München · Beim Nachlass die Tiere nicht vergessen

Leiter der Auffangstation Dr. Baur und sein Team kümmern sich um Reptilien in Not. Foto: dm

Leiter der Auffangstation Dr. Baur und sein Team kümmern sich um Reptilien in Not. Foto: dm

München · 274 – so viele Tiere wurden seit Beginn 2021 in der Auffangstation für Reptilien, München e.V., aufgenommen. Damit ist klar – 2021 wird die Coronalage nicht wie im letzten Jahr erst mal alles verlangsamen. Ganz im Gegenteil – die Anzahl der Aufnahmen ist damit höher als in den letzten Jahren vor der Pandemie.

"Wir sehen zwar seit Jahren einen kontinuierlichen Anstieg der Aufnahmezahlen; wenn der jetzt gesetzte Trend sich jedoch weiterhin so entwickelt, werden wir 2021 eine neue Rekordzahl an Neuaufnahmen verzeichnen", berichtet Tierärztin Dr. Sandra Giltner.

Tierisches:

Dabei ist ein trauriger Höhepunkt dazu gekommen: "die Anzahl der Tiere, die aus Nachlässen, sprich von Verstorbenen, stammen. Gerade bei Tieren aus sogenannten Nachlassfällen stehen oft herzzerreißende Geschichten dahinter, die unseren Mitarbeitern auch noch Wochen später zu schaffen machen", erzählt Giltner. Allein im ersten Quartal kamen knapp 130 der Tiere aus solchen Situationen in die Auffangstation. Was die Aufnahme und Versorgung dabei so kompliziert macht, ist eine Kombination aus verschiedenen Faktoren.

So ist beispielsweise oft für den Fall des eigenen Todes vieles geregelt – die Versorgung der geliebten Haustiere wird dabei jedoch manchmal vergessen. Die Erben stehen dann hilflos vor einem Terrarium und wissen überhaupt nicht, an wen sie sich wenden können.

Dazu kommt, dass die meisten Nachlässe die finanzielle Versorgung der Tiere nicht regeln. Die Auffangstation musste allein dieses Jahr ca. 60 Tiere aufnehmen, für die keinerlei Kostenübernahme, auch nicht über das Nachlassgericht, getroffen werden konnte. Dies heißt um Umkehrschluss, dass die Tiere, welche oft ja selbst auch schon älter sind, intensive Pflege brauchen, die wir komplett aus Spenden finanzieren müssen. "Allein aus einem Nachlass kamen beispielsweise über 30 Schildkröten zu uns. In diesem Fall war uns der Halter bekannt und wir waren vorbereitet – ein Fall nur wenige Tage später traf uns jedoch völlig unvorbereitet und brachte uns über 20 Schlangen", berichtet Giltner.

Besonders trickreich ist auch die Vermittlung: Viele Nachlässe werden über Monate abgewickelt – Zeit, in der Tiere bei uns sitzen und nicht vermittelt werden dürfen, da die Besitzverhältnisse nicht geklärt sind", so Giltner weiter.

"Auch deshalb versuchen wir von der Auffangstation seit Jahren aufzuklären, welche Maßnahmen schon im Vornherein getroffen werden sollten. Generell gehört dazu auch, sich klarzumachen, dass Reptilien oftmals älter werden als Menschen und damit sicher eine Nachsorge brauchen werden. Aber auch die Erben sollten klar informiert werden, was mit den Tieren passieren soll, wenn der Besitzer eines Tages nicht mehr ist. Wir nehmen natürlich auch weiterhin jedes Tier aus solch tragischen Umständen an und beraten gerne bei allen Fragen rund um das Thema Nachlass, Erbschaft und Vorsorge für Tiere", so Giltner abschließend. Mehr Infos gibt es unter www.reptilienauffangstation.de

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Artikel vom 04.05.2021
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