Getrennt und vereint

Ausstellung in Unterschleißheim zum Tag der Deutschen Einheit

Vor der Ausstellung (v.l.n.r.): Zweiter Bürgermeister T. Schlagintweit, Erster Bürgermeister C. Böck, Stadträtin L. Meyer und Ortschronist von Oberschleißheim O. Bürger  Foto: VA

Vor der Ausstellung (v.l.n.r.): Zweiter Bürgermeister T. Schlagintweit, Erster Bürgermeister C. Böck, Stadträtin L. Meyer und Ortschronist von Oberschleißheim O. Bürger Foto: VA

Unterschleißheim · 60 Karikaturen von 30 Zeichnern erzählen im Bürgerhaus Unterschleißheim Geschichten von Teilung, Trennung und Wiedervereinigung, die zusammen eine Geschichte der Befreiung ergeben. Passend über den Tag der Deutschen Einheit hinweg wurde die Ausstellung sogar bis zum Sonntag, 11. Oktober 2020, verlängert.

Fast sechs Jahrzehnte nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 und 31 Jahre nach ihrem Fall erinnert die Ausstellung "Deutschland/Deutschland" an die staatliche Teilung, die deutsch-deutsche Trennung ab 1949 und schließlich an die Wiedervereinigung im Oktober 1990. Eröffnet wurde sie am 10. September 2020 vom Ersten Bürgermeister Christoph Böck – als erste Vernissage nach dem Beginn der Coronaepidemie.

„Die Gänsefüßchen lernen laufen“

Wer wusste, dass Satzzeichen hochpolitisch sein können? Wer kann sich noch daran erinnern, dass man DDR früher häufig mit Anführungszeichen gelesen hatte? Bis zum 1. August 1989 hatten alle Blätter des Axel-Springer-Verlages die Abkürzung DDR nur mit Gänsefüßchen gedruckt. Denn diesen Teil Deutschlands wollte man nicht als Staat anerkennen und als demokratischen schon gar nicht.

Eine Karikatur der Ausstellung, „Die Gänsefüßchen lernen laufen“ von Dieter Rabenau, greift die damalige Politik der Satzzeichen auf. Rabenau zeichnete die Gänsefüßchen augenzwinkernd als Menschenfüße: Denn irgendwann waren sie nämlich weg und zwar nicht nur die Anführungszeichen, sondern auch gleich ein Teil der Bevölkerung. 1989 flüchteten 280.000 DDR-Bürger in den Westen. Erster Bürgermeister C. Böck hatte sich bei der Eröffnung diese Karikatur herausgegriffen und auf die positiven Folgen der Teilung, auch für Unterschleißheim hingewiesen, wie die Partnerschaft mit Lucka/Thüringen gleich 1990, ein Jahr nach dem Fall der Mauer zeigt.

Dass der Staat im Osten sehr wohl ein Staat war, der ernstgenommen werden wollte, bewies die Härte, mit der man denen begegnete, die seine Existenz und Macht infrage stellten. Daher mussten sich die Karikaturisten vor dem Mauerfall mit Kritik zurückhalten. Von der gebotenen Vorsicht zeugt der Plakatentwurf „Eine gute Pointe muss sitzen“, die einen Mann in Sträflingskleidung zeigt.

Eine der Aussagen ist, dass die Mauer immer noch in den Köpfen einiger Menschen sei, etwa bei der Karikatur "Mauer hier, Mauer da" (Mussil, 1998): "Die Mauer steht noch in hundert Jahren", meinte Erich Honecker 1989 trotzig. Bald danach wurde die Mauer niedergelegt. Sie bleibt in manchen Köpfen in Ost und West bis auf den heutigen Tag erhalten.

Ort der Ausstellung ist der Unterschleißheimer Rathausplatz 1.

Artikel vom 03.10.2020
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