsam mit diesem hohen Gut Ebersberger Forst umzugehen. Auch wenn Kritiker standhaft das Gegenteil behauptet haben: Unser Wort gilt, mehr als fünf Windräder dürfen es nie werden.“ Bis zu fünf Windräder möchte die Green City AG im Ebersberger Forst errichten und dabei auch die Bürger am Projekt beteiligen. Vermarktet werden soll der Strom über den regionalen Stromanbieter EBERwerk. Die so erzeugte Energie soll zur Klimaneutralität des Landkreises beitragen. „Die fünf Windräder im Forst sind ein zentraler Schritt auf diesem Weg“, so der Landrat.

Für Dr. Willie Stiehler, Geschäftsführer der Energieagentur Ebersberg-München, ist die Entscheidung eine deutliche Bekräftigung der Landkreisziele und der Weg in die richtige Richtung: „Bis zum Jahr 2030 will der Landkreis frei von fossilen und anderen endlichen Energieträgern sein und damit einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dieses Ziel lässt sich aber nur mit dem Ausbau der Windenergie im gesamten Landkreis erreichen. Die Windräder im Forst müssen jetzt zügig geplant und in den nächsten Jahren konsequent gebaut werden.“ Auch Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger hat sich erleichtert über den Ausgang des Bürgerentscheids ausgesprochen: „Das ist ein gutes Signal für den Ausbau der Windkraft in Bayern. Das Ergebnis wird neuen Projekten mit sauberer Energie einen Schub geben. Denn wir brauchen neue Windenergieanlagen, damit wir die Energiewende schaffen und aus der Kohle- und Atomenergie rauskommen. Die Windenergieanlagen im Ebersberger Forst werden ein Fünftel aller Haushalte in Kreis Ebersberg mit regenerativer Energie versorgen. Zudem können die Bürger und Kommunen in die Anlagen investieren und an der Wertschöpfung beteiligtwerden. Energiewende mit Wertschöpfung vor Ort, das ist der richtigeWeg. Unsere Windkümmerer stehen bereit, um neue Energieprojekte zu unterstützen."

Die Enttäuschung auf Seiten der Windkraft-Gegner war und ist natürlich groß. Kerstin Mertens, Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst, kündigte bereits am Wahlabend an, gegen das Vorhaben klagen zu wollen, "bevor die Veränderung des Landschaftsschutzgebiets kommt.“ Die letzte Entscheidung bleibt also den Gerichten vorbehalten.

Artikel vom 17.05.2021
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