Gedenkfeiern & Aktionen anlässlich des 100. Geburtstages von Sophie Scholl

Die Widerstandskämpferin

Viele legten zum Gedenken auch am Grab von Sophie Scholl, auf dem Friedhof Perlacher Forst, einen Kranz, Blumen oder Kerzen nieder. Foto: hw

Viele legten zum Gedenken auch am Grab von Sophie Scholl, auf dem Friedhof Perlacher Forst, einen Kranz, Blumen oder Kerzen nieder. Foto: hw

München · Sophie Scholl, eines der wohl berühmtesten Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, wäre am vergangenen Sonntag, 9. Mai, 100 Jahre alt geworden. Anlässlich dieses Geburtstags fanden zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt.Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Landtagspräsidentin Ilse Aigner legten am vergangenen Freitag im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) bei einer Gedenkfeier einen Kranz, zu Ehren der von den Nazis getöteten Sophie Scholl, nieder.

Es sei beeindruckend, dass eine junge Frau bereit gewesen sei, ihr Leben für die Freiheit, ihr Gewissen zu opfern, äußerte sich Söder voller Respekt.

Im Februar 1943 wurden die 21-jährige Studentin und andere Mitglieder der NS-Widerstandsgruppe nach einer Flugblattaktion an der Münchner Universität, aufgedeckt durch den Hausmeister, verhaftet. Nur vier Tage später wurde sie zusammen mit ihrem Bruder Hans und Wiederstandsgruppen-Mitglied Christoph Probst wegen ihres Kampfes gegen das Nazi-Regime im Gefängnis Stadelheim nach einem NS-Schauprozess hingerichtet.

Auch an der Grabstätte im Friedhof am Perlacher Forst wurde an Sophie Scholl am Sonntag gedacht. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden legte einen Kranz für die Stadt München nieder sowie unter anderem der Bezirksausschuss 17 Obergiesing-Fansagarten und der TSV 1860 München.

Am Zaun in der Orleansstraße, neben dem Münchner Ostbahnhof, ist eines der wichtigsten Fotos der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" entstanden. Es ist der Ort, an dem sich vor 80 Jahren Sophie Scholl von ihrem Bruder Hans und anderen Mitgliedern der Weißen Rose verabschiedet hat, bevor diese in einen Zug an die Ostfront stiegen.

Dort brachten Mitglieder des Bezirksausschusses am Sonntag neue Gedenktafeln an und lasen aus Flugblättern und Briefen vor. Der bisherige Saal 3 des Maximilianeums wurde nach Vorschlag von Landtagspräsidentin Ilse Aigner in „Weiße-Rose-Saal“ am Montag umbenannt. „Es ist mir ein wichtiges Anliegen, dass wir am entscheidenden Ort der Demokratie in Bayern – dem Bayerischen Landtag – an den Widerstand gegen das NS- Regime erinnern“, so Ilse Aigner. Eine entsprechende Gedenktafel am Eingang des Saals wurde am 10. Mai feierlich enthüllt.

100 junge Menschen erinnern 100 Minuten lang

100 junge Menschen erinnerten 100 Minuten lang am vergangenen Sonntag auch auf dem Königsplatz an die mutige Widerstandskämpferin. Die von der Weiße-Rose-Stiftung veranstaltete Gedenkperformance stieß auf großes Interesse vor Ort und auch online.

Die würdevoll angelegte Performance umriss Dr. Hildegard Kronawitter, 1. Vorsitzende und ehrenamtliche Geschäftsführende der Weiße Rose Stiftung e.V. als „emotionale Erinnerung“, und sie betonte: „Gerade diese Aufführung mit theatraler Kunst kann die zahlreichen Berichterstattungen zu Sophie Scholls 100. Geburtstag abschließen und die Wirkung der Widerstandskämpferin verstärken.“

Schirmherr Oberbürgermeisters Dieter Reiter dankte den 100 Darstellern in seinem Grußwort mit „Ihr seid heute wie ein lebendes Denkmal auf dem Königsplatz“. Denn „an diesem historisch aufgeladenen Ort, dort vorne in der Brienner Straße, befand sich im sogenannten Braunen Haus die NSDAP-Parteizentrale. Jetzt ist dort das NS- Dokumentationszentrum, der vielbesuchte Lern- und Erinnerungsort.“ Den Werdegang von Sophie Scholl pointiert er mit den Worten „Aus Widersprüchen wurde bei ihr Widerstand“.

Die Performance am Königsplatz wurde durchgeführt im Rahmen des von der Weiße-Rose-Stiftung und der Bürgerstiftung Haar getragenen Projekts "Sophie Scholl_100", dessen zentraler Kern eine längerfristig angelegte Theateraufführung ist, in der junge Darsteller die Ideen und das Wirken der Widerstandskämpferin nachzeichnen und auf ihr eigenes Leben beziehen.

Pandemiebedingt werden die Aufführungen aber erst 2022 stattfinden können.

Das Video über die Veranstaltung ist unter https://youtu.be/ldSvqHwjLsg online verfügbar. Außerdem wird es im Nachhinein Fotomaterial und eine Filmdokumentation geben, wofür sich Interessenten unter https://www.blickwechsel.theater/termine/2021/05/09/premiere- sophie-scholl-100-jahre-fuer-die-freiheit vormerken lassen können.

DenkStätte Weiße Rose wieder offen

Die DenkStätte Weiße Rose am Lichthof der LMU ist ab 11. Mai für Besucher der Dauerausstellung wieder geöffnet. Die Ausstellung bietet einen umfassenden Blick auf die Geschichte der Weißen Rose und stellt ihren Widerstand in den Kontext von NS-Terrorherrschaft und verbrecherischem Krieg. Den Flugblättern gilt ein besonderes Augenmerk in der Ausstellung wie auch den ideengeschichtlichen Einflüssen, die in den Widerstandsaktionen zu erkennen sind.

In neun interaktiven Medienstationen werden die Biografien der Protagonisten der Widerstandsbewegung vermittelt und die Ausweitung des Widerstands über München hinaus erklärt. Ein eigener Abschnitt ist der Erinnerungsgeschichte der Weißen Rose von 1943 bis heute gewidmet.

Aufgrund der aktuell gültigen Infektionsschutzbestimmungen ist eine Anmeldung vor dem Besuch notwendig.

Bitte melden Sie sich rechtzeitig mit Namen, Kontaktdaten und dem geplanten Termin Ihres Besuches unter E-Mail info@weisse-rose-stiftung.de an. Öffnungszeiten (nach Voranmeldung) sind: Dienstag und Donnerstag, 11 bis 14 Uhr, Mittwoch und Freitag, 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. red

Artikel vom 13.05.2021
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