Jubiläumsausstellung im Alpinen Museum in München

100 Jahre Bergwacht

Der Bergwacht Bayern gehören 3500 aktive Bergretter an. Über 8500 Einsätze sind es jährlich. Rechts: Alle Bergretter durchlaufen eine herausfordernde Ausbildung, um für den Ernstfall vorbereitet zu sein. F: T. Vogg, BW Grainau / Bergwacht Bayern

Der Bergwacht Bayern gehören 3500 aktive Bergretter an. Über 8500 Einsätze sind es jährlich. Rechts: Alle Bergretter durchlaufen eine herausfordernde Ausbildung, um für den Ernstfall vorbereitet zu sein. F: T. Vogg, BW Grainau / Bergwacht Bayern

München · Im "Corona-Sommer" ist vieles anders. Auch für die Bergwacht Bayern, die heuer ihr 100. Bestehen feiert. In diesem Sommer zieht es mehr Menschen als sonst in die Berge, da viele Reiseziele wegen der Pandemie und der Reisewarnungen ausfallen.

> Historischer Abriss: Geschichte der Bergwacht Bayern

Aber auch schon vor Corona werden an schönen Wochenenden viele Regionen in den Alpen regelrecht überrannt.

Das Stichwort "Overtourism" machte diesen Sommer häufiger die Runde. Der "Run" auf die Berge geht auch oftmals mit Schwerstarbeit für die Bergwacht einher. Im Schnitt müssen die 3.500 Bergretter in den bayerischen Alpen, den Mittelgebirgen und in Höhlen jährlich rund 8.500 Rettungseinsätze, darunter 1.000 Such- und Sondereinsätze und 5.000 einfache Hilfeleistungen bewältigen. Darunter fallen auch regelmäßig spektakuläre Rettungsaktionen in anspruchsvollem Steil- und Felsgelände.

So war die Bergwacht Berchtesgaden an diesem Montag alleine zwölf Stunden lang am Watzmann im Einsatz, um zwei unverletzte, verstiegene Bergsteiger aus Mittelfranken aus der Ostwand zu holen. Eine anhaltende Nebelschicht verhinderte den ganzen Tag über einen direkten Anflug per Heli, sodass die Retter mit den beiden erschöpften Männern zu Fuß zur Südspitze auf- und dann ins Wimbachgries absteigen mussten.

Auch die Bergwacht Garmisch-Partenkirchen muss regelmäßig an schönen Wochenende ausrücken. Dabei bringen es die Helfer samstags und sonntags oftmals auf mehr als zehn Einsätze. Die häufigsten Einsatzgründe sind zumeist Verletzungen am Bein oder Fuß durch Sturz, Ausrutschen oder Umknicken. Sehr oft ereigneten sich auch gesundheitliche Notfälle, besonders Kreislaufprobleme an warmen Tagen.

Ob es wegen "Corona" im Vergleich zum Vorjahr häufiger zu Einsätzen kommt ist allerdings erst am Ende der Saison im September möglich zu sagen, erklärt Johannes Zollner, Geschäftsführer bei der Bergwacht-Region Hochland. Denn erst dann liegen aussagekräftige Zahlen vor, die es erlauben, Schlüsse zu ziehen.

Doch nicht nur im Fels wartet Arbeit auf die Bergwachtler, sondern auch im Museum. Zur Feier des 100-jährigen Jubiläums der Bergwacht Bayern ist vom 30. August bis 27. September eine einmalige Jubiläumsausstellung im Festsaal des Alpinen Museums des DAV auf der Praterinsel München zu sehen.

Geboten wird eine Zeitreise durch die Entwicklung der Bergwacht von ihren Anfängen als Natur- und Sittenwacht bis hin zur professionellen Bergrettungsorganisation. In den sechs von der Bergwacht München konzipierten Themenwelten sind zahlreiche Exponate, Dokumente, Bilder, Aufzeichnungen und Videosequenzen aus der 100-jährigen Geschichte der Bergwacht zu sehen. An den Wochenenden wird die Ausstellung durch interaktive Veranstaltungen im

Museumspark ergänzt. Jede Veranstaltung befasst sich im Kern mit einem bestimmten Thema rund um die Bergrettung und das sichere Verhalten im Gebirge. Zum Auftakt werden Mitglieder der Bergwacht am Sonntag, 30. August, über die Technik, Fahrzeuge und Rettungsmaterial Auskunft geben.

Die ersten Ideen für eine Jubiläumsausstellung kamen im Juli 2018 auf. Treibende Kraft hierbei war die Bergwachtbereitschaft München. Mit dem Alpinen Museum des DAV auf der Praterinsel wurde frühzeitig ein passender Ausstellungsort gefunden. Von der Konzeption, über das Zusammentragen der Exponate, bis hin zu Flächendesign und Veranstaltungsplanung liegt die Ausstellung federführend in den Händen eines Teams von ehrenamtlich engagierten Einsatzkräften der Bergwacht München.

Der professionelle Bau der Ausstellungswände erfolgte durch die Behindertenwerkstatt der Stiftung Pfennigparade. Als Material wurde, soweit möglich, ausschließlich natürliches Holz verwendet.

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Historischer Abriss: Geschichte der Bergwacht Bayern

Am 14. Juni 1920 wird die Bergwacht Bayern als eine Art „Natur- und Sittenwacht“ ins Leben gerufen. Die Unterzeichnung der Gründungsurkunde erfolgte im Hofbräuhaus München. Als erste Bergwacht-Bereitschaften gelten München, Wolfratshausen, Bad Tölz und Mittenwald.

Bereits 1898 wird in München der „Alpine Rettungsausschuss“ gegründet. Er gilt als Startpunkt der organisierten Bergrettung in den Bayerischen Alpen. 1899 entstehen erste Rettungsstationen in Füssen, Garmisch, Weilheim, Mittenwald, Fall, Bad Tölz und Miesbach. 1904 werden unter dem Dach des Alpenvereins vom Allgäu bis nach Berchtesgaden Alpine Rettungsstellen eingerichtet und die Professionalisierung schreitete voran.

Im Laufe der Jahrzehnte beweisen sich die Bergwachtler in vielen, teils aufwendigen Rettungseinsätzen. 1957 gelingt die erste Lebendrettung aus der Eiger Nordwand unter Initiative der Bergwacht Bayern mit dem Münchener Bergrettungspionier Ludwig „Wiggerl“ Gramminger an der Spitze. 1965 kommt es auf dem Zugspitzblatt zu einem verheerenden Lawinenabgang. Bis zu 800 Retter sind unter Führung der Bergwacht fünf Tage im Einsatz um Verschüttete zu bergen.

An Pfingsten 2014 wird ein Höhlenforscher in der Riesending-Schachthöhle am Berchtesgadener Untersberg in knapp 1.000 Meter Tiefe von einem Stein getroffen und erleidet ein Schädel-Hirn-Trauma. Die bis heute aufwendigste Höhlenrettungsaktion mit über 700 Helfern aus Deutschland, Österreich, Italien, Kroatien sowie der Schweiz konnte erfolgreich beendet werden.

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Artikel vom 21.08.2020
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