Vorsichtige Öffnung der Altenheime

Zwischen "Wiedersehensfreude" und einer "Riesen-Herausforderung“

Im Caritas-Altenheim Gräfelfing nutzten Angehörige am Wochenende die Gelegenheit, ihre Eltern zu besuchen. Foto:  Caritas München

Im Caritas-Altenheim Gräfelfing nutzten Angehörige am Wochenende die Gelegenheit, ihre Eltern zu besuchen. Foto: Caritas München

München · Die behutsame Öffnung der Altenheime am vergangenen Wochenende hat sich für die Senioren und für deren Angehörige gelohnt. „Das war wirklich prima. Die Freude, nach sieben Wochen Besuchsverbot, Kinder, Enkel oder Lebens- partner/-innen wiederzusehen, war für unsere Bewohnerinnen und Bewohner sehr groß und rührend“, erklärt Gabriele Stark-Angermeier, Vorständin des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising.

„Die Seniorinnen und Senioren hatten sehr unter dem mehrwöchigen Kontaktverbot zu ihren Liebsten gelitten und nehmen daher auch die hohen Sicherheitsvorkehrungen mit Mindestabstand, Maskenpflicht und Beschränkung auf kurze Begegnungen gerne in Kauf.“

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Ausdrücklich bedankt sich die Caritas-Vorständin, die für Soziale Dienste und Einrichtungen des Sozialverbands zuständig, ist bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Altenheimen, die nicht nur am Wochenende, sondern seit Beginn der Corona-Pandemie Herausragendes geleistet hätten, um die Krise zu bewältigen. „Der Publikumsapplaus, analog und digital, für die Pflegefachkräfte ist mehr als berechtigt. Genauso zollen wir auch den vielen Kollegen und Kolleginnen in der Hauswirtschaft, in der Haustechnik, in der Verwaltung oder in der Sozialen Betreuung unseren größten Respekt. Sie springen ein, wo immer Hilfe nötig sei“, lobt Stark-Angermeier.

Last not least hätten auch die Führungskräfte in den Altenheimen mehrere Sieben-Tage-Wochen und viele 12-Stunden-Schichten hinter und vor sich, um die Auswirkungen der Krise für Bewohner und Mitarbeiter möglichst erträglich zu halten. Dabei stehe die Sicherheit und Minimierung des Ansteckungsrisikos immer an erster Stelle, unterstreicht die Vorständin. Aus diesem Grund hätte bei einzelnen Altenheimen die Besuchsmöglichkeit noch weiterhin ausgesetzt werden müssen, weil vereinzelte auf Covid-19 positiv getestete Bewohner bzw. Mitarbeiter in den Einrichtungen seien. In den anderen Häusern konnten zwischen 20 und 30 Besuche am Tag realisiert werden. Für Angehörige, die noch nicht zu Besuch kommen konnten, könne dies in den nächsten Tagen nachgeholt werden.

Auch die Caritas-Geschäftsführerin für die Altenheime Doris Schneider zieht eine positive Bilanz des ersten Besuchswochenendes nach der neuen Regelung. Gerade für betagte und demenziell erkrankte Senioren und Seniorinnen sei soziale Isolierung fatal. „Sie vereinsamen und bauen teilweise auch in ihren kognitiven Fähigkeiten ab. Die Zuwendung, die Angehörige und Freunde geben und leisten können, ist enorm wichtig“, erläutert Schneider. Dennoch mahnt sie zur Vorsicht: „Wir müssen das Kontaktbedürfnis der Bewohner ständig abwägen gegen eine mögliche Infektionsgefahr durch Besuche.“ Selbst wenn die Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen hoch seien, könne ein Restrisiko der Ansteckung wohl nie ausgeschlossen werden. Deshalb fordert Schneider deutlich mehr Testkapazitäten, und vor allem mit Ergebnissen nach spätestens 24 Stunden.

Die Lockerung des strikten Besuchsverbots in Altenheimen durch die Bayerische Staatsregierung bezeichnet Stark-Angermeier als ersten Schritt in die richtige Richtung, der aus humanitären Gründen überfällig gewesen sei. Als „sportlich“ kritisiert sie allerdings den kurzen Zeitrahmen, den die Staatsregierung den Altenheim-Trägern zugemutet hatte. „Solch eine Umsetzung binnen drei Tagen ist eine erhebliche organisatorische Herausforderung, die mit personellem und finanziellem Mehraufwand verbunden ist“, erläutert die Vorständin und verlangt hierfür staatliche Unterstützung.

Die Caritas hatte schon länger eine Lockerung des strikten Besuchsverbots gefordert. Entsprechende Hygiene- und Schutzkonzepte waren bei den Behörden eingereicht worden, auf die der Wohlfahrtsverband nun zurückgreifen konnte. Vom 21. März bis 8. Mai waren die Altenheime in Bayern für Besucher und Gäste tabu. Seit Samstag sind Besuche von einzelnen Kontaktpersonen bei den Altenheim-Bewohnern unter strengen Sicherheitsvorkehrungen wieder möglich.

Artikel vom 15.05.2020
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