Umstrittene Beschlussvorlage vor Abstimmung

Fußballfans befürchten Bannmeile in Giesing

Giesinger Wahrzeichen: Grünwalder Stadion. Foto: Anne Wild

Giesinger Wahrzeichen: Grünwalder Stadion. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Kommenden Dienstag ist der Kreisverwaltungsausschuss im Münchner Rathaus aufgerufen, neue Regeln für Fußballspiele in der Arena in Fröttmaning und im Stadion an der Grünwalder Straße zu beschließen. Die Beschlussvorlage von Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle (SPD) sieht unter anderem vor, den sogenannten »räumlichen Umgriff außerhalb des Stadions«, für den die Verordnung gelten soll, neu zu definieren. Es gehe im Kern darum, »Handlungsspielräume der Sicherheitsbehörden« zu erweitern.

Im Fall des Grünwalder Stadions soll der künftige Geltungsbereich der Stadionverordnung »bis zu den drei U-Bahn-Stationen Silberhornstraße (nördlich der Versammlungsstätte), Wettersteinplatz (südlich) und Candidplatz (westlich) inklusive aller dortigen unterirdischen U-Bahn-Geschosse und Aufgänge« reichen und zeitlich »an den jeweiligen Spieltagen ab vier Stunden vor Spielbeginn und bis zwei Stunden nach Ende« Anwendung finden.

Dafür sehen Fanvertreter keinen Anlass. Sie befürchten, dass die geplante Ausdehnung polizeilicher Befugnisse bis weit in das Quartier hinein erst zu einer Steigerung des Konfliktpotentials führt. In einer Stellungnahme argumentieren die »Löwenfans gegen Rechts« und die »Freunde des Sechzger-Stadions«, das Kreisverwaltungsreferat suggeriere mit seinem Entwurf fälschlich, »in Giesing könne man sich an Spieltagen nicht mehr aus dem Haus trauen«. Die Anhänger appellieren an die Münchner Stadtratsmitglieder, der Vorlage nicht zuzustimmen, denn hier würde »mit Kanonen auf Spatzen geschossen«.

Die Beschlussvorlage ist bereits der zweite Anlauf des Kreisverwaltungsreferenten. Schon im Juni vergangenen Jahres stand eine Neufassung der Stadionverordnung für die Münchner Spielstätten auf seiner Agenda. Damals wurde der Entwurf zurückgestellt, weil Böhles Vorhaben, künftig grundsätzliche alle Veranstaltungen in den Stadien als sogenannte »Risikospiele« mit entsprechend schärferen Auflagen zu klassifizieren, vielen Mitgliedern des Ausschusses allzu pauschal erschien. Doch die nun neu eingebrachte Fassung gleicht, abgesehen von kleineren kosmetischen Korrekturen – der Begriff »Risikospiel« fehlt –, im Wesentlichen der bereits einmal zurückgewiesenen.

Böhle bringt aber nun Zeitdruck ins Spiel. »Der Zeitpunkt der Änderungen kann nicht aufgeschoben werden, da am 15.06.2021 das erste Spiel der UEFA EURO 2020 in München stattfinden soll und deswegen aufgrund der baulichen Maßnahmen an der Arena ein Änderungsbedarf besteht«, schreibt sein Referat in der Sitzungsvorlage. Weiter heißt es darin: »Aus Sicht des KVR sollten für die beiden großen Fußballstadien in München die gleichen Regelungen gelten, weswegen die Grünwalder Stadionverordnung gleichzeitig mit angepasst werden soll.«

Seit 1995 leisten die Mitarbeiter des Fanprojekts München sozialpädagogische Fanbetreuung für junge Anhänger des TSV 1860 und des FC Bayern. Das Projekt ist an der Schnittstelle zwischen Fans, Vereinen und Behörden angesiedelt und wird gemeinsam vom Stadtjugendamt der Landeshauptstadt München und der Arbeiterwohlfahrt München getragen. Das Fanprojekt erklärt in einer fachlichen Stellungnahme zu den geplanten Änderungen: »In der Fanszene wird befürchtet, dass durch unklare Formulierungen willkürliche Maßnahmen ermöglicht werden.« Ein »zunehmend repressives Agieren der Behörden, könne zu mehr Widerstand führen.« Insgesamt würde von Fans die geplante Neufassung als unverhältnismäßig wahrgenommen.

(as)

Artikel vom 28.04.2021
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