Bürgermeisterin Verena Dietl begleitet Tour mit dem Münchner Wärmebus

München · Hilfe in kalten Nächten

Münchens Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl hat kürzlich Streetworker Christof Lochner mit dem Wärmebus begleitet. Foto: LHM

Münchens Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl hat kürzlich Streetworker Christof Lochner mit dem Wärmebus begleitet. Foto: LHM

München · Es ist Mittwoch, 18 Uhr. Münchens Straßen sind weitestgehend leer. Die Temperatur liegt um die null Grad an diesem Januarabend. Für Menschen ohne Dach über dem Kopf kann das eine große Gefahr bedeuten. "Klirrende Kälte und eisige Temperaturen machen das Leben auf der Straße besonders gefährlich“, sagt Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD).

Die 40-Jährige begleitete kürzlich eine Tour mit dem Münchner Wärmebus. Dieser soll obdachlosen Menschen die Möglichkeit geben, auch kurzfristig in eine Unterkunft gefahren zu werden – insbesondere in kalten Winternächten. Das Angebot basiert auf Freiwilligkeit, die Kosten trägt die Stadt. Drei- bis viermal die Woche suchen Streetworker/innen der Teestube „komm“ und der Beratungsstelle „Schiller25“ des Evangelischen Hilfswerks München mit dem Wärmebus Hilfebedürftige auf den Straßen und Plätzen Münchens auf.

Erste Station der Wärmbus-Tour ist an diesem Abend der Zentrale Omnibusbahnhof München. Dort hatten die Streetworker Ellen Mayrhofer und Christof Lochner kürzlich einen älteren wohnungslosen Mann angetroffen, der über Husten und Fieber klagte. Heute ist der Mann nicht da. Ob er in einem Krankenhaus aufgenommen wurde, ist nicht bekannt.

Verena Dietl ist selbst gelernte Sozialarbeiterin. Vor rund 15 Jahren hatte sie sich beim Evangelischen Hilfswerk als Streetworkerin beworben. „Ich wollte mich um Menschen kümmern, die den Halt verloren haben“, sagt sie. Meist seien es unglückliche Schicksalsschläge, dass Menschen auf der Straße landen. Den Job hat Dietl damals nicht bekommen. Umso mehr freut sie sich, diese Tour heute begleiten zu dürfen – nun als Bürgermeisterin.

Als nächste Station fährt der Wärmebus eine Unterführung in der Arnulfstraße an. Hier treffen die Streetworker auf einen Kroaten, der alles verloren hat: Wohnung, Job, Ausweis, Geld. In die Bayernkaserne möchte er nicht, denn er will nicht ohne seine Frau schlafen. Paare, die sich nicht trennen wollen, seien keine Seltenheit, erzählen die Streetworker. Eine gemeinsame Übernachtungsmöglichkeit ist derzeit allerdings in Münchens Notunterkünften nicht möglich. Dafür möchte sich Bürgermeisterin Verena Dietl nun einsetzen: „Ich werde prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, dass Paare in Münchens Notunterkünften zukünftig zusammen übernachten können."

Der dritte und letzte Stopp an diesem Abend ist eine verlassene Passage in der Nähe des Hauptbahnhofs. Ein Mann um die 50 sitzt in einem Hauseingang. Viele Decken und ein dicker Schlafsack liegen bereit. Der Kontaktaufnahme ist er zwar zugetan, zu einer Fahrt in eine Notunterkunft ist er aber nicht zu bewegen. Auch er verbringt die Nacht lieber auf der Straße. Die Streetworker geben dem Mann eine Adresse, wo er am nächsten Tag duschen kann und etwas zu Essen bekommt. „Es ist beeindruckend, mit wie viel Feingefühl die Streetworker die Wohnungslosen an ihren Schlafplätzen aufsuchen und sie davon zu überzeugen versuchen, bei dieser Kälte in eine Unterkunft zu gehen, da das Risiko einer Selbstgefährdung sehr hoch ist“, sagt Dietl.

8.677 Menschen sind in München derzeit wohnungslos, davon leben etwa 550 auf der Straße. Für sie eröffnete die Stadt den Kälteschutz in der Bayernkaserne. Der Wärmebus soll als Ergänzung zur Streetwork die Hilfebedürftigen in die Räume des Kälteschutzprogramms, in das Haus an der Pilgersheimer Straße (Unterkunft für wohnungslose Männer) oder das Frauenobdach Karla 51 bringen. „Es geht nicht nur um Wärme, sondern auch um Herzenswärme", meint Dietl.

Artikel vom 27.01.2021
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